Als Bergwanderführer bietet Umut Bora aus Pfaffenweiler auch alpine Touren an. Foto: Heinig

Menschen wie Umut Bora sind aus beruflicher Sicht derzeit gleich zweifach in Bedrängnis. Der Anbieter von Outdoor-Erlebnissen muss sich nicht nur mit der Coronapandemie herumschlagen – ihm macht auch der Klimawandel mehr und mehr zu schaffen.

VS-Pfaffenweiler - Während seine Schneeschuhtouren auch bei geringeren Schneemengen möglich sind, wird es bei seinem zweiten winterlichen Angebot, mit dem er schon im SWR zu sehen war, den Workshops im Iglu-Bau, schon schwieriger, genug Schnee und anhaltende Kälte anzutreffen.

Noch vor einigen Jahren habe er schon im November mit seinem Winterprogramm beginnen können, sagt Umut Bora. "Inzwischen brauche ich vor dem 6. Januar gar nicht anzufangen". Solche "Wahnsinnswinter" wie der letzte bleiben die Ausnahme. Im Frühjahr, Sommer und Herbst hat sich Umut Bora auf das Klettern im Schwarzwald spezialisiert. Und auf das Canyoning, wofür er 2019 die Ausbildung zum "Tiroler Schluchtenführer" durchlief. Beim Canyoning wird durch Schluchten gewandert, wobei man von Felsen in ausgespülte Steinpools springt, abgeseilt wird oder mit dem Wasser in die Tiefe rutscht. Mindestens acht Jahre alt muss man dafür sein, schwimmen können, körperlich gesund und vor allem schwindelfrei sein.

Die Leute wollen jetzt wieder raus

Als Bergwanderführer bietet Umut Bora zudem alpine Wanderungen im Montafon, im Ötz- und Stubaital, aber auch im Allgäu an. Die Coronapandemie schränkte zeitweise aber auch all jene ein, die sich mit wenigen anderen im Freien treffen und gemeinsam Sport treiben wollten. Waren es im vergangenen Winter mit Lockdown gerade einmal drei Schneeschuhwanderungen, so merkt Umut Bora jetzt, "dass die Leute wieder raus wollen". Die Canyoning-Ausrüstungen, die er noch kurz vor der Pandemie anschaffte, blieb in den ersten Monaten der Sommersaison weitgehend ungenutzt. Der Outdoor-Spezialist hofft nun auf die nächsten warmen Jahreszeiten. Gleichwohl ist der Familienvater zuversichtlich, dass er die Krise, so sie denn bald beendet ist, wirtschaftlich überstehen wird.

Umut Bora ist 41 Jahre alt, lebt mit seiner Frau und einem Sohn in Pfaffenweiler und ist von Beruf eigentlich Gas-Wasser-Installateur. Seine Jugend verbrachte er in Mönchweiler, wo er sich als Turner, Fußballer und lange auch als Liga-Tischtennisspieler hervortat. Mit 20 entdeckte er seine Liebe zur Kletterei, verbrachte viele Stunden in der Rottweiler Kletterhalle und nahm häufig an Outdoor-Aktivitäten teil. "Das ist es", dachte er und meldete 2011 ein Kleingewerbe an. Zwei Jahre später gab er seinen Beruf als Installateur auf und stürzte sich als Outdoor-Guide in die Selbstständigkeit.

"Survival" reizt ihn noch

2008 hatte er in den wilden Wassern von Tirol die "Rafting-Ausbildung" durchlaufen und ist seither staatlich geprüfter Raft-Guide. Da er das Raften aber stets in fremde Hände legen muss – "hier lohnt sich keine eigene Infrastruktur", ist er gerade dabei, sich davon zu verabschieden. "Ich will mich auf einige wenige Angebote konzentrieren und dabei Qualität bieten". Immer wieder erhalte er von Freunden und Kunden Anregungen, was man draußen in der Natur gemeinsam noch so alles machen könnte. Umut Bora lacht. "Sonnenaufgangstouren sind schön, aber dafür muss man mitten in der Nacht aufstehen, und es ist eiskalt, dazu habe ich keine Lust", gibt er freimütig zu. Genau das verstehe er nämlich unter Qualität: Die Teilnehmer müssen spüren, dass ihr Guide selbst großen Spaß an den Unternehmungen hat, die er anbietet. Und da gibt es tatsächlich etwas, was ihn noch reizen könne, sagt er. "Survival" steht für das Leben in Wald und Feld, bei dem man sich seine Nahrung aus der Natur beschafft, selbst Feuer macht, Wasser filtert und sein Nachtlager baut. "Ich hab´s schon ausprobiert", sagt er. Die Vorbereitungen für Angebote laufen.

Sein Körper ist sein Kapital

Sein Körper ist Umut Boras Kapital. Er kennt Outdoor-Guides mit über 60, ein Freund hat mit 50 gerade erst eine entsprechende Ausbildung gemacht. "Eine gesunde Lebensweise würde also Sinn machen", sagt Umut Bora und lacht, während er weitererzählt. "Da gäbe es bei mir noch viel Potenzial: Yoga, gesündere Ernährung, mehr trinken – aber ich bin leider nicht sehr konsequent".

Zu seinen Kunden zählen Firmen, Vereine, Privatleute, aber auch Kommunen. So wirkt er für die Stadt Villingen-Schwenningen regelmäßig bei den Kinderferienprogrammen im Sommer und Herbst mit. Dabei führt er Slackline-Workshops durch oder zeigt Kindern und Jugendlichen, wie sie "wie Affen" klettern können. "Monkey Hardware" heißt bezeichnenderweise ein Kletterset, mit dem man, an Bäumen, Masten oder Betonpfeilern befestigt, hoch hinaus kommt.

Kontakt zu jungen Menschen genießt er

Den Kontakt zu jungen Menschen genießt Umut Bora besonders. Überhaupt findet er, dass er trotz der Pandemie in der glücklichen Lage ist, zwar weniger, aber immerhin immer wieder soziale Kontakte knüpfen zu dürfen – und das auch noch an der frischen Luft. "Andere müssen isolierter ihrer Arbeit nachgehen". Umut Bora hat die kritische Zeit nachdenklich gemacht. "Man kann doch mit dem zufrieden sein, was man im Moment hat – und das ist in der Regel nicht viel." Etwas mehr Zeit mit der Familie könnte es in seinem Fall allerdings schon sein. Das wünscht er sich.