Andreas Fleig ist seit 21 Jahren Blechtrommler bei der Glonki-Gilde Villingen Foto: Heinig

Seit 21 Jahren ist er Blechtrommler in der Glonki-Gilde und war davon vier Jahre lang deren Tambour. Ende letzten Jahres wurde Andreas Fleig als Nachfolger von Frank Zimmermann zum zweiten Gildemeister gewählt. Der 42-Jährige hat nur einen Wunsch: "Ich möchte, dass Fasnet bald wieder gefeiert werden kann".

VS-Villingen - Zunächst lag der gebürtige Villinger an der Fasnet in einer Chaise, wurde groß im Blümlehäs der Historischen Narrozunft und war als Jugendlicher Trieber in einer der Butzeselgruppen. Dort lernte er damals schon seine heutige Ehefrau, Hilke Schaumann, kennen. Dann lockte ihn die Vielfalt der Villinger Fasnet. Andreas Fleig folgte Freunden in die Katzenmusik und engagierte sich einige Zeit als Wagenbegleiter bei den Umzügen. Schließlich, er war gerade 20 Jahre alt, durfte er, wie schon sein älterer Bruder Matthias, bei den Blechtrommlern mitwirken. 1935 als erster Zug der Glonki-Gilde gegründet, ist die reine Männerriege bis heute das Aushängeschild der Glonkis. Sieben Jahre lang leitete Andreas Fleig den Trommlerzug, drei als zweiter und vier als erster Tambour.

Seine Frau folgt ihm in die Glonki-Gilde

Nachdem seine Frau ihm in die Glonki-Gilde gefolgt war und bei den Trommlerwiebern angeheuert hatte, standen in den Familien Tür und Tor offen für "interkulturelles" Gefrozzel, wie Andreas Fleig lachend zugibt. Bis heute foppen sich die Zünftler hier und die Glonkis da, "aber immer auf eine faire und witzige Weise", sagt Fleig.

"Und das ist doch das Schöne an der Villinger Fasnet". Das möchte er seinen zwei Töchtern nicht länger vorenthalten sehen. Vor allem für sie hofft er darauf, dass das Coronavirus nicht noch weitere Fastnachten verhindert. Wenn die Leidenschaft dafür einmal abreiße, sei sie vielleicht für immer verloren, fürchtet er.

Er ist ein Südstädtler

Andreas Fleig ist Südstädtler, besuchte nach der Grundschule und der Realschule Karl-Brachat das Wirtschaftsgymnasium und wurde an der Dualen Hochschule – damals noch Berufsakademie – Diplom-Betriebswirt mit Fachrichtung Industrie. Heute arbeitet er als kaufmännischer Leiter bei einem der wenigen in Schwenningen verbliebenen Hersteller von Uhren und Zeitanzeigen.

Nach etlichen Wochen mit Homeoffice und Homeschooling sehnt sich die ganze Familie Fleig gerade nach Normalität. Seine jüngere Tochter, eine Zweitklässlerin, "kennt gar keinen normalen Schulalltag", bedauert Fleig. Außerdem spüre er im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis, "dass jeder dünnhäutiger geworden ist". Da nun auch noch und schon zum zweiten Mal die von allen vier Fleigs so geliebte Fasnet wegfällt, freue man sich jetzt vor allem aber auf das Frühjahr und die dafür angekündigten Lockerungen der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie.

Zweiter Gildemeister neben Arwed Dammert

Andreas Fleig saß als Zugführer der Blechtrommler schon einmal mit in den Ratssitzungen der Glonki-Gilde, die von einem siebenköpfigen Vorstand, dem Elferrat und dem Großen Rat mit 14 Mitgliedern angeführt wird. Nichts Neues auf sich zukommen sah er daher bei der Anfrage vor zwei Jahren, ob er den Vorstand nicht als zweiter Säckelmeister unterstützen würde. Aus seinem Engagement entwickelte sich recht schnell das Angebot des Postens zweiter Gildemeister neben Arwed Dammert.

Dem Glonkivatter Günther Reichenberger bei der Leitung des mit rund 2000 Mitgliedern drittgrößten Villinger Fastnachtsvereines zur Seite zu stehen, das ist für Andreas Fleig Ehrensache. Schließlich hat er mit "coolen Freunden" im Verein schon viele schöne Stunden verbracht, einige sogar auf der Glonkiball-Bühne.

"Normales" Vereinsleben noch nicht erlebt

Ein "normales" Vereinsleben hat er als Vorstandsmitglied bisher allerdings noch nicht erleben dürfen. Seit der Pandemie trifft man sich nur in kleinen Gruppen, ansonsten online und viel vorzubereiten gab es 2021 und 2022 ja sowieso nicht. Zwar habe man viele Alternativen erwogen, doch noch "irgendwie Fasnet zu feiern", doch die meisten Ideen scheiterten an Haftungsfragen oder Genehmigungen. Der Kinderball in der Neuen Tonhalle – der einzige in Villingen, der 2020 zum 41. Mal stattfand – und die "Fasnetsuche" am Fastnachtssonntagabend vor dem Bickentor findet daher definitiv nicht statt, die Umzüge sind ohnehin abgesagt und es wird am Schmotzigen und am Freitag danach auch keinen Glonki-Obed geben.

Bickentor wird geschmückt

1936 waren die Glonkis im Übrigen die Ersten, die mit einem Gala-Abend, quasi dem ersten Villinger Fasnetsball, den Startschuss für weitere auch der anderen Vereine gaben. So ganz still wird es um die Glonkis in der kommenden Woche aber nicht werden. Das Bickentor, aus dem am Fastnachtssonntag normalerweise die aus rund 60 Kindern bestehende "junge Fasnet" strömt und mit einem Feuerwerk empfangen wird, werde trotzdem geschmückt, sagt Andreas Fleig.

Stadtrallye und Online-Veranstaltung

Für Kinder wird die Gilde vom 20. Februar bis zum Aschermittwoch eine Stadtrallye mit 15 Stationen ausrichten, und am Freitag, 25. Februar, steigt die Online-Veranstaltung "Wir sind die Glonki". "Die Zugangsdaten sind demnächst auf den sozialen Kanälen und unserer Homepage (www.glonki.de) zu finden."