Innenminister Thomas Strobl (links) verabschiedet Offenburgs Polizeipräsident Reinhard Renter. Foto: Köhler

Nach 47 Jahren im Polizeidienst ist Schluss. Reinhard Renter, Präsident des Polizeipräsidiums Offenburg, ist am Donnerstag mit viel Lob verabschiedet worden. Seine Nachfolge übernimmt Jürgen Rieger, der parallel ins Amt eingeführt wurde.

Offenburg - Welches Ansehen der scheidende Polizeipräsident genießt, wurde am Donnerstag in der Offenburger Oberrheinhalle deutlich. Rund 180 Gäste, darunter Wegbegleiter von Reinhard Renter sowie Vertreter aus Politik und Wirtschaft, waren gekommen. Knapp drei Stunden dauerte die Verabschiedung, die durch musikalische Unterstützung des Bläserseptetts des Polizeipräsidiums und durch Gesangseinlagen von Aline Reichle einen gebührenden Rahmen erhielt.

Die Eröffnungsrede hielt Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl. "Besonders in diesen Zeiten ist es wichtig, dass Führungspositionen kontinuierlich besetzt sind. Auch das Vertrauen ist wichtig. Das hatten wir unter Renter in außergewöhnlicher Weise", begann er seine Laudatio. Der Innenminister bescheinigte dem 65-Jährigen "Leidenschaft bis zum letzten Tag" gezeigt zu haben. Er verabschiede einen Mann, der die Polizei in Baden-Württemberg geprägt habe. "Eine einprägsame Persönlichkeit, die auch mal polarisiert. Allerdings authentisch und verlässlich", so der Minister.

An den künftigen Präsidenten Rieger gerichtet sagte Strobl: "Sie sind eine ideale Besetzung". Seine Feuerprobe – die Einsatzleitung im Fall des Waldläufers von Oppenau im Jahr 2020 – habe er kurz nach seiner Ankunft am Polizeipräsidiums Offenburg bestanden.

Zu Renters Verabschiedung ließen die Redner herzliche Worte da. Landrat Frank Scherer dankte dem scheidenden Polizeipräsidenten für die gute Zusammenarbeit. Er habe immer gewusst, "wie Kommunalpolitiker ticken". "Je schwieriger die Lage war, desto ruhiger und konzentrierter wurde er", so der Landrat und fügte humorvoll: "Der Name wird jetzt fast Programm – aus Renter wird Rentner".

"Standing Ovations" nach der Abschiedsrede

Nicht nur mit Scherer, sondern auch mit Herwig Schäfer, Leiter der Staatsanwaltschaft Offenburg, verband Renter eine Freundschaft. "Von Kopf bis Fuß – bei seiner Größe von 1,92 Meter durchaus bemerkenswert – empfand Renter eine unbändige Freude für den Polizeidienst", sprach Schäfer launig. Ein Beispiel für sein Engagement sei, als er beim Nato-Jubiläumsgipfel in Kehl im Jahr 2009 Polizeibeamte zu Anwohnern schickte, um mit ihnen zu frühstücken. So konnten die Anwohner aus ihren Fenstern heraus einen Blick auf die Staatschefs erhaschen, ohne für Terroristen gehalten zu werden, erzählte Schäfer.

Hervorgehoben wurde von allen Rednern, darunter auch Europa-Park-Chef Roland Mack, Renters Einsatz für die Deutsch-Französische Zusammenarbeit. Als Beispiel wurde stets der Polizeiposten in Rust aufgeführt, wo deutsche und französische Beamte unter einem Dach arbeiten.

Renter selbst erwiderte in seiner Ansprache den Dank aller Redner. Er empfinde vor allem Dankbarkeit "für 47 Jahre in meinem Traumberuf". Die Polizeiuniform habe er mit Stolz und hoher Loyalität getragen. Anschließend blickte er auf viele abgeschlossene Projekte zurück und wandte sich an seinen Nachfolger: "Ich darf mit großer Dankbarkeit, Stolz und der Gewissheit gehen, dass das Polizeipräsidium Offenburg bei dir in guten Händen liegt". Im Anschluss an seine Rede erhoben sich die rund 180 Gäste und applaudierten Renter eine gute Minute lang.

Nachfolger ist James-Bond-Fan

Der designierte Polizeipräsident Jürgen Rieger bedankte sich in seiner Antrittsrede bei seinem Vorgänger, der ihn stets gefördert habe. Das letzte Musikstück – ein James-Bond-Medley – habe er sich als großer Fan des Geheimagenten gewünscht. Bevor Rieger nach Offenburg kam, habe er "15 Jahre lang nur Vermerke, Konzeptionen, Mitteilungen und Reden" geschrieben. Auf eine Mission habe er vergeblich gewartet, dabei hatte er den Polizeiausweis "Nummer 007". In Offenburg sei mit dem Waldläufer diese Mission gekommen. "Am Ende kam ich nach Hause, meine Frau nahm mich in den Arm und sagte ›Das habt ihr gut gemacht‹. Anmerken darf ich noch: Sie hat mich nicht ›James‹ genannt", so Rieger, was den Gästen ein herzhaftes Lachen entlockte.