Beim genauen Hinsehen wird so manches Detail sichtbar. Foto:  

„Gruß aus Schramberg“ heißt eine Ausstellung mit Postkarten des Fotostudios Kasenbacher, das in seiner 100-jährigen Firmengeschichte unzählige Postkarten verlegt hat, die von Schramberg aus in alle Welt gingen.

„Wetter toll, Essen köstlich, Umgebung siehe Vorderseite“. Nein, auf solchen Ansichtskarten stand keine große Literatur. Man wollte den Daheimgebliebenen zeigen, wie schön der Urlaub in der Stadt Schramberg und im Schwarzwald ist, und sie vielleicht auch ein wenig neidisch machen.

 

Zugleich sind Postkarten auch ein Blick in die Vergangenheit. Da werden beim Betrachten Erinnerungen an alte Zeiten wach, werden Vergleiche zu heute angestellt und sich mitunter ein wenig der Wehmut hingegeben.

Die Ansichtskarte sei vor Facebook, WhatsApp, Instagram und Co. ein Massenmedium zur Mitteilung von Bildern gewesen, so Stadtarchivar Carsten Kohlmann bei der Eröffnung der Ausstellung, und in Schramberg untrennbar verbunden mit dem Fotogeschäft Kasenbacher.

Ein früheres Postkartenmotiv: „Sommerfrische“ im Bernecktal Foto: Kasenbacher/Schönfelder

Zahlreiche Interessierte und Weggefährten der Fotografenfamilie waren im Dieselmuseum zur Eröffnung der vom Stadtarchiv organisierten Ausstellung „Gruß aus Schramberg – 100 Jahre Foto Kasenbacher“ zusammengekommen.

„Markenbotschafter für die Fünftälerstadt“

Besonders Franz Kasenbacher und sein Sohn Karl, der im Jahr 1969 das Geschäft übernahm, hätten die Postkarte geradezu zu einem „Markenbotschafter“ der Fünftälerstadt und deren Umgebung gemacht, betonte Kohlmann. Die Familie habe fast 2000 Postkartenmotive produziert, anfangs in bescheidener Auflage, teils aber bis zur 3000-Stück-Serie.

In der Ausstellung habe sich das Stadtarchiv, so Kohlmann, auf die Stadt Schramberg beschränkt, aber auch Ansichten der heutigen Stadtteile und der Nachbargemeinden seien bei den Postkarten einst zahlreich vertreten gewesen.

Dass beim Betrachten der 80 Ausstellungsstücke immer etwas Nostalgie mitschwingt, liege auch daran, dass die Postkarte inzwischen ein Nischendasein friste.

Die Familie selbst als „Darsteller“ und „Farbtupfer“

Dass die hohe Zeit der Ansichtskarte für die Kinder der Familie Kasenbacher nicht immer ein Zuckerschlecken war, berichtete Annette Kasenbacher mit einem launigen Rückblick. Fast jeden Sonntag sei ein Ausflug in die Umgebung geplant gewesen. Der rote Käfer und die drei Geschwister Peter, Annette und Martin lieferten bei vielen Motiven mehr oder weniger freiwillig die Farbtupfer im Bild. Peter beim Minigolf oder eher widerwillig mit knallroten Schwimmflügeln, Mutter und Tante beim Spaziergang – die „Darsteller“ kamen aus dem engsten Familienkreis.

Die Geschwister Kasenbacher (von links): Peter, Annette und Martin Foto: Schönfelder

Vater Karl sei Perfektionist gewesen, erinnerte sich Annette Kasenbacher. Für ihn sei Fotografieren ein Malen mit Licht gewesen.

Und seine Winteraufnahmen von Hotels und Pensionen seien beste Werbung gewesen.

Die Ausstellung illustriert auch die Entwicklung der Stadt in den vergangenen 100 Jahren, und so treffen die Besucher bei den Motiven natürlich auch auf manchen „alten Bekannten“.

Die Ausstellung kann gegen Hinterlegung eines Pfandes im Auto- und Uhrenmuseum Erfinderzeiten von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr im Dieselmuseum besichtigt werden.