Stefan Dreher kehrt der Partei "Die Linke" den Rücken: "Im Grunde genommen trete ich eigentlich nicht aus der Partei aus, vielmehr hat sich die Partei gerade abgeschafft." (Archivbild) Foto: Baum

Er ist das Gesicht der Linken in Horb – oder besser gesagt: Er war es. Denn Stefan Dreher kehrt seiner Partei den Rücken und geht mit seiner Ex-Partei scharf ins Gericht.

Horb - Als Linke-Landtagskandidat waren 2016 seine Ziele: bessere Straßen und bezahlbare Wohnungen. Überhaupt: Für Dreher war und ist soziale Gerechtigkeit eine Herzensangelegenheit. Seine Hoffnungen auf ein gutes Ergebnis 2016 zerschlugen sich allerdings. Er holte nur 1,9 Prozent – und das, obwohl er selbst noch zum Pinsel griff, weil seine Partei keine DIN A0-Plakate liefern konnte.

Doch Dreher blieb weiter politisch aktiv für die Linke. Bis zum Tag der deutschen Einheit 2022. Dann schrieb er: "Ich erkläre hiermit, zum 3. Oktober 2022 aus der Partei ›Die Linke‹ auszutreten." Seine Begründung wird zur Generalabrechung mit dem Kurs seiner Ex-Partei in den vergangenen Monaten.

Dreher hält nichts vom bedingungslosen Grundeinkommen

Der Hauptgrund: die Zustimmung der Linken für das bedingungslose Grundeinkommen. Das so genannte bedingungslose Grundeinkommen (BGE) ist in der Partei mit Mehrheit als Forderung angenommen worden. "Ich trete für ein Recht auf Arbeit ein, für gute Löhne, für das kollektive Vermögen der Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung. Ich setze mich für den Sozialstaat ein, der eine aktive Politik betreibt zugunsten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer." Dies alles werde mit der Entscheidung zu Gunsten des BGE in die Tonne getreten. "Wir wissen alle, dass die Solidarität am unteren Ende der Gesellschaft längst dem Neid und der Angst vor Benachteiligung Platz gemacht hat."

Dreher weiter: "Ein BGE wird genau die, die jeden Tag buckeln gehen und etwas mehr als das BGE haben werden, die BGE-Bezieher hassen lassen. Dazu werden Flüchtlinge gehören, Behinderte, Leute, die nix auf die Reihe kriegen, Jugendliche, die sich drin einrichten. Die Gefahr, dass gruppenbezogener Menschenhass geradezu gefüttert wird, und zu offener Befürwortung von Faschismus führt, ist groß."

"Partei hat sich gerade abgeschafft"

Der Ex-Linke wird deutlich: "Geld ist nicht einfach nur ›da‹ und muss nur gerecht verteilt werden. Geld hat nur dann einen Wert, wenn es durch tägliche Leistung untermauert wird: Nur Arbeit schafft Reichtum."

Und dann wird Dreher noch einmal deutlich ,wie er den Zustand der Linken bewertet: "Seit 53 Jahren bin ich politisch aktiv, und es gibt keinen Grund für mich, aufzuhören. Der Tod der Partei macht alles etwas schwieriger. Im Grunde genommen trete ich eigentlich nicht aus der Partei aus, vielmehr hat sich die Partei gerade abgeschafft."