Grundsätzlich erfreuliche Zahlen hat das Polizeipräsidium präsentiert: Die Verkehrsunfälle erreichten 2021 ein historisches Tief. Trotzdem krachte es fast 15.000 mal im Präsidiumsbezirk – insgesamt 30 Menschen verloren ihr Leben bei Unfällen.
Offenburg - Einen "historischen Tiefstand" verkündete Polizeipräsident Reinhard Renter am Freitag bei einer Pressekonferenz zur Verkehrsunfallstatistik 2021. In den meisten Bereichen seien Rückgänge zu verzeichnen. Einen großen Einfluss darauf habe immer noch Corona.
Gesamtzahl der Unfälle erneut gesunken
Insgesamt 14.997 Unfälle verzeichnete das Polizeipräsidium Offenburg in seinem Zuständigkeitsbereich – also dem Landkreis Rastatt, dem Stadtkreis Baden-Baden und dem Ortenaukreis – im vergangenen Jahr. Das ist ein Rückgang von fast einem Prozent. 2020 waren es 15.124 Unfälle, vor Corona im Jahr 2019 gar noch 18.557. In der Ortenau krachte es laut Zahlen der Polizei im vergangenen Jahr 8.095 Mal (2020: 8.156) – ausgenommen sind die Autobahnunfälle. Dabei entwickelte sich der Kreis entgegen dem Landestrend: Auf Landesebene stieg die Anzahl der Unfälle 2021 wieder um 1,6 Prozent an.
Polizei verzeichnet deutlich mehr Tote
Insgesamt starben im Präsidiumsbereich 30 Menschen bei Verkehrsunfällen. Das sind zehn mehr, als beim historisch niedrigen Wert von 2020. Der Blick auf die vergangenen zehn Jahre zeigt jedoch, dass ein deutlicher Abwärtstrend erkennbar ist. Im Schnitt gab es demnach jedes Jahr 36 Verkehrstote. "Unser großes Ziel sind null Tote", betonte Renter. "Ich gehe davon aus, dass wir das Ziel irgendwann erreichen. Es bedarf dafür aber mehr als Verkehrsüberwachung – etwa autonomes Fahren oder vernetzte Autos."
Weniger Menschen werden verletzt
Der Großteil der Vorfälle 2021 entfiel auf sogenannte Kleinst- und Verwarngeldunfälle. Darunter fallen klassische Blechschäden oder abgefahrene Spiegel – "Dinge, die gerne auf Parkplätzen passieren", erklärte Renter. Bei 4.644 Unfällen entstanden größere Schäden, bei 2.059 wurden Menschen verletzt – elf Prozent weniger als 2020. Auch das sei ein historischer Tiefstand, so Renter.
Am meisten kracht’s wegen Vorfahrtsmissachtung
Bei den Ursachen für Unfälle, bei denen Menschen verletzt wurden, gebe es keine Überraschungen, erklärte Peter Westermann, Leiter der Verkehrspolizeidirektion. Demnach gehen 18 Prozent der Unfälle auf nicht eingehaltene Vorfahrtsregelungen zurück, 15 Prozent auf überhöhte Geschwindigkeit. Gefolgt von Komplikationen beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren (15 Prozent) und zu geringem Abstand (14 Prozent). Alkohol, Drogen, Übermüdung und Co. waren bei zehn, Überholmanöver bei fünf Prozent Ursache.
Zweiradfahrer sind besonders gefährdet
Die "Hauptrisikogruppe" auf der Straße seien die Zweiradfahrer, betonte Westermann. "15 der 30 Verkehrstote sind entweder Rad- oder Motorradfahrer gewesen." Das hänge damit zusammen, dass sie nicht so geschützt sind wie im Pkw und andere Risiken eingingen. Dabei ist die Gesamtzahl der Motorradunfälle um 65 (- 17,3 Prozent) auf 310 Unfälle und die der Fahrradfahrer um 172 (- 18 Prozent) auf 787 Unfälle zurückgegangen.
Sprunghafter Anstieg bei Autobahnunfällen
Auf der A 5 krachte es 2021 insgesamt 1.095 mal – etwa ein Viertel mehr als im Vorjahr (871). "Die Zunahme liegt daran, dass schlicht viele auf der Autobahn unterwegs waren. Man konnte nicht wegfliegen, also sind viele mit dem Auto verreist", vermutet Westermann. Zudem habe es 2021 zahlreiche Baustellen gegeben. Drei Menschen starben bei Autobahnunfällen. Ursache Nummer eins (rund 50 Prozent) war nicht eingehaltener Abstand.
Wieder mehr Überwachung
Corona hat 2021 auch die Arbeits der Verkehrspolizei erschwert. So waren laut Polizeipräsident Reinhard Renter andere Aufgaben, wie etwa »Spaziergänge« zu begleiten oder auch Ausfälle durch Corona, dafür verantwortlich, dass vor allem die Prävention gelitten habe. Das soll sich 2022 ändern: »Verkehrsüberwachung gehen wir wieder vermehrt an«, kündigte Renter an. Einmal im Monat soll es einen »Geschwindigkeitskontrolltag« geben.