SPD-Abgeordnete Derya Türk-Nachbaur (links) informierte sich in der Hornberger Pilzlehrschau, wo Pilzsachverständige Karin Pätzold ins Thema einführte Foto: Störr

Das Interesse an Pilzen ist bei der Bundestagsabgeordneten Derya Türk-Nachbaur (SPD) geweckt. Nach der Einführung in der Hornberger Pilzlehrschau ging es zur Wanderung auf den Waldlehrpfad Hasenhof, wo das Thema vertieft wurde.

Hornberg - Im Rahmen ihrer Sommertour machte die Abgeordnete Station in der Hornberger Pilzlehrschau. Bürgermeister-Stellvertreterin Evi Laumann begrüßte die Politikerin und Gäste, bevor Pilzsachverständige Karin Pätzold in ihren Fachvortrag einstieg.

In den 80er-Jahren habe es einen anderen Bezug zur Natur gegeben, es wären noch überall Beeren und Pilze gesammelt worden. "Heute ist der Wald zum Sportplatz geworden", bedauerte Pätzold. Und hätten sich die Schulbücher damals noch auf sechs Seiten mit Pilzen und deren Funktion im Ökosystem beschäftigt, sei dort seit 2004 nichts mehr zu finden.

Monokulturen im Wald sind ein Paradies für Schädlinge

"Doch gerade im Klimawandel ist es wichtig zu wissen: Ohne Pilze gibt es kein Leben", betonte Karin Pätzold. Die Douglasie sei ein gutes Bauholz, weil kein Pilz daran ginge. Im Umkehrschluss würden die Bäume aber auch nicht mit Nährstoffen aus dem Pilzgeflecht (Mykorrhiza) versorgt.

Biologin und Pilzsachverständige Veronika Wähnert aus Freiburg erklärte: "Am stabilsten wäre eine Mischung aus Laub- und Nadelwald." Die Monokulturen der vergangenen 100 Jahre seien ein Eldorado für Schädlinge und würden jetzt zu massiven Problemen führen.

Auch Karin Pätzold wusste von Problemen mit der Hitze zu berichten. bisher habe sie lediglich einen Giftpilz im Moor auf 900 Metern Höhe gefunden, ansonsten gebe es keine Pilze vorzuweisen. Dafür zeigte sie anhand vieler Bilder seltene Pilze, die aufgrund der unterschiedlichen Habitate auf Untergründen wie dem Granit, den Mooren, dem Gneis, dem Buntsandstein und Muschelkalk rund um Hornberg zu finden sind.

Den Kreislauf des Lebens benannte sie mit den Pflanzen als Erzeuger organischer Stoffe, den Menschen und Tieren als Verbraucher und den Pilzen und Bakterien als Zersetzer.

Dass sich Pilze außerdem durchaus zur Herstellung von Fahrradhelmen und Hüten oder dem Färben von eignen, zeigte Karin Pätzold ebenso, wie sie Tipps zum Verzehr parat hatte. "Die meisten Vergiftungen mit Röhrlingen passieren, weil die Pilze zu alt sind", wusste sie aus Erfahrung. Generell sollte man die Fruchtkörper mindestens 20 Minuten garen, weil sie dann bekömmlicher wären. Und die großen Parasol-Schirme würden sich, paniert und wie Schnitzel gebraten, durchaus auch zum Einfrieren eignen.

Auf Nachfrage erklärte Karin Pätzold, die als erst fünfte Frau anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Deutschen Gesellschaft für Mykologie dort im vergangenen Jahr zum Ehrenmitglied ernannt wurde, wie die Pilzzucht funktioniert. Nach einer guten Stunde stand für sie fest: "Pilze sind ein Teil der Natur und wesentlich spannender, als im Wohnzimmer sitzend einen Krimi anzuschauen."

Warum sind Pilze giftig?

Auf Nachfrage erklärte Veronika Wähnert das Gift in vielen Pilzsorten als Fraß-Schutz, weil der oberirdische Fruchtkörper das Vermehrungs-Organ des unterirdischen Pilzgeflechts sei. "Die Sporen sollen geschützt werden", verdeutlichte die Biologin. Pilze seien jedoch nicht kontaktgiftig und könnten alle angefasst werden. Auch werde das Gift bei Regen nicht ausgewaschen, sondern verbliebe im Pilz. Da Pilze gerne Schadstoffe wie beispielsweise Cäsium oder Blei aufnehmen, sollte der wöchentliche Verzehr 250 Gramm nicht übersteigen. Und für die beliebten, aber in Deutschland geschützten Steinpilze und Pfifferlinge gelte die Regel, dass pro Person pro Tag höchstens ein Kilogramm zum Eigenverzehr gesammelt werden dürfe.