Daniela Boo, Pasion Argentina (Argentinische Leidenschaft), Emaille, Lack, Stacheldraht, Spiegelscherben Foto: Petsch

Ausstellung "Colección Goméz" im Porsche-Museum zeigt  Inszenierung von GT2-Fronthauben.

Stuttgart - Leidenschaft kann man für völlig verschiedene Dinge empfinden. Auch für scheinbar gegensätzliche. Der Argentinier Jorge Goméz hat seine Liebhaberei für Porsche und Kunst vortrefflich verbunden: durch bemalte Fronthauben.

Fast hätte er ihn vergessen. Seinen Hut. Jorge Goméz springt am Dienstagabend im Porsche-Museum noch einmal zurück, greift ihn sich von seinem Stehtisch und erklimmt erst dann die Stufen zur Empore - um dort den Hut wieder nur auf einem Stehtisch abzulegen. Dann kramt er umständlich in seiner Jackettasche nach seinen Aufschrieben.

"Ich bin glücklich, hier zu sein", liest Goméz im staatstragenden Tonfall und in gebrochenem Deutsch vom Zettel ab. Es klingt, als nehme er Anlauf zur großen Rede. Dann steckt er den Zettel wieder in seine Tasche zurück. "Wir machen das jetzt ohne Zettel, nur mit dem Herzen", sagt er dann spitzbübisch auf Spanisch - eine Dolmetscherin übersetzt für die deutschen Gäste.

Jorge Goméz ist Argentinier, Unternehmer, Charmeur und Hutträger, wenngleich er ihn wohl nur in der Hand spazieren trägt. Er ist zudem - und diese beiden Eigenschaften brachten ihn nun nach Deutschland - Kunst- und Porscheliebhaber.

Goméz hat diese beiden Leidenschaften verknüpft: Er bat bedeutende Künstler aus Uruguay und Argentinien an die Fronthaube des Porsche 911 GT2. 19 Künstler, darunter Pablo Atchgarry, Rogelio Polesello und Jorge Ferreyra Basso, folgten der Einladung Goméz'.

Und verliehen Porsche-Fronthauben ihre ganz eigene Handschrift. Mit den unterschiedlichsten Materialien - etwa Acryl, Emaille, Mosaikfliesen oder auch Reifengummi - gestalteten die Künstler 24 ungewöhnliche Kunstwerke.

Ausstellung mit Europa-Premiere

So unterschiedlich wie die Materialien sind auch die Motive. Da zieren zwei Stiere die ursprünglich vom Pferd, dem Porsche-Wappen, dominierte Fläche. Graffiti macht sich breit. Evita Perín lächelt hold herab. Oder aber die Motorhaube wird ihrem einschlägigsten Verwendungszweck zugeführt: Eine nackte Frau räkelt sich einladend darauf und reckt ihre Vorzüge ins rechte Licht. Darunter steht der Satz: "Was bevorzugen Sie an mir?".

Freilich wäre es schade, wenn diese guten Stücke nur ab und zu bei Ausstellungen im Museum der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht würden - wie nun im Porsche-Museum in Zuffenhausen und gleichzeitig erstmals in Europa. Deshalb erfüllen die Kunstwerke von Zeit zu Zeit auch heute noch ihren ursprünglichen Zweck als Fronthauben: Goméz lässt es sich nicht nehmen, sie mitunter auf seinen eigenen Porsche 911 GT2 zu montieren und die Kunstwerke auszufahren.

"Ich habe da anfangs gar nicht daran gedacht, erst die Leute, die immer wieder nachfragten, haben mich auf die Idee gebracht", so Goméz. Also schraubte er ein Werk auf seinen Wagen. "Als ich dann wieder zur einfarbigen Haube wechselte, fehlte mir was."

Am liebsten fährt er die "Pasion Argentina" spazieren, die einen gesichtslosen argentinischen Fußballer zeigt, der eine Dornenkrone auf dem Kopf trägt. Den Hintergrund des Bildes ziert ein zerbrochener Spiegel. "Das Werk entstand einige Wochen, bevor Argentinien bei der Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2010 gegen Deutschland verloren hat", erklärt Goméz.

Jorge Goméz' Sammlung ist die erste Kunstausstellung, die je im Porsche-Museum gezeigt wurde. Bisher, denn dies soll nicht die letzte bleiben. Zum Abschied nimmt Goméz seinen Hut. "Warum habe ich den dabei?", fragt er sein Publikum. Er setzt ihn auf, aber nur, um ihn gleich wieder abzunehmen, mit einer Verbeugung. Mit den Worten "Chapeau Alemania! Chapeau Porsche!" zieht er seinen Hut vor Deutschland und Porsche. Und geht ab.

Die Ausstellung ist noch bis zum 8. Januar 2012 im Porsche-Museum, Porscheplatz 1, in Zuffenhausen zu besichtigen.