Neuer Post-Ärger im Kreis Calw: Seit nunmehr zwei Wochen gibt es keine Filiale mehr in Schömberg. Der ehemalige Staatskonzern will das entstandene Loch zwar stopfen und ab dem 2. November eine Dependance in Eigenregie betreiben – doch eine Dauerlösung wird das nicht sein. Besonders bitter wird es für Postbank-Kunden.
Schömberg - Seit dem 27. September ist Schluss in der Schömberger Lindenstraße – die dortige Post-Filiale gibt es nicht mehr. Ärgerlich vor allem für jene Bürger, die ihre Pakete nicht zu Hause in Empfang nehmen können, denn die müssen sie nun Unterreichenbach abholen. Das gilt auch für den Kauf von Briefmarken und das Aufgeben von Paketen. Noch weitere Wege müssen Postbank-Kunden in Kauf nehmen: Die nächstgelegenen Filialen, die Bankdienstleistungen anbieten, befinden sich in Bad Wildbad und Pforzheim.
Bei der am 27. September geschlossenen Niederlasssung in Schömberg handelte es sich um seine sogenannte Partnerfiliale, die nicht von der Deutschen Post direkt, sondern – aus Kostengründen – von einem Subunternehmer betrieben wurde. Das ist inzwischen üblich, denn der ehemalige Staatskonzert betreibt bundesweit nur noch drei Filialen in Eigenregie: im Berliner Reichstag, auf der Zugspitze und im Bonner Post-Tower.
Gesetzlich verpflichtet
Die Betreiberin der Schömberger Filiale hat den Vertrag zum 27. September gekündigt, wie die Post-Pressesprecherin Jasmin Derflinger auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigt. Der ehemalige Staatskonzern kann sich so leicht jedoch nicht aus der Affäre ziehen, denn laut Gesetz muss in jeder Kommune mit mehr als 2000 Einwohnern eine Post-Filiale existieren. "An diese Vorgaben halten wir uns selbstverständlich auch in Baden-Württemberg", sagt Derflinger von der in München ansässigen Pressestelle, die für Süddeutschland zuständig ist.
Die Deutsche Post muss somit in den sauren Apfel beißen und betreibt in Schömberg ab dem 2. November nun selbst eine Filiale am bisherigen Standort in der Lindenstraße – mit eigenen Personal. Finanziell lukrativ ist das für sie nicht, weshalb dies keine Dauerlösung sein soll. Und auch die Kunden müssen Abstriche machen, denn die posteigene Filiale wird nur eingeschränkte Öffnungszeiten haben. Ziel sei es laut Derflinger, in Schömberg eine Filiale mit einem neuen Subunternehmer zu eröffnen.
Bekannte Vorgehensweise
Diese Vorgehensweise ist in der Schömberger Nachbarschaft bestens bekannt: Auch in Bad Liebenzell hatte vergangenes Jahr die Betreiberin der dortigen Partnerfiliale gekündigt. Nach langem Hin und Her eröffnete die Deutsche Post erst Monate später zunächst eine in Eigenregie betriebene Filiale als Notlösung, ehe zu Beginn dieser Woche endlich eine neue Partnerfiliale eingeweiht werden konnte.
Besser als in Bad Liebenzell scheint in Schömberg die Kommunikation mit der Deutschen Post zu laufen. Sie habe die Gemeindeverwaltung rechtzeitig über die Schließung informiert und das Gespräch gesucht. Bürgermeister Matthias Leyn (CDU) sagt: "Wir haben gegenüber der Deutschen Post mehrfach deutlich gemacht, dass wir als Gemeinde Wert darauf legen, dass der Betrieb einer Postfiliale für unsere Bürger wichtig ist." Gemeinde, Bürger und Gewerbetreibende hoffen nun, dass "dieses für uns alle wichtige Angebot" erhalten bleibe.
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Allerdings merkt die Gemeindeverwaltung auch an, dass die Deutsche Post wohl schon "viele Gespräche" mit möglichen Subunternehmern für das Betreiben einer neuen Partnerfiliale geführt habe, diese aber ohne Erfolg geblieben seien. Die Deutsche Post dementiert das nicht. Derflinger wirbt stattdessen: "Gerne würden wir mit einem Kooperationspartner, zum Beispiel Einzelhändler, kooperieren."
Kein Bankservice mehr
Klar ist allerdings schon jetzt: Einen Postbank-Service wird es in Schömberg nicht mehr geben – weder bei der Notlösung ab dem 2. November noch in einer späteren Partnerfiliale. "Die unter anderem durch die Digitalisierung ausgelöste Veränderung im Kundenverhalten führt dazu, dass Postbank und Deutsche Post regelmäßig ihr Filialnetz in Bezug auf Kundenverkehr, Produktnutzung und auch Kosten überprüfen. Der Aufwand muss in einem ausgewogenen Verhältnis zum Ertrag stehen", erklärt Postbank-Pressesprecher Oliver Rittmaier und verkündet die schlechte Nachricht für Schömberg: "Wir messen die Wirtschaftlichkeit unseres Angebots regelmäßig. Diese Prüfung führt in manchen Fällen zum Ergebnis, dass in einer bestimmten Filiale oder an einem Standort Bankdienstleistungen nicht mehr wirtschaftlich nachhaltig angeboten werden können. Auch in Schömberg war dies der Fall."