Große Prominenz hat sich angesagt für den Festakt in Leipzig am Dienstag, mit dem die jüngste VW-Tochter einen fertigen Ausbau feiert. Foto: dpa

Das Porsche-Herz schlägt noch in Stuttgart-Zuffenhausen - aber mit Leipzig hat der schwäbische Sportwagenbauer inzwischen eine zweite Heimat gefunden. Nun legt die VW-Tochter in Leipzig nach.

Das Porsche-Herz schlägt noch in Stuttgart-Zuffenhausen - aber mit Leipzig hat der schwäbische Sportwagenbauer inzwischen eine zweite Heimat gefunden. Nun legt die VW-Tochter in Leipzig nach.

Leipzig/Stuttgart - Beim Autobauer Porsche fällt am Dienstag der endgültige Startschuss für ein wichtiges Zukunftsprojekt. Die Schwaben feiern in ihrer zweiten Heimat Leipzig die Werkserweiterung für den jüngsten Spross ihrer Modellfamilie, den Macan. Der kleine Bruder der Geländelimousine Cayenne steht für eine geplante Jahresproduktion von 50.000 Einheiten - fast ein Drittel des gesamten Porsche-Absatzes im vergangenen Jahr. Das neue Modell ist auch ein Sinnbild für die rasante Weiterentwicklung der Marke.

Große Prominenz hat sich angesagt für den Festakt in Leipzig, mit dem die jüngste VW-Tochter einen fertigen Ausbau feiert, der eigentlich ein kompletter Fabrikneubau ist. Eine halbe Milliarde Euro kostete das größte Neubauprojekt in der Porsche-Historie. 1500 neue Stellen schuf der Autobauer - eine Flut von Bewerbern buhlte um die Jobs.

Neben Vize-Kanzler Sigmar Gabriel (SPD), Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) und Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) hat sich das Who-is-Who der Porsche- und VW-Welt angesagt: VW-Patriarch Ferdinand Piëch gibt sich die Ehre, ebenso VW-Chef Martin Winterkorn sowie die VW- und Porsche-Betriebsratsbosse Bernd Osterloh und Uwe Hück. Und auch Wolfgang Porsche, Aufsichtsrat bei Porsche und VW, wird die Macan-Fabrik feiern. Er ist wie Piëch ein Enkel von Ferdinand Porsche, dem Begründer der Porsche-Dynastie. Der PS-Clan Porsche/Piëch ist heutzutage Großaktionär bei Volkswagen.

In Zuffenhausen ist es zu eng geworden

Porsche eröffnete sein Leipziger Werk 2002 und vergrößerte es von 2011 bis Ende 2013 für den Macan. Daheim in Zuffenhausen kennt es Porsche enger, beschränkter Raum für den wachsenden Autoausstoß ist dort seit Jahren ein Problem. Leipzig dagegen mit seinen großzügigen Erweiterungsmöglichkeiten hat nicht nur ein Kundenzentrum gleich nebenan, sondern eine ganze Rennstrecke und auch einen Offroad-Parcours. „Das ist weltweit meines Wissens einmalig“, sagt Produktionsvorstand Oliver Blume über die nach Stuttgart zweite eigene Fabrik.

Der Porsche-Chef in Leipzig, Siegfried Bülow, betont, dass sich die großzügigen Planungen mit freier Fläche rückblickend als richtig erweisen: „Hätten wir damals in Leipzig nicht über Werksstrukturen und Erweiterungen über den Panamera hinaus nachgedacht - dann hätten wir diese Erweiterungen für den Macan niemals durchführen können.

Porsche hat fünf zentrale Absatzbringer: Den Klassiker 911, den Mittelmotor-Roadster Boxster und dessen Coupé-Variante Cayman, die Limousine Panamera und die Geländewagenlimousine (SUV) Cayenne. Während der 911er seit jeher nur in Zuffenhausen entsteht, ist das mit dem Rest der Modelle anders. Längst hilft der große Partner VW.

Der Cayenne etwa, der in Leipzig den Anfang machte, entsteht anfangs im slowakischen Bratislava zusammen mit seinem nahen Verwandten, dem VW-Touareg. Die Limousine Panamera nimmt ihren Anfang als Karossiere samt Lackierung im VW-Nutzfahrzeugwerk Hannover-Stöcken. Und Teile der Reihe Boxster/Cayman laufen komplett über das VW-Werk Osnabrück. Früher nutzte Porsche hierfür auch einen finnischen Auftragsfertiger.

Auch beim Macan hilft VW, es gibt etwa Parallelen mit der Q-Reihe von Audi. Über die Gleichteile-Quote schweigt sich Porsche aus, Experten sehen sie beim Macan ähnlich hoch wie beim Cayenne/Touareg. Das ist nur logisch bei den im Vergleich kleinen Porsche-Stückzahlen, die große Partner erfordern oder externe Entwickler als Dienstleister.

Nach Porsche-Lesart sind alle Porsches Sportwagen. Doch fest steht: Der Autobauer wagte sich vor allem mit dem Cayenne auf neues Terrain. Das SUV steht inzwischen für mehr als jeden zweiten Verkauf - gut 84.000 von den rund 162.000 abgesetzten Porsches im vergangenen Jahr.

Der Macan soll den Erfolg des Cayenne fortschreiben. Es mag stimmen, dass damit der „Sportwagenbauer als Stuttgart“ noch viel stärker ein „Geländewagenbauer aus Leipzig“ wird. Doch gerade das dortige Volumen sorgt dafür, dass Porsche mit Audi die Renditeperle des VW-Konzerns ist: Mit seinen 115 000 verkauften Autos spülte Porsche in den ersten neun Monaten 2013 rund 1,9 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern in die VW-Kasse. Die Wolfsburger Kernmarke VW-Pkw kam mit 3,5 Millionen abgesetzten Wagen kaum auf mehr: 2,1 Milliarden Euro.

2013 produzierten die Porsche-Werker in Leipzig 107 000 Cayenne und Panamera - und damit den Löwenanteil im Unternehmen. Mit dem Macan wird das Herz der Porsche-Produktion nun noch ein Stück sächsischer.