Hunderte von Millionen investiert der Sportwagenhersteller Porsche jährlich in der Region. Doch wenn es konkret wird, machen Behörden dem Jobmotor das Leben schwer, sagt Porsche-Chef Matthias Müller.
Stuttgart - Der Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche hat seinen Frieden mit den baden-württembergischen Grünen gemacht und die Partei zugleich aufgefordert, mehr auf Ministerpräsident Winfried Kretschmann zu hören. Der Ministerpräsident habe erkannt, „welche gewaltigen Anstrengungen die baden-württembergische Auto- und Zulieferindustrie unternimmt, um beim Klimaschutz voranzukommen“, sagte Porsche-Vorstandschef Matthias Müller den „Stuttgarter Nachrichten.. Es sei jedoch „schade, dass er bei seiner Partei offenbar nicht breiter durchdringt“. Kretschmann versuche, „die Bedürfnisse einer bürgerlichen Mitte zum Ausdruck zu bringen, kommt aber nicht immer gegen die Widerstände in seiner Partei an.“ Damit würden die Grünen eine „große Chance“ vergeben. „Die Angst, dass das Land im grünen Chaos versinkt, muss man hier jedenfalls nicht mehr haben“, sagte Müller den StN.
Müller kritisierte aber zugleich, dass der Porsche-Konzern in Leipzig, neben Stuttgart-Zuffenhausen der zweite Produktionsstandort des Unternehmens, bessere Verhältnisse vorfinde als in Baden-Württemberg. „Sachsen hat sich erkennbar der Industrialisierung und dem Fortschritt verschrieben, bietet mehr Planungssicherheit“. Während in der Region Stuttgart eine Genehmigung auch ein Jahr dauern könne, seien es in Leipzig oft nur drei Monate. „Insgesamt ist Planungssicherheit für die Industrie sehr wichtig, denn wir müssen heute Entscheidungen treffen, die zum Teil erst 2023 Wirkung zeigen. Fatal wäre es, wenn diese Sicherheit in Baden-Württemberg künftig nicht gegeben wäre“, warnte Müller.
Absage an Gerüchte, Müller wolle VW-Chef werden
Deutliche Kritik übte Müller am Umgang der Politik mit den Erweiterungsplänen des Entwicklungszentrums in Weissach (Kreis Böblingen). Porsche beschäftige dort 4500 eigene Mitarbeiter und 1500 bei Partnern und investiere jährlich etwa 100 Millionen Euro. „Und dann streiten sich die Gemeinden, die seit Jahrzehnten davon profitieren, öffentlich darüber, auf welchen Straßen man zu uns gelangen darf. Da frage ich mich schon, ob manche rund um das Entwicklungszentrum so satt sind, dass sie der Fortschritt von Porsche nicht mehr interessiert.“
Eine klare Absage erteilt der Porsche-Chef allen Gerüchten, er wolle Chef des VW-Konzerns werden. „Erstens stellt sich die Frage nicht, und ich fühle mich bei Porsche pudelwohl“, sagte Müller den Stuttgarter Nachrichten. „Zweitens würde ich mir diese Aufgabenstellung nicht zutrauen – es hat schon seinen Grund, dass ich ein kleines Unternehmen führe und Herr Winterkorn einen riesigen Konzern.“ Zudem sei er mit 60 „für eine Nachfolge schlicht zu alt. Da müssen schon Jüngere ran“.