Michael Schonhardt hat ein Büchlein herausgegeben, das er am Donnerstag, 13. Juni, vorstellt. Foto: Birgit Heinig

Ausbilder, Stadtführer, Schlaraffe, Kneipenfastnachter und jetzt auch Buchautor – Michael Schonhardt hat viele Talente.

„Villingen rund ums Mittelalter“ heißt das Büchlein, dass der gebürtige Villinger nicht nur schrieb, sondern auch illustrierte.

 

Entstanden ist es während der Planung der Aktion „Geschichtskratten“ des Geschichts- und Heimatvereins, die Schulkindern ihre Heimat näherbringen soll.

Neben allerlei geschichtsträchtigen Gegenständen zum Anfassen und Ausprobieren liegt es im Kratten und erzählt auf 80 Seiten in kindgerechter Sprache und mit einfachen, selbstgemalten Bildern, wie es in Villingen vom fünften bis ins 15. Jahrhundert aussah, wie die Menschen lebten und was sich seither veränderte.

Lesung am 13. Juni

Und da zum Leben in Villingen auch die hiesige Sprache gehört, steht neben jedem Abschnitt auf Hochdeutsch auch ein mundartlicher. Am Donnerstag, 13. Juni, liest Michael Schonhardt um 19 Uhr zusammen mit seiner Frau Regina in der „BuchHaltestelle“ daraus vor, denn sein Buch ist „nicht nur für Kinder“ gedacht.

Der heute 66-Jährige kam im Riet zur Welt und besuchte die Klosterringschule. Er habe die erste gemischte Klasse der einstigen Mädchenschule besucht, erzählt er und erinnert sich amüsiert noch an die Worte der damaligen Rektorin Paula Straub, genannt „Straula“: „Wegen euch Buben musste ich das Klo umbauen“.

Bei der Firma Siedle

Er ging bei der Firma Winkler in die Lehre zum Maschinenschlosser, erwarb in der Abendrealschule parallel dazu die Mittlere Reife, schloss nebenberuflich den Industriemeister und im Fernstudium schließlich den Betriebswirt an. Statt Bundeswehr ging er zehn Jahre lang als Ehrenamtlicher in den Katastrophenschutz. Nach einem dreijährigen Ausflug zu einem bundesweiten Personaldienstleister übernahm er die Ausbildungsleitung beim Familienunternehmen Siedle in Furtwangen und blieb dort 16 Jahre lang bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand.

Erster Zunftball 1977

Obwohl im Riet aufgewachsen, hatte Michael Schonhardt zunächst keinen Bezug zur Villinger Fasnet. Der kam erst nach der Geburt seiner drei Töchter aus erster Ehe. Die Familie trat in die Narrozunft ein und verpasste keinen Zunftball. Den mitzugestalten wurde ihm ein Anliegen, und seine Nachfrage mündete darin, dass ihm der damalige Ballregisseur Günter Moser die Verantwortung übertrug und Schonhardt 1997 seinen ersten Zunftball – damals noch in der alten Tonhalle – ausrichtete.

1998 im Münsterzentrum, 1999 im Dreierpack mit Katzenmusik und Glonkis im Theater am Ring und 2000 in der neuen Tonhalle sowie weitere fünf Jahre führte Michael Schonhardt die Zunftball-Regie. Daraus entstand danach sein solistischer Einsatz bei den Kneipenfastnachten, bei dem er die Eigenarten der Villinger – und Schwenninger – aufs Korn nimmt.

Bei „Wächters Runde“

So wurde Gunter Schwarz auf den Redegewandten aufmerksam und holte ihn in die Truppe des Stadtführungstheaters „Wächters Runde“, mit der er seither in der Rolle des besagten Wächters rund 80 Vorstellungen gab. 2008 besuchte er außerdem den Volkshochschulkurs zum Stadtführer und genießt es seither, der jeweiligen Kundschaft „sein Städtle“ zu zeigen.

Bei Schlaraffen

Seit vielen Jahren ist Michael Schonhardt Mitglied des Schlaraffen-Herrenclub „Villingen ad Villigam“ mit Sitz im einstigen Stiftskeller in der Gerberstraße. Die wöchentlichen Stammtische dort sind für ihn ein Ort zum „Akku laden“. Die Geschichte der Schlaraffen fasziniert ihn. Ein einst von einem großkopferten Theaterverein abgewiesener Prager Bürger gründete aus Protest einen „Stammtisch der Proletarier“, an dem man sich über Persiflagen des hochnäsigen Bürgertums amüsierte. Bis heute stellen die weltweit agierenden Schlaraffen die Kunst und die Freundschaft, den Humor und die Toleranz in ihren Mittelpunkt.

Ein befreundeter Schlaraffe ist es auch, an dessen Seite sich Schonhardt mit dessen Papiertheater im September am Jubiläumsfest des Unterkirnacher Röthenlochhofes beteiligt. Außerdem ist er Teil des Orga-Teams und wird bei dem zehntägigen Fest dreimal mit dem Duo „Los ämol“ und dem Autor Johannes Kaiser einen Mundartabend gestalten.

Mit Schülern unterwegs

Als Rentner auf dem Sofa zu sitzen, das war für Michael Schonhardt noch nie eine Option. Nach seinem letzten Arbeitstag war ich klar: „Ich brauche ein Ehrenamt“. Da er kein „Vereinsmeier“ sei, suchte und fand er mit der Bickenbergschule die für ihn richtige Adresse. Immer montags ist er seither im Rahmen der Ganztagsbetreuung als Stadtführer mit Schülern unterwegs und zeigt ihnen „iiser Städtle“. Die Erfahrungen dort und mit seinen vier Enkelkindern flossen jetzt auch in sein Buch ein.