In der Friedrichstraße zeigt Angela Nisch (Mitte, im hellen Mantel) Verbesserungspotenzial bei Straßenmöblierung oder Beleuchtung der Schaufenster auf. Foto: Hübner

Wirtschaft: "Potenzial-Rundgang" in Königsfeld / Auch Problemstellen im Ortsmarketing aufgezeigt

Bei einem "Potenzial-Rundgang" im Kernort erörterten die Unternehmerin Angela Nisch, Philipp Hilsenbeck von der IHK sowie Gemeindevertreter und Gewerbetreibende Möglichkeiten, den Einzelhandel attraktiver zu machen. Aufgezeigt wurden auch Problemstellen.

Königsfeld. Ziel der Aktion ist laut Bürgermeister Fritz Link, das Ortsmarketing neu auszurichten, eine ganzheitliche Standortphilosophie zu finden. Es gehe darum, die zusätzliche Kaufkraft abzuschöpfen, so Hilsenbeck.

Nisch berichtete über ihr Studium von City- und Regionalmanagement, der Tätigkeit als Beraterin und der Übernahme eines kleinen Einzelhandelsunternehmens.

Aldi sei ein Frequenzbringer, so Nisch bei einem Rundgang. Man müsse ihn gut mit dem Einzelhandel verknüpfen. Auf dem künftigen Gelände des Discounters könne man auf die fußläufige Verbindung zur Einkaufsstraße hinweisen. Elektronische Displays hätten den Vorteil, dass Werbung schneller getauscht werden könne.

"One-Stop-Standort"

Link erklärte auf Nachfrage, dass zum Parkplatz eine Verbindung für Radfahrer und Fußgänger geplant ist. Königsfeld solle ein "One-Stop-Standort" werden, Ziel sei eine Brücke zu Vollsortimenter und Einzelhandel. Der Parkplatz ist aber primär für die anzusiedelnden Firmen gedacht.

Ulla Boos fragte, wo die zusätzliche Kunden parken sollen. Das sei jetzt schon schwierig. Laut Link werden Parkplätze in der Friedrichstraße oft von Mitarbeitern und Anwohnern genutzt. Ein Grund dafür ist laut Nisch die fehlende Parkraumbewirtschaftung. Am Standort des ehemaligen Treff-Markts schlug ein Teilnehmer den Erhalt der dort im hinteren Bereich liegenden Parkplätze vor. Laut Link gibt es aber Gespräche der Brüdergemeine über eine mögliche Wohnbebauung. Stadtplanerisch wäre ein Parkhaus sinnvoll, so Nisch.

An der Einfahrt zum Edeka sei das von Büschen gesäumte Firmenlogo zu versteckt, die Plakattafel im hinteren Bereich zu klein und unauffällig, so Nisch. Auch erkenne man am Ortseingang nicht, ob man sich der Stadtmitte oder einem Gewerbegebiet nähere. "Es fehlt viel zu sehr eine Begrüßungssituation." Laut Link könnte über der Durchgangsstraße ständig ein Banner hängen, das bisher nur zu speziellen Anlässen genutzt wird.

Nisch sah die größtenteils dunklen Sonnenschirme an einem Bistro kritisch. Helle Schirme seien viel einladender, die Verwaltung könne dafür eine Richtlinie erlassen. Gastronomiebestuhlung solle nicht aussehen "wie an einer Autobahnraststätte".

In der Friedrichstraße habe sie erst nach einer Weile bemerkt, in der Haupteinkaufsstraße zu sein, so Nisch. Parkplätze vor Schaufenstern und spärliche Beleuchtung geschlossener Geschäfte sah sie kritisch. Die Straßenmöblierung brauche mal etwas Neues, so ihr Kommentar zu vorhandenen Bänken. Königsfeld habe eine tolle bauliche Grundlage, aber der Inhalt müsse stimmig sein.

Verkehr entschleunigen

Großartig sei, wenn außerhalb der Geschäfte etwas stehe, was deren Zweck herausstelle. Sie warb auch dafür, Verkehr zu entschleunigen. Sei der sehr langsam, werde der Kunde zum Flaneur.

Im Haus des Gastes erwähnte Nisch bei einer Diskussion einen Bürgerbus, der für einen Euro Ortsteile und Kernort verbinden könnte.

Die Vermarktung als Erholungsstandort sei in Königsfeld sehr gut. Öffnungszeiten von Geschäften sollten aber abgestimmt werden. Kunden wollten sich nicht Gedanken darüber machen, wer wann öffne.

Die Internetseite www.einfachmehr-königsfeld.de erfülle nicht die Erwartungen des Kunden. Auch brauche es mehr gemeinschaftliche Vermarktung. Link verwies auf die Möglichkeit für Gewerbetreibende, auf der Gemeindewebseite kostenlos Infos einzustellen. Das werde nur von einem Bruchteil genutzt. Stephanie Richter wies auf fehlerhafte Einträge hin und Geschäfte, die es gar nicht mehr gibt. Die Verantwortung dafür obliegt laut Link aber den jeweiligen Händlern.

Nisch schlug auch mehr regionale Angebote vor. Link erwähnte daraufhin fehlgeschlagene Versuche, einen Regionalladen ins Leben zu rufen. Eine geführte Runde in Form eines Abendspaziergangs bei mehreren Betrieben, um dort einen Blick hinter die Kulissen zu erhalten, war ein weiterer Vorschlag von Nisch.

Aus der Runde kam die Idee, ähnlich den Herrnhuter Sternen übers Jahr unterschiedliche Objekte in den Straßen aufzuhängen. Stefan Giesel verwies darauf hin, dass andernorts Sterne in unterschiedlichen Farben das ganze Jahr über hängen. Vorgeschlagen wurde auch die Beschilderung des Kreisverkehrs am Ortseingang. Das wird laut Link aber vermutlich nicht genehmigt. Richter berichtete über Gespräche von Geschäftsinhaberinnen, um gemeinsam besondere Aktionen zu planen. Boos schlug gemeinsame, unverbindliche Treffen vor, um sich auszutauschen und erklärte sich bereit, das erste Treffen zu organisieren.