Neben dem Klavier spielte Sarah Hakenberg auch Ukulele. Foto: Fritsch

Mit politischen Texten, neuen Weltverbesserungsliedern und schwarzem Humor begeisterte die Liedermacherin Sarah Hakenberg jetzt ihr Publikum an den Bistrotischen in der Alten Seminarturnhalle.

Nagold - Mit ihrem sechsten Soloprogramm "Wieder da!" schlägt die Musikkabarettistin einen bunten Themenbogen, dem sie gekonnt unterhaltsam und spannend an Klavier und Ukulele die passenden Töne verpasste.

Für Sarah Hakenberg fühlte sich der Auftritt in der Semihalle an, als wäre es ihr erstes "Wohnzimmerkonzert", so ihr Auftakt vor dem ihrerseits als mutig bezeichneten Publikum an den kleinen runden Tischchen. Zufrieden war die charmante Dame im schwarzen Shiftkleid darüber, dass in der jetzigen Zeit neben den Engagements in der Schweiz rund die Hälfte ihrer Auftritte auf deutschen Bühnen stattfinden können.

Spitzfindig und treffend

Da sich von ihrem noch jungen Vorgängerprogramm "Dann kam lange nichts" aus ihrer Sicht anscheinend das Virus angesprochen fühlte, entstand während der Lockdown-Zeit das aktuelle Soloprogramm "Wieder da!", in dem zahlreiche Weltverbesserungs- und Schmählieder stecken, spitzfindig, trefflich und bisweilen dreist und frei von jeglicher Scheu.

Hakenberg trug einen Abgesang auf Donald Trump vor, der sie an einen prämierten Riesenkürbis erinnere, dessen widerliches Inneres preisgegeben wird. Ihr Appell, mit dem Lied "SUV", auf den Kauf dieser Geländewagen-Charakteristik aufweisenden Fahrzeuge zu verzichten, bescherte der Musikkabarettistin kleinere Texthänger. Diese seien dem vorangegangenen leckeren Catering seitens des Seminarhallen-Teams geschuldet, so ihr Kommentar.

Vergessliche Politiker

Sie wusch vergesslichen Politikern mit dem Titel "Vergesslich" den Kopf und besang dabei ein angestrebtes Amt in der Spitzenpolitik. In "Die Kinder von Ballerbü" kämpfte sie bis aufs dramatische Ketchup-Blut mit ihrem Sohn, obwohl sie doch für Frieden sei.

Vorher sprach sie über reaktionäre Kinderbücher in der heutigen Zeit. Zur Veranschaulichung hatte sie eines mitgebracht. Daraus las sie vor und kommentierte die darin enthaltenen altbackenen Weltbilder, die sie mit der Kanzlerwahl verglich.

Beim titelgebenden Song "Wieder da!" ließ sie ihr Publikum zwischendurch sogar mitsingen. "Reinhard Mey" bereite der Liedermacherin insofern Kopfzerbrechen, da er bereits über alles schon Lieder geschrieben habe.

Zu Beginn des zweiten Teils startete Sarah Hakenberg mit einem Lied über den allerschlimmsten Satz am familiären Esstisch, der da lautet: "Es wird probiert!"

Schwarzer Humor

Dekadent empfand die sympathische Musikkabarettistin mit der angenehmen Stimme ein 300 Quadratmeter großes Haus, das sie in der Zeitschrift "Schöner Wohnen" entdeckte. Hierzu passte ihr Lied "Die neue Vase".

Eine große Portion schwarzer Humor fand in einem Song aus ihrem älteren Programm Einzug. "Die zehn kleinen Dorfbewohner" demonstrierten dabei die dramatische Situation der Weltbevölkerung.

Dass der CDU die Anhänger schneller wegsterben als neue nachkommen, fand in "Der letzte CDU-Wähler" seinen Niederschlag. Und mit dem letzten und wichtigsten Lied des Abends, dem tempogeladenen und abgedrehten "Zuckerbäckerlied" würde Hakenberg gerne mal in Wacken dabei sein. "Das ist schon lange mein großer Traum", sagte sie. In ihrem Song reihte sie Bandwurmwörter in rasanter Geschwindigkeit stufenweise aneinander und empfahl den Gästen im Saal, das Lied auswendig zu lernen, falls ein erneuter Lockdown komme. Das Publikum war aus dem Häuschen und applaudierte kräftig.

Mehrere Zugaben

Mehrere Zugaben, darunter eine zur Cum-Ex-Affäre und eine weitere zum "Hündchen lynchen in München" nach der Vorlage von Georg Kreislers "Taubenvergiften" beendeten den herrlich mit Bosheiten gespickten und gar nicht unpolitischen Abend, bei dem die Geschichten ihrer Lieder, virtuos am Klavier und auf der Ukulele begleitet, bisweilen unerwartete Wendungen erfahren.