Die Rottenburger Narrenzunft hat den Fasnetspreis „Mir send Fasnet“ ins Leben gerufen, der ab diesem Jahr einmal jährlich vergeben wird. Preisträger ist die Stadtkapelle Rottenburg.
Bei der Ausstellungseröffnung „Itz isch halt so“ überreichte Clemens Fuchs als Vorstand des Fördervereins der Narrenzunft und Rottenburger Fasnetskultur den ersten Fasnetspreis an die Stadtkapelle Rottenburg. Deren Vorstand Stefan Ströbele nahm die Urkunde entgegen. Dirigent Axel Hiller erhielt einen Narrenstab, den er sogleich als Taktstock für den von Karl Bengel komponierten Narrenmarsch verwendete.
„Nicht nur unsere Mitglieder, sondern zahlreiche andere Vereine, Gaststätten und verrückte Mitbürger tragen zur Fasnet bei“, sagte Fuchs. Als Beispiel nannte er den „wilden“ Umzug nach der Narrenmesse, bei dem viele kreative Kostüme und Figuren zu sehen sind. „Wir zeichnen keine Boxer, Komiker, Politiker oder sonstige Entertainer aus“, sagte Fuchs und spielte damit auf die Goldene Narrenschelle der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte an. In diesem Jahr geht sie an Boxerin Regina Halmich, letztes Jahr an Thomas Gottschalk und davor an Markus Söder.
Deshalb entschloss sich die Rottenburger Jury, einen Verein mit dem ersten Fasnetspreis auszuzeichnen, der von Anfang an für die „Himmelsmusik“ der Narren sorgte. Die Stadtkapelle spielte bereits in der Gründungszeit eine wesentliche Rolle und machte vermutlich auch davor schon Fasnetsmusik.
Stimmung war nicht immer himmlisch Allerdings war die Stimmung zwischen den beiden Vereinen nicht immer himmlisch. Alleine in Rottenburg spielen die Bläser der Stadtkapelle den von Bengel komponierten Narrenmasch, die „Rottenburger Nationalhymne“, 100-mal pro Saison, wie Roland Neu letzte Saison zählte.
Die Musiker der Stadtkapelle bekämen immer wieder zu hören, dass niemand den Narrenmarsch so unverkennbar spiele wie sie. „Vermutlich liegt es daran, dass der Komponist und damalige Dirigent Karl Bengel den prägnanten Marsch 1939 seiner Stadtkapelle auf den Leib geschneidert und stets auf die exakte Spielweise gepocht hat“, sagte Neu. Die Stadtkapelle animiere seither ausschließlich mit dem Narrenmarsch an den Fasnetsumzügen die Ahlande und Pompele zum Hopsen.
Dass die Fasnet eine ernste Angelegenheit ist, mussten auch die Musiker und vor allem der damals neue Dirigent der Stadtkapelle Rottenburg, der aus dem fränkischen Rothenburg ob der Tauber stammende Herbert Kamleiter, am Ende des Narrentreffens 1974 in Riedlingen schmerzlich erfahren, berichtet Neu, der die Geschichte akribisch recherchiert hat.
Chaos beim Umzug sollte verhindert werden Laut Überlieferungen der „Alt-Musiker“ führte der Umzug am Ende wieder zum Aufstellungsort zurück, so dass die Narrenzunft Rottenburg als eine der ersten Gruppen den dort startenden Narren entgegenlief.
Um ein Chaos zu verhindern, forderte dann wohl ein „Großkopferter der Narrenzunft“ die Musiker auf, mit dem Spielen aufzuhören. So entschloss sich der völlig fasnets-unerfahrene Dirigent bei seinem ersten Umzug, das Narrenmarschspielen einzustellen, und ließ die Musiker aus dem Umzugsweg ausscheren.
Dies sorgte beim Narrenrat für eine gewaltige Empörung, worauf alle Schlichtungsversuche scheiterten. „Der Stadtkapelle wurde sogar das vereinbarte Honorar für die Umzugsteilnahme um die Hälfte gekürzt“, so Neu.
Musiker wollten Häs der Narrenzunft nicht mehr tragen Im Vorfeld der nächsten Fasnet 1975 kochte der Streit auch in der Presse hoch. In einem kurzen Bericht wurde von dem Zwist berichtet und der Ankündigung, dass die Fasnet 1975 ohne Beteiligung der Stadtkapelle stattfinden werde. Gleichsam in der Hoffnung, dass der „Händel“ beigelegt wird. Stattdessen hopsten die Ahlande zu den Klängen der 82. US-Army-Band aus Möhringen. Im Jahr darauf gelang die Schlichtung.
„Bis dahin spielte die Stadtkapelle aber während der Fasnet immer in einem spätmittelalterlich anmutenden Fasnetshäs, das den Musikern von der Narrenzunft zur Verfügung gestellt wurde“, sagte Neu.
Der zurückliegende Streit saß indes bei den Musikern noch so tief, dass sie sich weigerten, nochmals das Häs der Narrenzunft anzuziehen. Also musste etwas Neues her. „Ein Versuch mit pinkfarbenen Hemden und türkisgrünen Stoffschals scheiterte kläglich, weil die Musiker an der Fasnet erbärmlich froren.“
Eine Arbeitsgruppe ersann unter dem damaligen Vorstand Peter Nagel schließlich eine im Schnitt einfache und weite und bis heute getragene Kutte, unter der man sich beliebig warm anziehen kann.