Die intensive Probenphase vor der Premiere hat begonnen: In dieser Szene kündet die Kriegsberichterstatterin (Maike Krauss) vom Krieg in den Nachbargärten – und die anderen reden das klein. Foto: Johanna Wais

Furcht und Falschheit herrschen Theresia Walsers Stück „Die Kriegsberichterstatterin“. Das Theater-Ensemble im Kesselhaus bringt es in Weil am Rhein auf die Bühne.

Aufmerksame Theaterfans werden sich erinnern: Bereits 2012 hat Simone Lüdi „Die Kriegsberichterstatterin“ von Theresia Walser mit der damaligen Kesselhaus-Theatergruppe von Tempus fugit auf die Bühne gebracht.

 

Nun gibt es eine Neuauflage durch das Theater-Ensemble im Kesselhaus: 2025 sei die Gesellschaftssatire aktueller denn je, so Regisseurin Lüdi: „Nur auf sich selbst zu gucken, nicht wahrhaben zu wollen, was draußen in der Welt vor sich geht“, das sei heute, in Zeiten multipler weltweiter Krisen und Kriege, wieder eine verbreitete Haltung.

Der Gegenwartsbezug entsteht auch durch Zwischentexte der echten Kriegsreporterin Luzia Tschirky, die Regieassistentin Julia Ohm sorgfältig ausgewählt hat.

In Walsers Stück kreisen die Mitarbeitenden eines Sprachinstituts bei einem herbstlichen Gartenfest um sich selbst und um ihren Chef, Herrn Fütterer – souverän gespielt von Roberto Greuter.

Furcht und Verharmlosung bestimmen das Handeln

Furcht und Falschheit bestimmen das Handeln der Gesellschaft, die sich nach Kräften bemüht, das geheimnisvolle Mädchen und seine beunruhigenden Botschaften vom Krieg in den Nachbargärten kleinzureden und zu verharmlosen.

Nicht nur ignorieren die Feiernden die Botschaften des – eindringlich von Maike Krauss verkörperten – Mädchens: Obwohl sie selbst im Überfluss schwelgen, können kann sie ihm auch „leider“ nur ein Glas Wasser anbieten. Das trinkt die Kriegsberichterstatterin so gierig, dass man ahnt: Dort, wo sie herkommt, herrscht Mangel.

Ganz im Gegensatz zu dem düsteren Gesellschaftsbild, das hier gezeichnet wird, steht der Geist des Kesselhaus Theater-Ensembles selbst.

„Schauspielerei bereichert das Leben“

Claudia Palladino gehört mit 30 Jahren Bühnenerfahrung zu den alten Hasen der Truppe und schwärmt von der „Bubble“, die sich durch die harmonische Gruppe ergebe. Sie liebt die Schauspielerei, denn diese bereichere ihr Leben und öffne Horizonte.

Barbara Wellinger und Thomas Schuster, auf der Bühne das Ehepaar Mückenmüller, erzählen ebenfalls mit leuchtenden Augen von dem Probenprozess und den Gefühlen so kurz vor der Premiere: Wellinger, für die es die allererste Produktion ist, gefallen die intensive inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Text, die Aufwärmspiele beim Proben und das „Eintauchen mit Körper und Geist“.

Intensive Endspurtphase

Thomas Schuster bringt etwas mehr Bühnenerfahrung mit, er hat sogar ein Jahr an der Theaterschule Basel Schauspiel gelernt. Natürlich sei er trotzdem aufgeregt, aber er findet die Nervosität „spannend“ und genießt die „besondere, intensive Zeit“ in der Endspurtphase.

Alle drei schwärmen vom Sprachwitz in Walsers Stück, den temporeichen Dialogen und dem psychologisch raffinierten Aufbau: So wirke es, als plappere die von ihr gespielte Iris Schwerdtfeger nur oberflächlich daher, doch dann „haut sie auf einmal Sätze raus, die es in sich haben“, beschreibt Claudia Palladino ihre Rolle.

Premiere am Donnerstag

Zu sehen ist das etwa zweistündige Stück vom Donnerstag, 23., bis Samstag, 25. Oktober, jeweils um 20 Uhr im Kulturzentrum Kesselhaus, Am Kesselhaus 9, 79576 Weil am Rhein.

Karten sind beim Kulturamt Weil am Rhein und in den Vorverkaufsstellen Tourist-Info Weil am Rhein, Reisebüro Rebland Haltingen und im Best-Reisebüro Rebland Efringen-Kirchen sowie den weiteren bekannten Vorverkaufsstellen im Weiler Umland erhältlich.