Gar nicht mehr so günstig: das Eis auf die Hand. Foto: dpa/Jens Kalaene

Eine Kugel Eis liegt dieses Jahr in der Region bei 1,50 bis 1,80 Euro. Für eine vierköpfige Familie kostet der kurze Eisstopp so schnell Mal bis zu 20 Euro.

Die Eisdielen-Chefs haben im Vergleich zum Vorjahr 10 bis 30 Cent aufgeschlagen. Und das mit Grund: Auch sie kämpfen mit der Inflation und den gestiegenen Energiekosten.

Im Eiscafé Adria in Calw kostet eine Kugel 1,50 Euro - bald wird jedoch auf 1,80 Euro erhöht. Café-Betreiber Yusuf Tag klagt über die aktuelle Situation: „Das Geschäft läuft miserabel seit der Inflation. Es geht komplett zurück.“ Manche Gäste würden schon angesichts der 1,50 Euro „total durchdrehen“ - er habe schon häufig erlebt, dass Kunden vor der Vitrine schimpfend wieder umdrehten. „Das macht keinen Spaß mehr“, so der Café-Chef.

„Das ist wie in der Börse“

Nicht nur der Unmut der Gäste macht ihm zu schaffen: Yusuf Tag stören vor allem die schwankenden Lebensmittelpreise. „Das ist wie in der Börse. Heute kostet der Liter Milch so viel und Morgen ist es doppelt so viel.“ Für ihn ist es deswegen „sehr sehr schwer“, zu kalkulieren. Ob er die Preise dieses Jahr also noch mal erhöhen wird? „Nein, wenn ich meinen Preis einmal angepasst habe, bleibt es dabei“, verspricht er. Seine Kunden würden sonst abgeschreckt, glaubt Yusuf Tag. Und neue Speisekarten drucke man ja auch nicht ständig. Außerdem hofft der Café-Chef trotz aller Widrigkeiten: Sobald das Wetter besser ist, kommen die Gäste wieder.

„Normalerweise müsste eine Kugel 1,80 Euro kosten, dass es sich noch lohnt“, meint auch Thomas Micolino, Chef vom Eiscafé Rino in Rottenburg. Er habe aber keine 40 Cent erhöhen wollen, das sei ihm zu hoch vorgekommen. Also kostet die Kugel auf die Hand bei ihm nun 1,60 Euro (im Vorjahr noch 1,40) - abgesehen von der Sorte Pistazie. Sie liegt bei 2 Euro. Einfach weil das Kilo Pistazie ihn satte 89 Euro kostet, so Micolino. Der Rino-Chef schließt indes nicht aus, dass seine Preise im Laufe des Jahres noch mal angepasst werden - sollten die Lebensmittelpreise weiter steigen.

„Die Leute müssen verstehen, dass das nicht an uns liegt. Ich fahre keinen Porsche, ich fahre keinen Ferrari. Aber ich möchte mein Geschäft offenlassen und weitermachen“, erklärt er. Auf dieses Verständnis setzt Micolino. Auch er prophezeit: „Die Kunden werden bei gutem Wetter schon kommen.“

Energiebedarf ist besonders hoch

Viele positive Reaktionen haben dagegen die Betreiber des Café Rino in Schramberg erlebt. Auf Instagram und Facebook wurde die Erhöhung (von 1,30 auf 1,50 Euro) mitgeteilt. „Wir hatten ein bisschen Angst, 20 Cent mehr für eine Kugel ist schon viel“, sagt Enrico Pelntrelli, einer der beiden Inhaber. Aber die Gäste hätten das verstanden, freut er sich.

Ähnliches berichtet auch Gaetana Arlotti vom Eiscafé Arlotti in VS-Schwenningen. Niemand habe sich bei ihr über die Erhöhung (von 1,30 auf 1,60 Euro) beschwert. Im Gegenteil: Manche Gäste hätten sogar mit Verständnis für die schwierigen Zeiten extra Trinkgeld gegeben.

Arlotti ist die Erhöhung nicht leicht gefallen, sagt sie. Aber die Inflation und die extrem hohen Energiekosten hätten sie zu dem Schritt gezwungen. So ist der Energiebedarf von Eisdielen besonders hoch: Die Kaffeemaschine, die Sahnemaschine, die Eismaschine, die Dauerkühlung - all das braucht Strom, zählt Arlotti auf. Sie schaut mit bangem Blick auf die Saison. Zwar glaubt auch die Café-Chefin nicht, dass die Kunden ganz wegbleiben. Sie hat aber bereits beobachtet, dass weniger Eis gegessen wird: „Wer sonst drei Kugeln gegessen hat, nimmt jetzt nur noch zwei.“

In weiteren Städten ist die Stimmung gemischt:

Auch Soraru Davide von der Antica Gelateria Livia Soravia am Marktplatz in Freudenstadt fürchtet, dass die Kunden einfach eine Kugel weniger essen als zuvor. Er hat die Preise von 1,50 auf 1,70 Euro pro Kugel erhöht.

Assunta De Simone, Inhaberin vom Eiscafé Simone im Kurpark in Bad Wildbad, sieht indes nicht das Eis auf die Hand in Gefahr. Das würden sich die Leute schon noch gönnen. Nicht mehr jedoch den großen Eisbecher, vermutet sie. Für eine Familie seien die 1,50 Euro pro Kugel (1,30 im Vorjahr) einfach viel Geld.

Wirtschaftliche Lage ist schwierig

Die Kunden von Alessio Soldan vom Eiscafé Pinnocchio in Rottweil haben auf den neuen Preis (1,50 Euro statt bisher 1,30) gut reagiert. Nichtsdestotrotz sei Eis ein Luxusprodukt und deswegen für viele auch entbehrlich, meint er. Soldan bewertet die wirtschaftliche Lage für Gastronomen und Einzelhändler als generell schwierig und spricht in diesem Kontext auch das Rottweiler Ladensterben und die wegfallende Laufkundschaft an.

Beim Mitbewerber in Rottweil - dem Venezia - kostet die Kugel dieses Jahr ebenfalls 1,50 Euro (zuvor 1,40). Chiara Marroco, Tochter der Betreiber, hat im Gegensatz zu Soldan schon Beschweren über den Preisanstieg erlebt. Sie ist aber trotzdem überzeugt, dass sich die Kunden nicht abschrecken lassen.

Im Eiscafé Pillot in Hechingen hat man nur um 10 Cent auf 1,40 Euro pro Kugel erhöht. Auch dort ist man sich bewusst: Für eine Familie ist der Aufschlag „schon eine Belastung“.

Und was ist mit größeren Städten wie Konstanz, Tübingen, Freiburg? Dort muss man Preisen zwischen 1,60 und 2 Euro pro Kugel rechnen.

Info:

Laut statistischem Landesamt Baden-Württemberg kostete Speiseeis im Februar 11,1 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahresmonat. Damit stieg der Preis von Speiseeises jedoch vergleichsweise weniger stark als Nahrungsmittel insgesamt, diese stiegen seit Februar 2022 um 21,4 Prozent.