Elias Raatz (von links) erhält vom Publikum und den Slam-Poetern Marvin Suckut, Fabian Navarro und Anna Lisa Azur reichlich Beifall für die Organisation des Poetry Slam. Foto: Bombardi

Die dritte Ausgabe des Best of Poetry Slam entwickelte sich in Schwenningen zu einem kulturellen Ereignis, das auf Grund der unterschiedlichen inhaltlichen Ausrichtung der vier Teilnehmenden dem Publikum reichlich Abwechslung bot.

VS-Schwenningen - Veranstalter Elias Raatz richtete den Dichterwettstreit in der Neckarhalle in Schwenningen aus. Er war froh, nach Monaten der kulturellen Enthaltsamkeit wieder in Aktion treten zu dürfen. Erfreut stellte er fest, dass sich im Publikum mehrheitlich auswärtige Besucher befanden und sich unter den Einheimischen die Villinger und Schwenninger Besucher die Waage hielten.

Sieben Freiwillige ausgewählt

Er bezeichnete eigenständig entworfene Texte, keine Verkleidung und keine Requisiten als Grundvoraussetzung für die Teilnahme an einem Dichterwettstreit. Sodann wählte er aus dem Publikum sieben Freiwillige aus, die als Jury agierten. Der Reihe nach bewerteten sie die Auftritte der Slam-Poeten Marvin Suckut, Anna Lisa Azur, Fabian Navarro und Lotta Emilia. Dabei brillierten die vier teilweise mehrfach preisgekrönten und auf Grund hunderter von Auftritten erfahrenen Künstler in ihren Gedichten mit reichlich Abwechslung und Wortgewandtheit.

Gute Stimmung im Publikum

Die gute Stimmung im Publikum, das mit Beifall nicht geizte, spornte sie den gesamten Abend über zusätzlich an. Marvin Suckut nutzte seinen selbst ernannten "Bock auf bescheuerte Texte" zu Wortspielereien. Seine Ausführungen zum Anfangsbuchstaben M mündeten in der Erkenntnis "Mehr Methan macht Mitteleuropa maritim". Er schien selbst überrascht zu sein, über eine derartige Tiefgründigkeit. In poetischer Form drückte die Bonnerin Anna Lias Azur ihre Liebe für ihre Oma aus. Sie rappte als kleiner poetischer Wirbelwind und hin und wieder mit leiseren Tönen versetzt in den Erinnerungen an ihre Kittelschürzenbraut, wie sie ihre "stylische" Oma liebevoll nannte.

Seit 2008 stürmt der in Wien lebende Fabian Navarro durch die Poetry-Szene. In der Pandemie reifte ihn ihm die Erkenntnis, dass alles was ihn über Wasser hält, in der Verdrängung liegt. Wortwitz und Redegewandtheit dominierten seine Texte, was am Ende gemeinsam mit Marvin Suckut einen weiteren Gewinn in den Dichterwettstreit einbrachte. Tiefgründig und mit sarkastischem Unterton rückte die Hamburgerin Lotta Emilia das Frauenbild in den Fokus und rüttelte das Publikum mit den noch heute viel zu oft als normal angesehenen Formen der Belästigung von Frauen wach.

Elias Raatz begeistert

Während rund 100 Minuten Dichterwettstreit kam das Publikum in den Genuss von jeweils drei Auftritten pro Slam-Poet. Hinzu kamen die Kurzauftritte Elias Raatz, der zwischen den Aufritten mit seinen Moderationen begeisterte und dafür sorgte, dass das Stimmungsbarometer immer hoch blieb. Seine Tiergedichte waren an Sarkasmus kaum zu überbieten und entlockten seinen Zuhörern vielfältige Emotionen. Eine Pause gab es an diesem Abend aus pandemischen Gründen nicht. Insgesamt war der Abend jedoch ein großer Erfolg, den das Publikum in seiner gesamten Dimension genossen hatte.