Nach dem erzwungenen Rückzug der populären Politikerin Maria Corina Machado, bietet die Opposition nun die Akademikerin Corina Yoris (80) in Venezuela als neue Kandidatin auf. Ob sie zur Wahl zugelassen wird, entscheidet sich am Montag.
Wo immer Maria Corina Machado in den vergangenen Wochen in Venezuela auch aufgetreten ist: Die Menschen haben ihr zugejubelt. Die Kandidatin der bürgerlich-konservativen Opposition ist die populärste Politikerin im Land. Die parteiinternen Vorwahlen hatte sie klar gewonnen. Doch das linksgerichtete Regime in Caracas hatte ihr über die regierungsnahe Justiz einer Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen untersagt. Begründung: Anstachelung zur Gewalt und Terrorismus.
„Maduro weiß, tritt er gegen mich an, hat er schon verloren“, sagte Machado mit Blick auf die amtierende Regierung von Präsident Nicolas Maduro, die bereits bei den Wahlen 2018 ein Großteil der Opposition mit einem Kandidaturverbot belegte.
Die Justiz verhängte gegen nahezu alle Oppositionellen Kandidaturverbote
Zuletzt appellierte UN-Generalsekretär Antonio Guterres an das südamerikanische Land, „das Recht zu wählen und gewählt zu werden“, zu respektieren und garantieren. UN-Menschenrechtsbeauftragte berichteten nach Verhaftungen von engsten Vertrauten Machados über steigende Repressionen gegen die Opposition. Während der beiden Amtszeiten Maduros sind seit 2013 rund acht Millionen Menschen aus Venezuela geflohen – ein Viertel der Bevölkerung.
Doch trotz internationalen Drucks, freie Wahlen zuzulassen, blockte Maduro jeden Versuch ab, Machado zu akzeptieren. „Wir werden nicht zulassen, dass sich das Regime herausreden kann. Wir haben die richtige Person gefunden“, sagte Machado nun, als sie am Freitag ihren Rückzug von der Kandidatur bekannt gab. Das Risiko, dass die Opposition ohne einen Kandidaten auf dem Wahlzettel erschien, war zu groß. Das Problem: Nahezu gegen alle Politikerinnen und Politiker der Opposition, die ein gewisses Maß an Bekanntheit erlangt haben, verhängte die Justiz Kandidaturverbote. Machado suchte deshalb eine Person, gegen die im Wahlregister nichts vorliegt, deren Kandidatur also eigentlich zugelassen werden muss. „Diese Person ist Corina Yoris“, sagt Machado.
Nun ist das Wahlregister nicht erreichbar
Doch am Wochenende rief Machado die internationale Gemeinschaft um Hilfe, das Wahlregister sei für die Opposition nicht erreichbar. Bis Montag, 25. März, muss aber die Kandidatur hinterlegt sein. Sonst könnte Maduro – wieder einmal – ohne ernsthaften Gegenkandidaten antreten.
Gelingt es der Opposition, ihr Recht durchzusetzen, käme es zu einem Duell Philosophin gegen Diktator. Eine Frau der Universität gegen einen Despoten, der seine Macht auf korrupten Generälen und paramilitärischen Banden aufgebaut hat.
Für Corina Yoris (80) ist die Kandidatur ein großes politisches Risiko. Von nun an wird sie im Fokus der Mächtigen in Caracas stehen. Sie wird vom gefürchteten Inlandsgemeindienst durchleuchtet werden.
Eine Gefahr für die populäre Politikerin
Auch Machado (56) ist nun in großer Gefahr. Bislang schützte sie ihre Prominenz, das internationale Interesse und der Rückhalt der demokratischen Kräfte weltweit. Maduro wagte sich nur an ihre engsten Helfer heran. Wenn sie nun ins zweite Glied zurücktritt, um Corina Yoris die Chance zu geben, erst einmal bekannt zu werden, könnte Maduro sie ebenfalls von der Bildfläche verschwinden lassen. Corina Yoris versprach: Sollte sie Präsidentin werden werde sie als erste Amtshandlung alle politischen Gefangenen freilassen.