Ein Radfahrer düst nahe Engstlatt am frisch erschlossenen zweiten Hertenwasen-Abschnitt vorbei. Die Kosten für Bauland dort sind deutlich höher als im ersten Hertenwasen-Abschnitt. Foto: Maier

Das Material ist teuer, Handwerksbetriebe sind gut gebucht: Bauen istderzeit teuer wie nie. In Balingen müssen Bauherren auch immer mehr Geld für Grundstücke bezahlen. Ein eindrückliches Beispiel ist das Gebiet Hertenwasen in Engstlatt.

Balingen - Dass die Preise für Bauaktivitäten zuletzt immer stärker gestiegen sind, bekommen derzeit viele Menschen zu spüren. Wer einen Handwerker beauftragen kann, tut das lieber heute als morgen – wenn man überhaupt einen findet, der angesichts voller Bücher den Auftrag übernehmen kann.

Material knapp und teuer

Dazu kommen immer stärker steigende Kosten fürs Material. Auch da gilt: Manches ist wegen Lieferengpässen schwer bis gar nicht verfügbar.

Ein Beispiel von vielen ist die Lärmschutzwand, die entlang des zweiten Abschnitts des Baugebiets Hertenwasen in Engstlatt entstehen soll: Den Auftrag hatte der Gemeinderat im Juni vergeben, wobei es in der Vorlage ausdrücklich hieß, dass wegen der Lieferzeiten für die Stahlbau- und Zubehörteile frühestens nach der Sommerpause mit einer Umsetzung zu rechnen sei. Die Kosten für diese Wand sind zudem höher als von der Stadtverwaltung kalkuliert: rund 195 000, man ging von 180 000 Euro aus.

Hertenwasen-Vergleich fällt deutlich aus

Der zweite Hertenwasen-Abschnitt ist aber auch ein gutes Beispiel für die steigenden Kosten für Bauland. Das Gebiet grenzt direkt an das 2005 erschlossene Areal Hertenwasen 1. Für einen Einfamilienhausbauplatz mussten Interessierte damals 104 Euro pro Quadratmeter bezahlen, wer ein Mehrfamilienhaus bauen wollte, musste 130 Euro je Quadratmeter berappen.

Für die Bauplätze im frisch erschlossenen zweiten Hertenwasen-Abschnitt müssen Interessierte nun das Doppelte hinlegen. Der Technische Ausschuss des Gemeinderats hat als Bauplatzpreis für Einfamilien- Doppel- und Rehenhäuser 195 Euro festgelegt; der Gemeinderat wird diesen Beschluss nächste Woche wohl bestätigen.

Zwei Parzellen sind als mögliche Standorte für Mehrfamilienhäuser ausgewiesen – wer ein solches baut, muss 270 Euro pro Quadratmeter bezahlen. Darin enthalten sind die Anliegerbeiträge, die Kosten für die Hausanschlüsse kommen obendrauf.

Orientierung am Bodenrichtwert

Warum diese preisliche Entwicklung? Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen sind die Kosten für die Erschließungsarbeiten in den vergangenen Jahren gestiegen. Zum anderen gibt es die Vorgabe der Gemeindeprüfungsanstalt, dass sich die Stadt bei der Festsetzung der Bauplatzpreise an den Bodenrichtwerten orientieren soll – insbesondere dann, wenn das Bauland sich schon länger im Eigentum der Stadt befindet.

Blick auf die zuletzt geforderten Preise

195 Euro pro Quadratmeter: Das ist deutlich mehr Geld, als Bauwillige bisher für Grundstücke im Balinger Stadtgebiet bezahlen mussten. Das zeigt ein Blick auf die zuletzt erschlossenen Gebiete. In "Obere Breite" in Weilstetten betrug der Quadratmeterpreis nach Auskunft aus dem Rathaus 139,66 Euro, im Gebiet "Untere Breite" in Dürrwangen 138,68 Euro, im Gebiet "Luß" in Heselwangen 136,55 Euro, im Kernstadtareal "Etzelbach" 139,10 Euro; teilweise lagen diese Quadratmeterpreise unter den Bodenrichtwerten.

Wie teuer werden Urtelen-Bauplätze?

Die nächsten zum Verkauf anstehenden Baugrundstücke sind jene im Gebiet "Urtelen", das wird das nächste große Kernstadtbaugebiet am hinteren Heuberg. Erschlossen ist es, die Kalkulation der Bauplatzpreise indes noch nicht erfolgt.

Bisher gilt das Areal als Grünland/Landwirtschaftliche Fläche, in der aktuellen Bodenrichtwertkarte ist ein Quadratmeterpreis von 28 Euro ausgewiesen. Dabei wird es wohl nicht bleiben, allein wegen der Kosten der mittlerweile erfolgten Erschließung. Ein Verkauf unter den Gestehungskosten ist aus kommunalwirtschaftsrechtlichen Gründen ohnehin nicht erlaubt, dazu kommt nun die Bodenrichtwert-Vorgabe. Grünland ist Urtelen sich keines mehr, bei der Kalkulation wird sich das Rathaus wohl an den Quadratmeterpreise orientieren, die für die Nachbarschaft ausgewiesen sind. Diese betragen rund 250 Euro. Urtelen-Bauplätze dürften so mit Sicherheit deutlich teurer werden als die zuletzt in der Kernstadt angebotenen Grundstücke im Gebiet Etzelbach.