Friesenheim gehört zum Aufsuchungsgebiet für Geothermie. Die Badenova-Wärmeplus will im Raum Lahr erkunden, welche Potenziale es hier gibt. Foto: Bohnert-Seidel

Die Badenova-Wärmeplus will in der Raumschaft Lahr in den kommenden drei Jahren das Potenzial für Geothermie erkunden – auch Friesenheim ist im Aufsuchungsgebiet. Über die ersten Schritte dafür haben Experten in der Gemeinderatssitzung informiert.

Die Energiewende eilt mit Riesenschritten voran. Neue Wege werden gesucht: Von einer unerschöpflichen Quelle ist bei der Geothermie die Rede. Die Badenova will das Potenzial in der Ortenau untersuchen und steckt dabei ein Gebiet von Norden mit Friesenheim, Meißenheim bis zum Süden mit Ettenheim und Rust ab. Am Montagabend haben Dorothee Fechner und Thomas Maurer von Badenova-Wärmeplus das Vorhaben im Gemeinderat vorgestellt. Der Gemeinderat und alle vier Ortschaftsräte haben gemeinsam getagt und zeigten sich aufgeschlossen gegenüber der Erdwärme. Eine Beschlussfassung hat es noch nicht gegeben. Es wurde lediglich der Antrag auf bergrechtliche Erlaubnis zur Aufsuchung von Erdwärme, Sole und Lithium zu gewerblichen Zwecken vorgestellt und von den Räten zur Kenntnis genommen. Die Verwaltung wird eine entsprechende Stellungnahme zum Antrag von Badenova abgeben. Alle Räte haben ihre Zustimmung gegeben.

Die beiden Vertreter von Badenova versicherten eine Transparenz in sämtlichen Schritten der Vorgehensweise. Befürchtungen nach einem zweiten Staufen, wo es bei Bohrungen zu Rissen in den Fassaden gekommen ist, wurden widerlegt.

Elf Kommunen befinden sich im Gebiet, in dem Wärme aufgesucht wird

In Staufen wurden unsachgemäße Bohrungen vorgenommen und auf eine Wasserschicht gestoßen, die angeschwollen sei und zu den bekannten Rissen geführt habe, so Fechner. In dem jetzt zu untersuchenden Gebiet sei dies nicht zu befürchten. „Wir zapfen kein Trinkwasser an“, versicherte Fechner. Aufgrund einer Teleskopbohrung werden möglich Schäden in der Trinkwasserversorgung ausgeschlossen.

Im Grunde sei die Geothermie vergleichbar mit einer Thermalwasserbohrung, nur dass die Geothermie um ein Vielfaches tiefer gehe. Von bis zu 1400 Metern und einer Wärme von 50 bis 60 Grad beim Endverbraucher ist die Rede. Elf Kommunen befinden sich im Aufsuchungsgebiet für die Geothermie – Friesenheim ist eine davon. Im Gebiet wurden bereits in der Vergangenheit gut 70 Bohrungen anderer Art vorgenommen. Diese gelte es im kommenden Jahr auszuarbeiten.

Sollte die Badenova-Wärmeplus die bergrechtliche Erlaubnis erhalten, hoffe sie auf eine Bewilligung bis zum Spätsommer 2023. Für eine Aufsuchung werden drei Jahre angegeben. Bis es letztlich zur Wärmeversorgung käme, sei mit einem Zeitraum von acht Jahren zu rechnen.

Eine erste Untersuchung werde per Hubschrauber erfolgen. Am Hubschrauber sei ein Gerät angebracht, das das Erdmagnetfeld messe und je nach Gesteinsdichte, entsprechende Ergebnisse liefere. Es müsse nicht von Bohrungen ausgegangen werden, die eine Löcherwüste, vergleichbar einem Emmentaler Käste hinterlasse. Jede Bohrung koste Millionen, weshalb eine Bohrung exakt nach den Berechnungen auf Erdwärme sitzen müsse. Für die Bohrung selbst wird von einem Umfeld vergleichbar der Größe einer Turnhalle ausgegangen. Lärmschutzwände sollen das mögliche Wohnumfeld vor Emissionen bewahren. Mittlerweile wird bei Bohrungen auf laute Dieselaggregate verzichtet und auf das Stromnetz zurückgegriffen. Die Schwingungen, die von einer Bohrung ausgingen, seien geringer als jene einer Autobahn. Sprengungen im Erdreich soll es ebenfalls keine geben.

Von 2004 bis 2008 habe es Planungen zur Bohrung gegeben. Ad acta gelegt wurden diese mit der Begründung: „Es macht keinen Sinn, etwas gegen den Wunsch der Bürger zu tun“, so Maurer. 2023 sei das Thema Energiewende in aller Munde. Die Geothermie sei eine Alternative zu Öl und Gas.

207 Hektar

Untersucht werden soll eine Fläche von mehr als 207 Hektar in den Gemeinden Ettenheim, Friesenheim, Kappel-Grafenhausen, Kippenheim, Lahr, Mahlberg, Meißenheim, Rhinau, Ringsheim, Rust und Schwanau. Die Gebiete liegen am Oberrheingraben, dem ein hohes Potenzial an Erdwärme zugesagt wird. Mehr als 10 000 Einwohner ließen sich über Erdwärme versorgen. Es wird darauf geachtet, bereits vorhandene Wärmenetze zu nutzen.