Auch in Baden-Württemberg geht der Poststreik am Dienstag weiter. Am Mittag gab es eine große Kundgebung auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Foto: dpa

Auch am Dienstag setzt Verdi den Arbeitskampf bei der Post im Südwesten fort. Am Mittag gab es eine große Kundgebung auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Mitarbeiter der Paketzentren sollen in den kommenden tagen ihre Arbeit niederlegen.

Stuttgart - Bei einer ersten landesweiten Kundgebung im aktuellen Tarifstreit mit der Deutschen Post sind am Dienstag rund 2500 Beschäftigte auf die Straße gegangen. „Milliardengewinne erzielen durch Tarifflucht, Beschäftigte ausgliedern, um sie zweitklassig zu bezahlen, das geht gar nicht“, sagte Arnold Püschel, Fachbereichsleiter bei Verdi Baden-Württemberg. Die Gewerkschaft will den unbefristeten Streik in den kommenden Tagen auf die vier Paketzentren in Baden-Württemberg ausweiten. Betroffen sind die Standorte in Bruchsal (Kreis Karlsruhe), Lahr (Ortenaukreis), Eutingen (Kreis Freudenstadt) und Köngen (Kreis Esslingen).

Bisher sind laut Püschel mehr als 3500 von 20 000 Beschäftigten im Südwesten im Ausstand. Seit Beginn der unbefristeten Aktionen am 8. Juni habe sich die Beteiligung damit verdreifacht. Zudem arbeiten den Angaben zufolge etwa 4000 bis 5000 Beamte in Baden-Württemberg, die aber nicht an dem Streik teilnehmen dürfen. Zur Kundgebung waren die Postler mit gelben Westen, Trillerpfeifen und Plakaten gekommen.

Trotz des Streiks würden 77 Prozent der Briefsendungen und 72 Prozent der Paketsendungen ausgeliefert, sagte ein Sprecher der Post. Auch für den angekündigten Ausstand bei den Paketzentren in Baden-Württemberg werde es „Ausgleichsmaßnahmen“ geben.

Im festgefahrenen Tarifstreit geht es um die Arbeitsbedingungen von bundesweit rund 140 000 Beschäftigten - vor allem aber um 49 regionale Paketgesellschaften, die die Post ausgegründet hatte. Verdi will mehr als 6000 Paketboten in den Haustarifvertrag zurückholen.

Verdi hatte Anfang Juni ein Kompromissangebot vorgelegt

Die Gewerkschaft hatte zur sechsten Verhandlungsrunde Anfang Juni ein Kompromissangebot vorgelegt. „Statt Energie in die Konfliktlösung zu investieren, versucht die Post nur, Streikfolgen zu minimieren“, sagte Sigrun Schmid von der Verdi-Bundesfachbereichsleitung.

Die Gewerkschaft wirft der Post unter anderem auch vor, Mitarbeiter unter Druck zu setzen, Gewerkschafter zwecks Streikaufrufen nicht aufs Gelände zu lassen und Aushilfskräfte vor allem aus Osteuropa in den baden-württembergischen Verteilzentren zu beschäftigen.

Mitarbeiter des Pforzheimer Versandhauses Klingel arbeiten ebenfalls für die Deutsche Post, um die Streikfolgen abzufangen, sagte Püschel und bestätigte einen Bericht der „Badischen Neusten Nachrichten“ (Dienstag). Klingel sei auf seine Mitarbeiter zugegangen, damit diese einen Vertrag über den Aushilfsjob unterschrieben, schreibt das Blatt. Das Versandhaus war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Der Postsprecher sagte, es gebe Unterstützung von großen Unternehmen. Namen nannte er ebenso wenig wie eine Anzahl der Helfer.

Er wies aber die Vorwürfe der Gewerkschaft zurück. Die Post sehe sich beispielsweise im Recht, dass Streikende und zum Streik Aufrufende nicht auf das Betriebsgelände gelassen würden. Systematischen Druck auf Beschäftigte gebe es nicht. Der Sprecher räumte aber „verbale Missgriffe“ einzelner ein und verwies darauf, dass in diesem Tarifstreit mit „harten Bandagen“ gekämpft werde. Auch aus Verdi-Sicht ist der im April begonnene Arbeitskampf ein „schwerer“.