Die 17-Jährige Giovanna Laufer in Aktion. Bei den Deutschen Meisterschaften in Gießen und als Deutsche Meisterin im Pole Sport hat sie sich nun für die Weltmeisterschaft in Kanada qualifiziert. Foto: Heinig

Giovanna Laufer ist die Beste im Pole Sport in Deutschland. Auf der Suche nach Sponsoren für WM.

Bad Dürrheim - Es braucht Kraft und Beweglichkeit, wenn man das Gewicht des eigenen Körpers um eine vier Meter hohe Stange windet. Giovanna Laufer beherrscht diese Kunst. In Gießen wurde sie Deutsche Meisterin im Pole Sport.

Die Meisterschaft endete für die 17-Jährige überraschend, denn mit einem Sieg habe sie als Wettkampfneuling nie gerechnet, sagt sie. Genauso perplex sei sicherlich die Zweitplazierte gewesen, die als haushohe Favoritin gehandelt worden war.

Nur wenige Wochen zuvor hatte sich die Bad Dürrheimerin in der Kategorie "Elite" bei den westdeutschen Meisterschaften, ihrem allerersten Wettkampf, für die Teilnahme an der DM in der Altersklasse der 15- bis 17-Jährigen qualifiziert. Ihre in Gießen jetzt erreichte Punktzahl reichte sogar für die Qualifikation zu den Weltmeisterschaften im Oktober in Kanada.

Über eine Freundin kam Giovanna Laufer zum Pole Dance, das sich in Sportlerkreisen Pole Sport nennt, auch, weil man olympisch werden möchte. Sie nahm an einem Kurs am GymDance von Nina und Cynthia Bull teil und fand sofort Gefallen an den kräftezehrenden, aber grazilen Figuren an der Stange, wie dem "Bird of Paradise", der "Kobra" oder dem "Iron X".

Fleißiges Training, sehr bald an einer eigene Übungsstange zu Hause in der Riedstraße, machten aus der Gymnasiastin eine Athletin, die für Auftritte gebucht wird: in der Schwabenquelle in Stuttgart, beim Weihnachtsvarieté in Löffingen, zu Sportgalas und Einweihungen.

Vor ihrem ersten Wettkampf nahm Giovanna Laufer Kontakt zu einer Online-Trainerin auf, denn das Regelwerk des Pole Sports ist umfangreich und kompliziert. Für jede Figur und jede Bewegung an der Stange über lange vier Minuten hinweg gibt es Punkte, Boni und Abzüge. Die Punkteskala nach oben ist praktisch offen. Der Rekord in ihrer Altersklasse liegt bei 46.

Die Abiturienten des Hoptbühl-Gymnasiums erreichte in Gießen auf Anhieb 41 Punkte. Bei der WM in Kanada werde sie auf Mädels treffen, die 50 Zähler schaffen. "Aber ich gehe dort ja auch nicht hin, um zu gewinnen", sagt sie. Ohnehin liegt ihr das Tänzerische in der Senkrechten eher als die Wettkampfathletik. Daher plant sie bald einen Aufenthalt in Worcester (Großbritannien), wo sie in einem Pole-Studio arbeiten und weitere Erfahrungen sammeln will.

Zurzeit gibt sie noch Kurse, auch für Kinder ab fünf Jahre. Die traten zuletzt bei der Langen Kulturnacht in Schwenningen auf und sorgten für Begeisterung beim Publikum. Die Zusage für eine Ausbildung zur Sport- und Gymnastiklehrerin mit parallelem Studium der Präventions-, Therapie- und Rehabilitationswissenschaften in Stuttgart hat sie bereits in der Tasche. Zunächst heißt es aber, die Choreografie zu perfektionieren und an der Kraftausdauer zu arbeiten, denn Letzte will Giovanna Laufer in Kanada schließlich auch nicht werden.

Die Faszination des Pole Sports liegt für das Energiebündel darin, dass dabei jeder Muskel des Körpers beansprucht wird. Die Wurzeln dieser noch neuen Sportart liege in Indien, weiß sie, wo hauptsächlich Männer an Baumstämmen herumturnen. Erst später geriet der Tanz an der Stange ins Rotlichtmilieu, aus dem er sich inzwischen aber längst wieder entfernt hat und auch in Studios bei Frauen und Männern zu einem beliebten Workout geworden ist. Giovannas Leidenschaft gilt ihren Auftritten. Dafür sucht sie Sponsoren, denn bisher muss alles aus dem eigenen Geldbeutel bezahlt werden – auch die Reise zusammen mit Mama Gitta nach Kanada.