Eine Pop-up-Ausstellung würdigt im Ebinger „KulTurm“ das Werk von Bernd Zimmermann, der im Juni 2023 verstorben ist.
Wenn nicht er, wer dann? An seinem 88. Geburtstag ist Bernd Zimmermann, der künstlerische Tausendsassa, in Albstadt posthum mit einer sehenswerten „Pop-up-Exibition“ im „KulTurm“ gewürdigt worden.
Organisatoren wie Gäste waren sich am Freitagabend einig: Ja, Zimmermann hätte es sicher gefallen, seine Werke in dieser feinen Art und Weise präsentiert zu sehen. An so einem spannenden, für Albstadt prägnanten Ort wie dem „KulTurm“: mit viel Glas, Rundumsicht und Loungepart definitiv eine der spannendsten Locations der Stadt.
Die Ausstellung im Obergeschoss befasst sich – der Titel verrät es – mit dem Dialog, und zwar in Form und Farbe. Es geht um Beziehung, Kommunikation und vor allem um den Menschen in allen erdenklichen Darstellungsformen, auf und mit verschiedensten Materialien.
Paulusgalerie war Treffpunkt und Wundertüte
Zimmermanns Name ist untrennbar verbunden mit der zauberhaften Paulusgalerie in Tailfingen. In den 1970er-Jahren hat er sie mutig eröffnet, allen Konventionen trotzend. Die Kunstfreunde erinnerten sich am Freitag mit leisem Lächeln an Aufenthalte und Vernissagen dort. „Da gab es inmitten dieser Fülle immer etwas zu sehen, unerheblich wohin man blickte“, schwärmte eine Besucherin.
Reduziert in Form und Gestaltung hingegen ist die neue Präsentation im „KulTurm“ – aber nicht minder sehens- und erlebenswert. Viel Glas, Lichtspots, schneeweiße und pechschwarze Wände im reizvollen Wechselspiel mit der überbordend farbenreichen, vielfältigen Kunst.
Alle Exponate gezielt platziert, effektvoll in Szene gesetzt, unerheblich ob Graffiti, Grafik, Malerei, Relief oder Plastik. Was für eine Aussagekraft, was für ein künstlerischer Reichtum.
Mit feinem Gespür und wachem Blick
Die Schau kuratiert hatten mit feinem Gespür und wachem Blick Daniela Nickert, die Tochter des Künstlers, Christine Seizinger sowie Matthias Raible. Oberbürgermeister Roland Tralmer dankte ihnen für diese gemeinsame Initiative: Die Stadt Albstadt, das erwähnte der OB am Rande, habe die Ausstellung mit Mitteln aus dem Fördertopf „Albstadt50“ unterstützt. Seizinger strahlte: „Wir haben einen Kunstschatz gehoben.“
Kai Hohenfeld, Direktor des Kunstmuseums Albstadt, verglich Zimmermann bei der bestens besuchten Vernissage gar mit Picasso, während der OB spannend fand, wie sich Zimmermann immer wieder neu entdeckt und erfunden habe. Zwei Albstädter waren eng mit dem Ausnahmekünstler befreundet gewesen: Ilse und Hans Setzepfand.
Die Liebe zur Kunst hatte alle drei eng verbunden. Das Ehepaar hatte Zimmermann bis zu seinem Tod begleitet. Ilse Setzepfand erinnert sich gerührt an die vielen Gespräche in der Paulusgalerie: „Bernd war so ein liebenswerter, feiner Mensch. Er fehlt. Immer und überall.“
Bei der Finissage werden Werke versteigert
Ilse Setzepfand war es deshalb vorbehalten, als Erste durch die Ausstellung zu führen, begleitet von der Familie des Künstlers. Daniela Nickert und ihre Tochter Coco Deck waren extra angereist, wussten ebenfalls viele Anekdoten rund um die Tailfinger Galerie und ihren Mikrokosmos zu erzählen. Zumal zwei Kunstwerke Zimmermanns seit einiger Zeit bereits im „KulTurm“ hängen: als Schenkung der Familie.
Zum Ende der Ausstellung, das steht jetzt schon fest, wird Auktionator Walter Meinlschmidt ausgewählte Werke Zimmermanns versteigern. Die ersten Kunstfreunde haben sich am Wochenende bestimmt schon Notizen gemacht.