96 774 Euro Preisgeld und um einen Sportflitzer reicher: Maria Scharapowa. Foto: Baumann

Bis zu den French Open sind es zwar noch vier Wochen hin, doch der zweite Grand Slam des Jahres kann kommen – zumindest für Maria Scharapowa. Denn auf Sand ist die 27-Jährige bereits in bestechender Form.

Stuttgart - Maria Scharapowa weiß, was sich gehört: Kaum war sie in ihren neuen Porsche 911 Targa 4S eingestiegen, schnappte sie sich den Anschnallgurt. Sicherheit geht vor! Dann düste die Weltranglisten-Neunte mit ihrem Siegerauto die kleine Rampe herunter mitten auf den Centre-Court, wo sich die russische Tenniskönigin wenige Minuten zuvor ein packendes Finale beim 37. Porsche-Tennis-Grand-Prix gegen die Serbin Ana Ivanovic geliefert hatte. Und in dem, wen wundert’s, natürlich Maria Scharapowa (27) beim 3:6, 6:4, 6:1 die Nase vorne hatte.

Bei ihrer dritten Teilnahme beim Stuttgarter WTA-Turnier gelang der vierfachen Grand-Slam-Siegerin ihr dritter Streich. Ein persönlicher Rekord: Noch nie zuvor in ihrer Karriere war das der Rechtshänderin bei einem WTA-Turnier gelungen. Aber nicht deshalb war der Triumph in der Porsche-Arena für sie etwas Besonderes, sondern aus einem anderen Grund: „Nach meiner Schulterverletzung und meiner langen Pause im letzten Sommer ist dieser Sieg etwas ganz Spezielles für mich“, jubelte Maria Scharapowa, die mit einem Vorhand-Return das Finale nach 2:03 Stunden für sich entschieden hatte.

Ivanovic begeisterte mit lockerer Art

Allerdings: Den meisten Applaus der 4500 Zuschauer in der ausverkauften Arena erntete Ana Ivanovic (26). Die Sympathien galten der Weltranglisten-Zwölften und French-Open-Siegerin von 2008. „Das macht mich sprachlos und berührt mich tief“, schluchzte die Verliererin. Dabei hatte sie im Duell der Schönheiten mit ihrer lockeren Art begeistert.

Und vor allem im ersten Satz (6:3) Scharapowa die Grenzen aufgezeigt. Auch im zweiten Durchgang sah es danach aus, als ob die in Basel wohnende Serbin die Siegesserie der blonden Russin – bis dato 12:0 Einzelerfolge in Stuttgart – brechen könnte. Doch die 3:1-Führung konnte sie nicht halten. „Da hatte Maria das Momentum auf ihrer Seite. Zudem hat sie von da an viel stärker serviert“, meinte die sichtlich enttäuschte Ivanovic. Und Scharapowa, ganz Markenbotschafterin der Turniersponsors, sagte nach ihrem 30. WTA-Titel: „Das Auto ist auch zu sexy, um aufzugeben.“

Doch nicht nur die Siegerin erlebte Hochgefühle, auch die Turnierverantwortlichen strahlten. Für sie hätte es kein schöneres Finale geben können. „Besser geht’s nicht, das wünscht man sich als Organisatoren“, gab die Sportliche Leiterin des Porsche-Tennis- Grand-Prix, Anke Huber, zu: „Das hat das Niveau eines Grand-Slam-Finales!“

Duell der Tennis-Beautys

Zumindest war es aber ein Riesen-Endspiel der Kontraste. Auf der einen Seite die kühle Russin mit dem nordischen Aussehen und 1,88 Meter Körperlänge, auf der anderen ihr Gegenentwurf: Die fröhlich wirkende Serbin mit dem südländischen Touch aufgeteilt auf 1,84 Metern. Und wie so oft beim Duell der Tennis-Beautys hatte Scharapowa das bessere Ende für sich, sie baute die Bilanz gegen Ivanovic auf 8:2 Erfolge aus – und ist damit eine der heißen Titelkandidaten für Roland Garros (25. Mai bis 8. Juni).

Doch Scharapowa wiegelte ab: „Bis zu den French Open kann viel passieren, bis dahin ist es noch ein weiter Weg.“ Der Weg mit dem 400 PS starken Siegerauto von der Rampe auf den Centre-Court war jedenfalls viel kürzer.