Einstimmiger Beschluss im Gemeinderat: Dormettinger wollen die Durchgangsstraße und das Mühle-Areal neugestalten. Erster Schritt ist ein Lärmgutachten.
Seit vielen Jahren ist die Ortsdurchfahrt das Sorgenkind der Dormettinger, vor allem an der ehemaligen Getreidemühle. Da auf der einen Seite die Bushaltestelle liegt, auf der anderen Seite ein Lebensmittelladen, muss sie häufig überquert werden – vor allem von Kindern und Senioren. In der Vergangenheit kam es immer wieder zu gefährlichen Verkehrssituationen, sogar mal zu einem tödlichen Unfall. Und deshalb wurde immer wieder der Ruf nach einer Ortsumfahrung laut.
Nun aber werden die Pläne dafür erst mal ad acta gelegt. Bürgermeister Anton Müller erklärte am Donnerstag Abend unmissverständlich: „Die Aussichten auf eine Ortsumgehung gehen gegen Null.“
Kurz zur Vorgeschichte: Schon vor 15 Jahren hat die Gemeinde beim Land die Aufnahme in das „Programm zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse“ gestellt und eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Letztere wurde im März 2018 in einer Einwohnerversammlung vorgestellt. Die Dormettinger favorisierten damals die große Lösung weit um den Ort herum. Sie hätte, so hoffte man, den besten Entlastungseffekt gehabt. Nur einen Monat später wandte sich die Gemeinde an das Landratsamt mit der Bitte, eine Umgehungsstraße zu planen und zu bauen. Dormettingen wollte die Hälfte der Kosten tragen, das wären vier Millionen Euro gewesen. Das Geld sollte aus Rekultivierungsgebühren für das Schieferabbaufeld Ost refinanziert werden.
Rahmenbedingungen verschlechtert
Mittlerweile, berichtete Müller in der jüngsten Sitzung, hätten sich die Rahmenbedingungen für eine Wiederverfüllung des Gesamtgeländes deutlich verschlechtert. Auch sei nicht davon auszugehen, dass der Landkreis eine Planung in absehbarer Zeit in die Wege leite. Und darüber hinaus stellt der Naturschutz ein, so der Bürgermeister, „nahezu unüberwindbares Hindernis“ dar. Denn das artenschutzrechtliche Gutachten für die stillgelegte Erddeponie Schäfenloch brachte erst jüngst zu Tage, dass in der Nähe der geplanten Straße viele Zauneidechsen, Haselmäuse und verschiedene Fledermausarten leben. „Wir haben hier das wertvollste Biotop weit und breit.“
Mit einer Konzentration auf eine mögliche Umgestaltung der Ortsdurchfahrt und weiteren Maßnahmen, die zu einem Absinken der Lärmemissionen führen, könne Dormettingen auf die Unterstützung des Landratsamtes zählen und erhebliche Zuschussmittel erwarten. So wäre zeitnah mit einer Entlastung der Anwohner zu rechnen.
Vom Landkreis hingehalten worden
Die Gemeinderäte teilten seine Meinung. Andreas Koch erinnerte an die vielen Vorhaben des Landkreises, wie etwa die Regionalstadtbahn und den Neubau der Zentralklinik. Da werde man wohl nicht in die Finanzierung einer Ortsumgehung einsteigen. Alfons Scherer und Ulrich Steimle hätten das Thema am liebsten ganz sterben lassen. Man sei lange genug vom Landkreis hingehalten worden, meinte Scherer.
Ganz so rigoros wollte der Bürgermeister aber nicht sein. Man wisse nicht, was die Zukunft noch bringe. Deshalb, und auch dafür bekam er die volle Unterstützung, „versetzen wir unser Vorhaben in die Ruhephase, ganz nach dem Motto: Still ruht der Plan.“
Nächstes Projekt: Mühle-Areal
Alfons Scherer war vor allem wichtig, dass auch die Neugestaltung des Mühle-Areals in künftige Planungen miteinbezogen wird. Dafür erhielt er von Suat Meral Rückendeckung: „Nach Dreschhalle und Kaffeebühl muss das unser nächstes großes Projekt sein.“.
Ein erster Schritt für mehr Sicherheit ist bereits getan. Seit Sommer gilt beim Fußgängerweg und der Straße, die zum Lebensmittelladen beziehungsweise in den Altort führt, Tempo 30. Die erste Zwischenbilanz des Bürgermeisters fiel positiv aus. Nach wie vor sei aber, zumindest subjektiv empfunden, eine hohe Lärmbelästigung festzustellen. Um diesen Eindruck mit Zahlen belegen zu können, will er zusammen mit dem Landkreis ein Lärmgutachten in Auftrag geben. An neuralgischen Punkten sollen zu unterschiedlichen Zeiten Schallmessungen durchgeführt werden. „Anhand der Ergebnisse sehen wir dann auch, wo wir vielleicht durch bauliche Maßnahmen gegensteuern müssen“, so Müller. Das könne zum Beispiel beim Friedhof oder beim Mühle-Areal der Fall sein.