Die Polizei hat im Jahr 2024 eine Zunahme der Gewaltkriminalität in Lörrach registriert. Unterdessen ist die Zahl der Wohnungs- einbrüche und Fahrraddiebstähle zurückgegangen. Das geht aus der aktuellen Kriminalstatistik für die große Kreisstadt hervor.
Ein Anstieg der Fälle von Gewaltkriminalität ist nicht nur in Lörrach zu verzeichnen. Es handelt sich vielmehr um eine bundesweit zu beobachtende Tendenz, die allerdings 2024 in der Lerchenstadt ein Zehn-Jahres-Hoch erreicht hat. Mit 174 registrierten Fällen ist der Abstand zum Mittelwert (111) erheblich.
Die Daten für das vergangene Jahr erläuterten Revierleiter Andreas Nagy, sein Stellvertreter Jürgen Bäuml und Sebastian Feucht als Leiter des Bezirksdienstes am Donnerstag im Polizeirevier an der Weinbrennerstraße.
Die Gewalt
Sorgen bereitet den Führungskräften der Polizei etwa der Anstieg gefährlicher Körperverletzungen, bei denen entweder eine Waffe oder ein Werkzeug eingesetzt wurde, oder aber mehrere Personen eine Einzelperson attackierten: Mit 138 wurde der Wert des Vorjahres (104) weit überschritten. Deutlich steigende Zahlen wurde auch auf Landkreis-Ebene und im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums Freiburg verzeichnet.
Aus seiner Sicht könnten durchaus Maßnahmen wie etwa ein Verbot von Messern und Reizsprühmitteln für die Innenstadt diskutiert werden, sagte Nagy. Schadia Tahar, kommissarische Fachbereichsleiterin Bürgerdienste bei der Stadt Lörrach, wies allerdings auf die Problematik der Kontrollierbarkeit hin. Wichtig sei unter anderem, Präventionsmaßnahmen weiter zu stärken. Gemeinsam mit dem Fachbereichsleiter Tiefbau, Klaus Dullisch, hob sie die sehr gute und unkomplizierte Zusammenarbeit mit der Polizei hervor.
Zugenommen hat auch die Gewalt gegen Polizeibeamte – tätliche Angriffe auf Polizisten wurden 2024 insgesamt 41 aufgenommen – zehn mehr als im Vorjahr. Etliche dieser aggressiven Personen hätten sich in psychischen Ausnahmesituationen befunden, so Feucht. Wie überhaupt die Zahl psychisch auffälliger Bürger insgesamt hoch geblieben sei, so der Revierleiter.
Interpretation der Zahlen
Nagy betonte: Generell seien die Einordnung und die Interpretation der Zahlen von hoher Relevanz. So nähmen etwa die Fälle häuslicher Gewalt zu – aber ohne diese Tendenz relativieren zu wollen, deute einiges darauf hin, dass dies auch mit einer wachsenden Bereitschaft zur Anzeige dieser Fälle zu tun haben könnte.
Auch sei die Zahl der Straftaten pro 100 000 Einwohner in Lörrach zwar vergleichsweise hoch – dies hänge aber auch mit der Grenznähe zusammen. So werde etwa jeder Grenzübertritt einer Person, die anschließend Asyl beantragt, als Straftat registriert, weil es sich zunächst um eine illegale Einreise handle.
Die Diebstähle
Nach der „Corona-Delle“ steigt die Zahl der Diebstähle wieder an, insbesondere der Ladendiebstähle. Gleichzeitig werden immer mehr Täter überführt, weil der Einzelhandel verstärkt Ladendetektive einsetze.
Positiv sei die Entwicklung bei den Fahrraddiebstählen: Sie gingen 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 94 Fälle auf 264 zurück. Die Polizei beziffert den finanziellen Schaden dennoch auf rund 580 000 Euro (Neuwertsumme der Fahrräder). Entwendet werden vor allem E-Bikes. Nach wie vor würden nicht wenige nach Frankreich gebracht und von dort nach Osteuropa.
Die Wohnungseinbrüche
Erfreulich auch der Rückgang der Wohnungseinbrüche: Lediglich 20 wurden im Vorjahr von der Polizei aufgenommen. Das ist abgesehen vom Corona-Jahr 2021 der niedrigste Wert seit zehn Jahren. Im vergangenen Jahr konnten zwei Täter auf frischer Tat festgenommen werden, sagte Nagy. Auch verstärkte Grenzkontrollen könnten einen positiven Einfluss auf die Entwicklung haben.
Die Anrufstraftaten
Vermögens- und Fälschungsdelikte haben auf moderatem Niveau leicht zugenommen. Immer noch, so der Lörracher Revierleiter, seien Telefonbetrüger in einigen Fällen erfolgreich. Dabei gingen diese raffiniert zu Werke – mitunter werde bewusst der akustische Eindruck einer Büroatmosphäre inszeniert oder als Übergabeort die Nähe von öffentlichen Gebäuden vereinbart. Rund 600 000 Euro Schaden seien im Jahr 2024 durch Anrufstraftaten entstanden, schätzt die Polizei.
Asylsuchende Menschen
Nach der Corona-Phase nimmt die Polizei wieder eine steigende Anzahl an Asylsuchenden in Lörrach wahr. 2023 waren es noch 453 Menschen, 2024 insgesamt 593, die in der Grenzstadt registriert werden.
Die Drogen-Delikte
Nach Einführung des Cannabis-Gesetzes sank diese Fallzahl deutlich. Beim Thema Drogen konzentriere sich das Geschehen keineswegs ausschließlich auf den Bahnhofsplatz. Gleichwohl ist es der Polizei gelungen, einen mutmaßlichen Dealer nach längerer Beschattung auf dem Bahnhofsplatz festzunehmen.
Dullisch erläuterte in diesem Zusammenhang, dass sich die Situation auf dem aufgewerteten Platz durch eine neue Durchmischung des Publikums insgesamt entspannt habe.
Die Polizeipräsenz
Nagy betonte, dass ihm die regelmäßige Präsenz von Polizeistreifen in der Innenstadt wichtig sei und dies auch weiter so gehandhabt werde. Unter dem Gesichtspunkt der Prävention sei die Polizei gut in Lörrach vernetzt und arbeite konstruktiv mit mehreren Partnern zusammen – etwa mit der Villa Schöpflin und Tempus fugit.
Aufklärung und Personal
Die Aufklärungsquote der Lörracher Polizei weise mit 62,4 Prozent einen überdurchschnittlichen Wert auf. Dies mit lediglich 80 Prozent des Personals, das dem Revier eigentlich zur Verfügung stehen müsste: Der Fachkräftemangel ist auch bei der Polizei angekommen.
Schon heute sei es nicht einfach, die ausscheidenden Kollegen zu ersetzen, sagte Nagy – der übrigens gemeinsam mit Bäuml im Oktober in den Ruhestand gehen wird, so dass die Lörracher Polizei schon bald zwei Schlüsselstellen neu besetzen muss.