Besonders Senioren fallen zum Opfer von Betrügern, die sich am Telefon oftmals als Polizisten ausgeben. (Symbolfoto) Foto: /Hildenbrand

Falsche Rohrreiniger, Dachhaie und Teerkolonnen: Die Maschen von Abzockern sind oft schwer zu durchschauen. Auch in der Ortenau kommt es immer wieder zu Vorfällen. Wie man sich schützen kann, erklärten Polizei und Verbraucherzentrale.

Ein 81-jähriger Mann aus Lahr wurde Anfang März von falschen Polizisten am Telefon zur Herausgabe von Bargeld gedrängt. Die Trickbetrüger machten dem Senior weis, dass ein angeblich tödlicher Verkehrsunfall, verursacht durch einen Angehörigen, nur durch schnelle Zahlung einer Kaution abgewendet werden könne. Der Mann zahlte schließlich einen fünfstelligen Betrag. Er wurde Opfer von sogenannten Schockanrufern, die sich darauf spezialisiert haben, vorwiegend ältere Menschen um ihr Geld zu bringen.

 

Ein Bewohner der Windschläger Straße in Offenburg war hingegen Anfang dieser Woche anderweitig in die Fänge von Trickbetrügern geworden. Der Mann hatte im Internet einen Gebäudeservice engagiert, um ein verstopftes Abwasserrohr reinigen zu lassen. Während sich einer der vermeintlichen Arbeiter mit dem Hausbewohner in den Keller begab, lief der zweite unter dem Vorwand, von oben Wasser in das Rohr laufen zu lassen, unbeaufsichtigt im oberen Stockwerk des Hauses umher. Die falschen Handwerker zogen mit geklautem Bargeld und ohne Behebung des Schadens ab. Besonders dreist: Sie berechneten dem Geschädigten noch eine Anfahrtsgebühr von insgesamt 69 Euro.

Verbraucherschutz: „Das Geschäft mit der Not“

Für die Geschädigten kommt neben dem Sachverlust oft auch die Scham hinzu, hinters Licht geführt worden zu sein. Dabei werde man leicht zum Opfer, wie Rüdiger Schaupp, Pressesprecher der Offenburger Polizei, im Gespräch mit unserer Redaktion erläutert. Man könne sich nicht vorstellen, wie hoch der Druck sei, den die Kriminellen auf ihre Opfer ausübten, so Schaupp: „Die sind rhetorisch mit allen Wassern gewaschen.“ Auch Matthias Bauer, Experte für Bauen und Wohnen bei der Verbraucherzentrale, bestätigt das. Er berichtet von Menschen, die sicher waren, alle Betrügermaschen zu kennen und dennoch auf Abzocker hereinfielen. Bauer verwies auf das grundsätzliche Problem, dass Menschen in Notsituationen besonders fehleranfällig seien. Genau hierauf seien die Betrüger spezialisiert – Bauer nennt es „das Geschäft mit dem Notfall“. So sei es sicher auch im Fall der falschen Handwerker in Offenburg gewesen, glaubt der Verbraucherschützer. Wenn das Rohr verstopft ist, müsse es schnell gehen. In der Not rufe man den erstbesten Dienstleister an, der in der Suchmaschine aufploppt – und der sei oft ein Call-Center, das wahllos die Arbeit an dubiose Firmen delegiere. Wer dann kommt, das sei oft Glückssache, so Bauer. Viele falsche Handwerker tourten durch das ganze Bundesgebiet und seien deswegen kaum zu fassen. „Die sind darauf trainiert, Leute auszunehmen. Das eigentliche Handwerk verstehen sie nicht.“ Und die Call-Center? „Die wissen auf Nachfrage prinzipiell nichts und versuchen so, sich aus der Verantwortung zu stehlen.“

Polizei rät, auf lokale Dienstleister zu setzen

Deshalb sei der dringende Appell: Auch wenn es schnell gehen muss, lieber sorgfältig recherchieren. Am Besten sei es, auf lokale Dienste zurückzugreifen. Und ein weiterer Rat: Hilfe holen, vom Nachbarn, von Verwandten. „Und wenn man irgendwie Bauchschmerzen bei der Sache bekommt, sofort rausschmeißen.“ Bei Telefonanrufen gibt die Polizei den Hinweis: „Wir sichern nie Vermögenswerte“, so Schaupp.

Gefühlt gibt es immer mehr Betrugsfälle, die Betrüger werden immer geschickter und dreister. Aber das stimme nicht, betont Bauer: Tatsächlich nehme die Betrugskriminalität mit Trickbetrügern ab. So sind die berüchtigten Dachhaie (reisende Handwerker, die Hausbesitzern wegen vermeintlichen Schäden das Dach reparieren) oder die oftmals aus Großbritannien kommenden Teerkolonnen (Bauarbeiter, die ohne Auftrag die Einfahrt teeren) in Deutschland heutzutage kaum noch anzutreffen. Bauer verweist auf die gute Zusammenarbeit zwischen der Verbraucherzentrale und der Polizei, die vor allem im Südwesten Früchte trage.

Info – Druck an der Haustür

Um Betrüger an der Haustür abzuwehren, hat die Polizei Offenburg generelle Hinweise parat: „Lassen Sie keine Fremden in die Wohnung. Sehen Sie sich Besucher vor dem Öffnen durch den Türspion an und machen Sie von Ihrer Sprechanlage Gebrauch. Öffnen Sie die Tür niemals sofort – legen Sie immer Sperrbügel oder Sicherheitskette an. Ziehen Sie telefonisch einen Nachbarn hinzu, wenn Besucher vor der Tür stehen, oder bestellen Sie die Besucher zu einem späteren Termin, wenn eine Vertrauensperson anwesend ist. Fordern Sie von Amtspersonen immer den Dienstausweis. Wehren Sie sich gegen zudringliche Besucher notfalls auch energisch. Sprechen Sie sie laut an und rufen Sie um Hilfe.“