Die Hohenberghalle wird für Schulsport und vieles andere genutzt. Foto: Schülke

Das große Horrorszenario bei der letzten Sitzung der Vereinsgemeinschaft Arge: Sorgt die Flüchtlingswelle für weitere Hallenbelegungen? Schon jetzt ist die Tauchsteinhalle vom Landkreis belegt. Das sorgt für Unmut bei einigen Eltern.

Horb - Ein Elternteil berichtet: "Mein Kind ist am MGG – und echt sportlich. Doch durch die Schließung der Tauchsteinhalle und der Stadionsporthallen ist mein Kind sehr unglücklich. Teile der MGG-Schüler werden zum Sport auf Hallen in Betra und Mühlen verteilt. Er wurde jetzt zum Schwimmunterricht verdonnert – ins Hallenbad!"

Das bestätigt auch das Martin-Gerbert-Gymnasium. Volker Offenhäuser, Vize-Schulleiter: "Das MGG weicht in die Hallen nach Ahldorf und Betra aus. Von der Größe her entsprechen sie in etwa der kleinen Stadionhalle. Zudem wurde es ermöglicht, den Schwimmunterricht zu erweitern, sodass mehr Gruppen ins Schwimmbad ausweichen können."

Heißt schon jetzt: Weniger Bewegung. Das MGG: "Bisher waren die Hallen fußläufig erreichbar. Durch den Shuttleverkehr verkürzt sich aufgrund der Fahrtzeit bei den Sportstunden am Morgen die Sportzeit."

Fakt ist: Schon Ende März hatte der Landkreis seine Tauchsteinhalle als Erstunterkunft für Flüchtlinge umgebaut. Seit Ende August wurde die Sporthalle neben Bosch-Rexroth dann mit ukrainischen Flüchtlingen belegt.

Reinhard Gaiser, 1. Landesbeamter und damit Vize von Landrat Rückert, sagt: "Wir haben Hotels, Gasthäuser und Pensionen – alles was geht – für die Flüchtlinge akquiriert. Als nächstes ist die Kreissporthalle dran, und die Schulen müssen dort raus. Das ist ein Riesen-Ärgernis – aber wir sehen keine andere Möglichkeit!"

Kein Schulsport mehr an Berufsschule

Die Folgen für den Schulsport schildern Jochen Lindner, Rektor der Berufsschule, und Götz Peter, geschäftsführender Schulleiter von Horb, Eutingen und Empfingen.

Lindner: "Wir haben das Sportangebot bis auf das Technische Gymnasium streichen müssen. Hier ist Sport Pflichtfach und für das Abitur relevant. Für alle anderen geplanten Sportstunden entfällt für nicht absehbare Zeit der Sportunterricht. Mit der Belegung der Tauchsteinhalle haben wir selbst keine Hallenkapazitäten mehr. In enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Horb wurden uns sechs Stunden Sport in Betra zugewiesen."

Und was bedeutet das für die Berufsschüler? Lindner: "Sport ist für uns besonders in der Sekundarstufe 1 wichtig, da hier viele Schüler eher weniger in Sportvereinen engagiert sind. Gleichzeitig festigt das Fach Sport die Schüler-Lehrer-Bindung. Dies muss nun anderweitig kompensiert werden."

Große Hohenberghalle schon jetzt zu klein

Götz Peter, geschäftsführender Schulleiter: "In der Tat sind MGG und die Berufsschule die alleinigen Nutzer dieser Hallen. Andere Schulen sind nicht von den Schließungen betroffen."

Okay. Aber Götz Peter ist ja Rektor der Gemeinschaftsschule. Die große Hohenberghalle ist nebenan. Diese Halle wird nicht nur für den Sport genutzt, sondern wird für Gemeinderatssitzungen der Events wie den Fasnets-Eröffnungsball genutzt. Auch Ex-Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) war beim Kreisbauerntag in der Halle. Also alles in Butter?

Peter: "Die Gemeinschaftsschule (GMS) nutzt gemeinsam mit Realschule, Roßbergschule und Pestalozzischule die drei Hallenbereiche der Hohenberghalle. Da die Kapazitäten der Hohenberghalle nicht ausreichen, sind wir wie die Realschule auch auf einen von der Stadt organisierten ›Shuttleservice‹ in andere Stadtteile angewiesen – in die Hallen in Bildechingen und Rexingen."

Was passiert mit dem Schulsport?

Doch was passiert mit dem Schulsport, wenn noch eine weitere Halle als Flüchtlingsunterkunft benutzt wird?

OB Peter Rosenberger hatte diese Befürchtung schon auf der letzten Sitzung der Arge Sport geäußert: "Es kommen im Landkreis wöchentlich 50 bis 80 Flüchtlinge an. Wir sind gerade dran, eine Containerlandschaft zu planen, die bis Jahresende 150 Menschen aufnehmen kann. Diese Zahlen können aber dazu führen, dass Vereine ihre Sportheimat kurzfristig verlieren werden."

Klartext: Es könnte bald knapp werden. Denn: Neben den ukrainischen Flüchtlingen drängen – so Innenministerin Nancy Faeser (SPD) – inzwischen auch Flüchtlinge aus Syrien oder Afghanistan über den Balkan nach Deutschland.

Tauchsteinhalle reicht nur bis Monatsende

In dieser Woche ging der Druck durch Ukraine-Flüchtlinge im Landkreis zurück. Sprecherin Sabine Eisele: "Stand Montag, 19. September, wurden im Landkreis Freudenstadt insgesamt 1295 Geflüchtete aus der Ukraine registriert. Vergangene Woche wurden dem Landkreis 30 Flüchtlinge aus der Landeserstaufnahmestelle zugewiesen, für diese Woche sind 13 Personen angekündigt. Die vorhandenen Kapazitäten in der Tauchsteinhalle und der Stadionhalle in Horb reichen voraussichtlich nur noch bis Ende des Monats aus, deshalb bereitet das Landratsamt derzeit die Kreissporthalle in Freudenstadt für die Aufnahme von Flüchtlingen vor.

In der Stadt Horb sind derzeit 269 ukrainische Flüchtlinge registriert. In den Unterkünften des Landkreises für Geflüchtete aus anderen Ländern befinden sich derzeit 597 Personen, dort wurden im September bereits 32 Neuzugänge aufgenommen. Die Kapazitäten dieser Unterkünfte sind ebenfalls ausgeschöpft."

Schulleiter Peter rechnet mit Einschränkungen im Schulsport

Götz Peter: "Durch die Fahrten in Teilorte geht natürlich Unterrichtszeit verloren. Für Gemeinschafts- und Realschule ist dies bereits seit vielen Jahre Normalität. Es muss anerkannt werden, dass die Verantwortlichen der Stadtverwaltung alles unternommen haben, um den Schulsport am MGG und der BS trotz Hallenschließung auch weiterhin zu gewährleisten. Letztlich ist es auch ein Gebot der Solidarität mit den Geflüchteten Bewährtes und Vertrautes auch einmal einzuschränken."