Pfarrer Philipp Haas überreichte Bürgermeister Frank Schroft ein buntes Lichtkreuz, das ins Fenster gestellt wird, als Dankeschön für den ersten Sofa-Talk. Foto: Stadt Meßstetten/Volker Bitzer

Talk statt Predigt: Bürgermeister Schroft plaudert mit Pfarrer Haas über „Glaube und Politik“. Es war der Auftakt zu einer neuen Reihe.

Es war der Höhepunkt im Festgottesdienst zur Einweihung der sanierten Bärahalle: Bürgermeister Frank Schroft übernahm mit Pfarrer Philipp Haas quasi Predigt und Fürbitte – in Form eines unterhaltsamen Talks zum Thema „Glaube und Politik“ auf einem Sofa, das die Firma Interstuhl für weitere Sofa-Gespräche zum kirchlichen Jahresthema „Im Gespräch bleiben“ gestiftet hat. In unregelmäßigen Abständen sollen sie in Tieringen und Oberdigisheim stattfinden. „Sind Sie Früh- oder Spätaufsteher?“ und „Verbringen Sie den Urlaub lieber am Meer oder in den Bergen?“ wollte Haas zu Beginn wissen. Und danach: „Altes oder Neues Testament? Paulus oder Petrus? Schroft zeigte sich religiös verwurzelt und lieferte adäquate Antworten.

 

Der neue Papst soll verbinden

In die Tiefe des Glaubens ging es, als der evangelische Pfarrer den neuen Papst ansprach. Tatsächlich sollte der Name Leo beide Konfessionen verbinden – mit Blick in die Geschichte. So war Papst Leo X. ein mächtiger Gegenspieler Martin Luthers und, wie es Haas formulierte: ein „knallharter Brocken“. Schroft gab zu Bedenken, dass der Reformator selbst ein Mann der Widersprüche gewesen sei, und erinnerte an dessen kritische Rolle in den Bauernkriegen.

Der Schultes verwies auf Leo XIII., oft als Arbeiter-Papst tituliert, der vergleichsweise aufgeschlossen ausgangs des 19. Jahrhunderts einen ersten Kurs der Öffnung gegenüber der modernen Welt begonnen habe. In diesem Vermächtnis sieht Schroft auch das Pontifikat von Leo XIV.. Es stehe unter guten Voraussetzungen, zumal das Kirchenoberhaupt der Katholiken schon in seiner ersten Ansprache die Werte Frieden und Einheit betonte.

„Welche Bedeutung hat das ‚C‘ für Sie?“

„Christlich“ ist im Namen der Partei verankert, der Schroft angehört: „Welche Bedeutung hat das ‚C‘ für Sie?“ wollte Haas wissen. Schroft zählte auf: Anstand und Fürsorge, Ehrlichkeit und Verantwortung gegenüber jeglichem Leben und dessen Entfaltung sowie das Verständnis, dass der Mensch nicht alles dürfe, nur weil er es könne. Bei seinem Amtsantritt 2015 hatte Schroft die Bibelstelle Jeremia 29,7 zitiert: „Suchet der Stadt Bestes (…), denn wenn’s ihr wohlgeht, so geht’s euch auch wohl.“

Sollten die Kirchen politischer sein?

Einen ergänzenden Gedanken aus Lukas 12,48 schob der Bürgermeister noch hinterher: „Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel verlangt.“ Macht sei nicht Besitz, sondern Auftrag. „Sollten die Kirchen politischer sein oder sich eher raushalten?“ Diese letzte Frage von Philipp Haas konterte Frank Schroft salomonische : „Kirche und Politik sollten sich ergänzen und sich nicht gegenseitig bevormunden.“ Was es beim Gottesdienst in der Kirche nicht gibt, aber beim verlegten in die Halle nun überaus reichlich gab: Beifall.