Foto: Theater Rampe

Spätestens in der zweiten Hälfte von Lukas Holligers "Explodierende Pottwale" wird es in der Rampe verwirrend. Aber wer am Ende noch weiß, wer er selbst ist, hat schon bestanden.

Stuttgart - Spätestens in der zweiten Hälfte von Lukas Holligers Stück „Explodierende Pottwale“ wird es im Theater Rampe verwirrend: Nicole, die eigentlich Janine war, nun aber ihr eigenes Kind spielt, hüpft auf den Schoß von Tom, welcher der Cousin ihres Mannes Marcel ist, der nun den toten Nachbar gibt. Tom singt „Hoppe hoppe Reiter“ – aber was die beiden da machen, sieht nicht nach Kinderspiel aus.

Die Frage, wer ist wer, ist auch zugleich Thema des Stücks. Ein Ehepaar, Marcel und Janine, hat sich ins Haus der Urgroßeltern am Stadtrand zurückgezogen. Marcel möchte das Haus renovieren, das, der Erinnerungstheorie von Aleida Assmann folgend, ein Gedächtnisort ist, der seine Familiengeschichte und Identität enthält. Doch dann taucht Cousin Tom samt Frau auf. Das kinderreiche Paar führt Marcel seine Unzulänglichkeiten vor und stürzt ihn in eine handfeste Paranoia, deren Zeuge der Zuschauer im zweiten Teil des Abends wird. Janines Unfruchtbarkeit, die Karrierepläne, die Weltmacht China – alles wird zur Bedrohung. In allen Figuren finden Gärungsprozesse statt – wie beim gestrandeten Wal, der vor sechs Jahren in Taiwan explodierte, nachdem sich in seinem Inneren Faulgase gebildet hatten.

„Explodierende Pottwale“ ist eine Koproduktion der Rampe und des Ensembles Theaterbaustelle unter der Leitung von Christine Gnann und der Regie von Alex Novak. Und bei der Premiere am Dienstag macht es großen Spaß, dem abgedrehten Spiel von Luìs Madsen (Tom), Elif Veysoglu (Janine), Fabienne Elaine Hollwege (Nicole) und Philipp Künstler (Marcel) zuzusehen. Es wird viel herumgeschmiert – mit Kunstblut, Erde und Wasser. Alle, die am Schluss nicht mehr ganz durchblicken, brauchen sich nicht wirklich Sorgen zu machen. Solange sie noch wissen, wer sie selbst sind, haben sie den Test schon bestanden.

Nächste Vorstellungen: 3., 4. und 5. Dezember, 20 Uhr, im Theater Rampe, Tickets unter: www.theaterrampe.de