Einbrecher haben es in Corona-Zeiten schwerer als sonst. Wegen Corona sind die Menschen mehr daheim. Foto: AA-W – stock.adobe.com

Die Kriminalität ist im Kreis Rottweil weiter auf dem Rückzug. Seit Langem sind im Kreis wieder weniger als 4000 Delikte erfasst worden. Auch wenn Corona viel Schlechtes mit sich bringt. Die Pandemie vermiest auch Kriminellen das Geschäft.

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Kreis Rottweil - Der Präsident des Polizeipräsidiums Konstanz, Gerold Sigg, und Landrat Wolf-Rüdiger Michel sind sich bei der virtuellen Präsentation der Kriminalstatistik für das Jahr 2020 einig: Die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg, der Landkreis Rottweil im Besonderen, zählt zu den sichersten im gesamten Land. Diese Nachricht ist nicht neu, sie wiederholt sich seit Jahren. Sie ist dennoch eine, die wir gerne an dieser Stelle publizieren.

Zu den Fakten: Mal wieder seit langer Zeit hatte es die Polizei im Jahr 2020 im Kreis Rottweil mit weniger als 4000 Kriminalfällen zu tun, es waren exakt 3951 (ohne Straftaten, die unter das Ausländerrecht fallen). Gegenüber 2019 ist das ein Rückgang von 272 Fällen oder 6,4 Prozentpunkten. Die Aufklärungsquote stieg von 63 auf 69 Prozent und zählt zu den höchsten im Land.

Ein Rückgang ist bei fast allen Arten von Straftaten zu verzeichnen – bei Rohheitsdelikten von 653 auf 619 (minus 5,2 Prozent), bei Diebstahl von 1105 auf 952 (minus 13,8 Prozent), darunter bei Wohnungseinbrüchen von 48 auf 28 (minus 41,7 Prozent), bei Vermögens- und Fälschungsdelikten von 760 auf 716 (minus 5,8 Prozent), bei der Rauschgiftkriminalität von 458 auf 409 (minus 10,7 Prozent), bei Aggressionsdelikten von 214 auf 184 (minus 14 Prozent) und bei der Straßenkriminalität von 658 auf 577 (minus 12,3 Prozent).

Zahl der Wohnungseinbrüche geht stark zurück

Bei Straftaten gegen das Leben gibt es wie im Vorjahr fünf Fälle, bei Delikten gegen die sexuelle Selbstbestimmung verzeichnet die Statistik hingegen einen Anstieg von 64 auf 99 Fälle, was ein Plus von 54,7 Prozentpunkten entspricht. Polizeipräsident Sigg führt diese Entwicklung auf die Me-To-Debatte und einen neuen Straftatbestand im Strafgesetzbuch zurück.

Die Corona-Pandemie hat sich nach Angabe von Sigg direkt auf das Geschäft von Kriminellen ausgewirkt. Das zeigt sich beispielsweise an der Zahl von Wohnungseinbrüchen. Dass sie so stark zurückgegangen sei, habe damit zu tun, dass sich mehr Menschen zu Hause aufhielten – etwa wegen Home-Office. Überhaupt sei es so, dass in der Hälfte der Fälle bei Einbruchsversuchen bleibe, weiter kämen die Täter nicht.

Eigens aufgeführt sind Fälle, in denen ein Betrüger, der sich als Polizeibeamter ausgibt, versucht, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Das sei eine ganz perfide Masche, so Sigg. Da werde mit dem guten Ruf der Polizei Schindluder getrieben. Doch ohne Erfolg. Für das Jahr 2019 verzeichnet die Statistik für den Kreis Rottweil einen Fall. Um 10.000 Euro sei es gegangen, so Sigg. Eine Geldübergabe habe nicht stattgefunden. 95 Prozent der Fälle endeten im Stadium des Versuchs.

Pandemie hat Einfluss auf Statistik

Corona hat in einem anderen Fall zu einer erhöhten Fallzahl geführt: beim Subventionsbetrug. 2019 gab es freilich noch keinen Fall. Ein Jahr darauf, in dem Jahr, in dem die Pandemie ausbrach und die Bundesregierung mit Hilfspaketen die Wirtschaft zu unterstützen versuchte, wurden 22 Fälle notiert. Der Schaden beläuft sich nach Darstellung der Polizei auf 250.000 Euro.

Gut im öffentlichen Bewusstsein dürfte der Fall eines Rottweiler Gastronomen sein, der wegen Subventionsbetrugs vom Amtsgericht Rottweil im Januar zu drei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt wurde. Der Mann hatte demnach im vergangenen Jahr mehrere Anträge auf Hilfen gestellt und sich so 488.000 Euro erschlichen.

Sigg verwies auf einen anderen Bereich, der in der medialen Berichterstattung immer mal wieder im Fokus stand: die häusliche Gewalt. Es war ja befürchtet worden, dass es zu Hause zu mehr Gewaltausbrüchen kommen würde, wenn sich die Familienmitglieder von morgens bis abends auf der Pelle säßen. Dazu ist es laut der polizeilichen Statistik nicht gekommen. Im Jahr habe es 73 Fälle im Bereich der häuslichen Gewalt gegeben, ein Jahr später nur noch 62.

Die Polizei selbst sei sehr gut durch das Corona-Jahr gekommen. Sigg sagte, er kenne zudem keinen Fall, bei dem es durch polizeiliches Handeln zu einem Infektionsgeschehen gekommen sei. Insgesamt, so sein Resümee, dürfte die Entwicklung positiv zum subjektiven Sicherheitsgefühl der Menschen im Kreis Rottweil beigetragen haben.