Ob drinnen oder draußen – der Posaunenchor Sulz am Eck hatte in der vergangenen 75 Jahren unzählige Auftritte. Foto: Posaunenchor

An Heiligabend 1946 hatte der Posaunenchor Sulz am Eck seinen ersten Auftritt. Auch nach 75 Jahren sind die Bläser ihren Wurzeln noch treu. Deswegen spielen sie zum Jubiläum am 24. Dezember im Gottesdienst.

Wildberg-Sulz - Die Hochzeit von Fritz und Magdalena Schechinger gab den Anstoß zur Gründung, denn bei der Trauung spielte der Posaunenchor aus Unterjettingen. Es wurde überlegt, geplant und Instrumente besorgt – mit Tauschgut, vorwiegend aus der örtlichen Landwirtschaft. Die ersten bläserischen Schritte in Sulz begleitete der Mötzinger Wilhelm Teufel, der selbst bei Regen, Schnee und Kälte nach Sulz am Eck radelte. Alsbald übernahm Helmut Röhm den Posten des Chorleiters. Mit Beginn der 1950er-Jahre freute sich der noch junge Posaunenchor über einigen Zuwachs. Helmut Niethammer kümmerte sich um die Ausbildung der Jungen und ab 1975 der Mädchen. Schließlich übernahm er die Führung des Chores – ein Posten, den er bis 1993 inne hatte. Seither bekleidet dieses Amt Willi Dreher.

Chor besteht aus gut 20 Bläsern

Er ist es auch, der sich zusammen mit seinem Stellvertreter Walter Dengler, Leiter des Gültlinger Posaunenchores, an einem Nachmittag im Dezember 2021 an die Entwicklung des Ensembles zurückerinnert. Beide blasen seit Ende der 1960er Jahre in Sulz am Eck. In den 1990er-Jahren gab es den letzten großen Schwung von Jungbläsern, inzwischen ist die Zahl auf eine Jungbläserin geschrumpft. Dafür hat der Chor derzeit gut 20 Aktive.

"Klingendes Sulz" findet Anklang

Während Corona lag die Arbeit des Posaunenchores – den Beschränkungen geschuldet – viele Monate brach. So bald es möglich war, stieg der Chor wieder in die Proben ein. Seit September trifft man sich wieder regelmäßig. Zuvor wurden kurzweilige Lockerungen für Proben, beispielsweise in einer Halle des Zimmereigeschäftes Dengler, und vereinzelte Auftritte genutzt. Ein aus der Pandemie erwachsenes Konzept, das großen Anklang fand, war das "klingende Sulz". An verschiedenen Punkten im Gemeindegebiet bliesen die Musiker nach dem Gottesdienst, sodass es durch ganz Sulz hallte. An den Adventssonntagen spielten die Posaunisten im Kirchgarten und am evangelischen Gemeindehaus.

Mit Kirche verwoben

Die musikalische Arbeit des Posaunenchores ist stark mit der Kirche verwoben: Bei verschiedenen Feiertagen, Gottesdiensten zu besonderen Anlässen, der Feier am Totensonntag und dem Singen unterm Weihnachtsbaum sind die Musiker vertreten. Ein eigenes Konzert mit der Chorgemeinschaft Sulz-Wildberg war geplant – "doch dann kam Corona", bedauern Dreher und Dengler. Auch die Umrahmung des Gottesdienstes ist derzeit wegen des geforderten Abstandes nur mit acht Bläsern, also zwei je Stimme, möglich.

Alle zwei Jahre sind die Bläser beim Landesposaunentag in Ulm dabei, wo etwa 7000 bis 8000 Bläser aus ganz Baden-Württemberg und darüber hinaus zusammenkommen und musizieren. In den Jahren dazwischen findet der lokalere Bezirksposaunentag statt, bei dem immerhin auch rund 18 Posaunenchöre dabei sind.

"Wir machen das wirklich gerne"

Ein wenig öffentlichkeitswirksamer, aber wichtiger Dienst, den die Bläser ihrer Gemeinde erweisen, sind die Geburtstagsständchen, die bereits seit Jahrzehnten gespielt werden. Ab dem 75. Geburtstag kommen die Bläser jedes Jahr zum Ehrentag vorbei und spielen ein Ständchen, unabhängig von der Konfession. Auch Sulzer im Altenheim in Wildberg besuchen sie auf Wunsch. Meist werden

Wunschlieder gespielt, die nicht unbedingt kirchlichen Ursprungs sein müssen. Die Jubilare sind oft so begeistert, dass sie sogar mitsingen, erzählen die beiden Chorleiter. "Für dieses diakonische Blasen bekommen wir viel positives Feedback. Wir machen das wirklich gerne, es ist ein wichtiger Dienst für die Älteren."

"Garda Brass" gibt Konzert

Der Auftritt an Heiligabend ist für den Posaunenchor ein Muss – immerhin begann an diesem Tag vor 75 Jahren die Geschichte der Sulzer Bläser. Der Chor wird den Gottesdienst vor dem Backhaus umrahmen. An Pfingsten 2022 soll ein Gottesdienst unter dem Jubiläumsmotto stattfinden, der entsprechend musikalisch ausfallen wird. Für März steht ein Bläserübungstag im Kalender. Am 14. Mai gibt unter Leitung von Albrecht Schuler "Garda Brass", eines von vier Auswahlensembles des Evangelischen Jugendwerks in Württemberg, auf Einladung der Sulzer ein Konzert.