Eine aufgebrachte Menschenmenge setzte in Tottenham in der Nacht zum Sonntag mehrere Polizeifahrzeuge, einen Bus sowie mehrere Gebäude in Brand. Foto: dpa

In Tottenham ist es in der Nacht zum Sonntag zu schweren Ausschreitungen gekommen.

London - Im Londoner Stadtteil Tottenham ist es in der Nacht zum Sonntag zu schweren Ausschreitungen gekommen. Eine aufgebrachte Menschenmenge setzte dabei mehrere Polizeifahrzeuge, einen Bus sowie mehrere Gebäude in Brand, wie eine Nachrichtenagentur berichtete.

29-Jähriger am Donnerstag von Polizei erschossen

Acht Polizisten wurden verletzt, einer davon musste im Krankenhaus behandelt werden. Die Menge protestierte gegen einen Polizeieinsatz, bei dem am Donnerstag ein 29-Jähriger erschossen worden war.

Die Polizisten wurden mit Molotow-Cocktails und Ziegelsteinen beworfen, erste Berichte von Plünderungen gingen bei der Polizei ein. Vermummte Jugendliche setzten Mülltonnen in Brand, warfen brennende Müllbehälter auf Polizisten und demolierten Polizeifahrzeuge. Mindestens zwei Polizeiautos und ein Ladenlokal gerieten in Brand. Ein Doppeldecker-Bus brannte völlig aus. Fernsehteams mussten sich zurückziehen, da die Randalierer auch Übertragungswagen angriffen.

Auch Menschen aus dem Londoner Süden bei Protesten

Spezialeinheiten versuchten in der Nacht, die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen. Sperren wurden errichtet, berittene Beamte versuchten, die Menge auseinanderzutreiben. Nach Augenzeugenberichten versammelten sich auch Menschen aus anderen Londoner Stadtteilen, sogar aus dem rund eine Autostunde entfernten Londoner Süden, in den Straßen von Tottenham. Insgesamt kamen mehrere hundert Menschen zusammen.

Auslöser der Ausschreitungen war eine noch nicht vollständig aufgeklärte Schießerei am Donnerstagabend, an deren Ende ein 29-Jähriger von einer Polizeikugel getötet wurde. Nach Darstellung der Polizei hatte der vierfache Vater zuerst geschossen. Ein Polizist überlebte demnach nur durch Glück, weil die Kugel des in einem Taxi sitzenden Schützen vom Funkgerät des Beamten aufgehalten worden war. Die Polizei hatte mitgeteilt, es habe sich um einen geplanten Einsatz im Zusammenhang mit Ermittlungen in der organisierten Bandenkriminalität gehandelt.