Vorher: So sieht die Krippengruppe der Kita Regenbogen bislang von außen aus. Foto: Schnurr

Mit Zähneknirschen, Ärger und Bedauern haben die Geislinger Gemeinderatsmitglieder am Mittwoch im zweiten Anlauf die ersten Aufträge zum Ausbau der Kita Regenbogen in Binsdorf vergeben.

Geislingen-Binsdorf - Man werde eine Kröte schlucken müssen, hatte Wolfgang Pauli früher in der Sitzung vorhergesagt. Genau das trat dann ein.

Denn die ausgeschriebenen Rohbau- und Zimmererarbeiten sind auch im zweiten Anlauf nicht wie im April erhofft billiger geworden. Zwar kamen deutlich mehr Angebote für die Ausschreibungen herein – drei statt einem für den Rohbau, sechs statt drei für das Holz. Doch erneut lagen die günstigsten Angebote über der Kostenschätzung des Architekten.

Fast doppelt so teuer

Das Gewerk Rohbau schlägt mit rund 180 000 Euro zu Buche, wird gegenüber den geschätzten 95 000 Euro also fast doppelt so teuer. Dabei liegt dieser Betrag sogar noch 25 000 Euro unter der ersten Ausschreibung. Die Zimmererarbeiten liegen bei rund 141 000 statt erwarteten 109 000 Euro, also 32 000 Euro über der Kostenschätzung.

Insgesamt liegen schon die ersten beiden Aufträge für die Kita-Erweiterung 117000 Euro über der Kalkulation. Das Gesamtvorhaben müsse man womöglich bei über einer Million Euro statt veranschlagten 660 000 Euro ansetzten, fürchtete Gemeinderat Frieder Klein (Sozial-Ökologische Liste).

Alles wird teurer

Woher kommt die Preissteigerung? Alles ist teurer geworden, auch im Baubereich, sagte Geislingens Bauamtsleiter Markus Buck. Er führte einige Beispiele für Preissprünge bei Material an. Das Projekt "Regenbogen" benötige teilweise noch mehr Beton und Stahl als gedacht; das trägt ebenfalls zum Kostenanstieg bei.

Also noch einmal verschieben und darauf hoffen, dass im Herbst die Preise fallen? "Wir sollten eigentlich schon viel weiter sein", bedauerte Buck: Jetzt, im Juli, hätten eigentlich bereits die Rohbauarbeiten laufen sollen.

Familien brauchen Plätze

Eine erneute Verschiebung der Erweiterung der Kita in Binsdorf ist keine Option, wurde aus den Erklärungen von Hauptamtsleiter Christian Volk ersichtlich: Der Bedarf an Betreuungsplätzen steigt durch die höheren Geburtenraten der vergangenen Jahre und Eltern haben seit 2013 einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz auch für Kinder unter drei Jahren. Sie können gegebenenfalls sogar Verdienstausfall einklagen.

In Binsdorf gibt es derzeit 35 Kinder ab einem Jahr, aber nur zehn Krippenplätze – es fehlen rechnerisch 25. Für die zusätzliche Krippengruppe mit zehn Plätzen deren Bau noch nicht einmal begonnen hat, liegen bereits acht Anmeldungen vor. "Wir müssen weiterkommen und Plätze bereitstellen", verdeutlichte Volk. "Wir brauchen mehr Plätze."

Alternativen unpraktikabel

Man habe in alle Richtungen geschaut, um Alternativen zur Unterbringung zu finden – und keine praktikable gefunden: Das Geislinger Wasserschloss hat keine Betriebserlaubnis für die Betreuung unter dreijähriger Kinder. Einen Container als Behelfsunterbringung aufzustellen würden für zwei Jahre bereits bis zu 300 000 Euro alleine Miete kosten. Und die Nutzung des Erlaheimer Rathauses als Kita würde eine grundlegende Sanierung für rund 200 000 Euro erfordern.

Außerdem fiele bei diesen externen Alternativen Fördergeld von rund 150 000 Euro aus dem Ausgleichsstock weg. Außerdem wären zusätzliche Personalkosten von rund 90 000 Euro im Jahr notwendig – falls man überhaupt weitere Erzieherinnen fände.

Räte einstimmig dafür

Nach dieser nüchternen Darlegung einer dramatischen Lage mussten die Gemeinderäte entscheiden: Trotz der deutlich gestiegenen Kosten stimmten sie einhellig dafür, die ersten Bauaufträge für die Kita-Erweiterung zu vergeben.