Der Landtagsabgeordnete Thomas Poreski, Marcel Zahlen, der Abgeordnete Peter Seimer und Schulleiter Dominic Brucker (von links) tauschten sich bei einem Informationsgespräch in der Jettinger Gemeinschaftsschule zum Thema Luftreiniger aus. Foto: Priestersbach

Das Pilotprojekt mit Luftreinigern in allen Jettinger Schulen und Kindergärten zieht auch das Interesse der Politik auf sich.

Jettingen - Vom Start-up-Unternehmen "ProAktiveAir" aus Gültstein wurden die Einrichtungen mit rund 220 Luftbehandlern im Verkaufswert von gut 550.000 Euro ausgestattet, die Viren, Pollen und anderen schädlichen Partikeln den Garaus machen sollen.

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Die beiden Grünen Landtagsabgeordneten Thomas Poreski (Reutlingen) und Peter Seimer (Leonberg-Herrenberg) machten sich bei einem Informationsgespräch vor Ort in der Jettinger Gemeinschaftsschule ein Bild von dem Projekt. Denn auch in der Landespolitik interessiert man sich für innovative Lösungen – und das über die aktuelle Corona-Pandemie hinaus. Begrüßt wird die Aktion ebenso von Schulleiter Dominic Brucker, denn er weiß: "Das Vertrauen in die Sicherheit durch Masken und Stoßlüften ist nicht gegeben".

Durch Mensabetreiber auf Luftbehandler aufmerksam geworden

Durch den Mensabetreiber war der Schulleiter auf die Luftbehandler aus dem Herrenberger Stadtteil aufmerksam geworden. Denn Tommi Strohäker versorgt nicht nur die Schüler der Gemeinschaftsschule, sondern betreibt in Nagold auch die Erlebnis-Gastronomie "Bahnhof 1872" – wo Geräte des Gültsteiner Unternehmens bereits für saubere Luft sorgen.

"Wir wollten so starten, dass jeder etwas davon hat", freut sich Brucker, das in dem zunächst bis zu den Sommerferien andauernden Testlauf alle Räume der Gemeinschaftsschule ausgestattet wurden. Gleichzeitig spricht er von einem überzeugenden Konzept – ganz unabhängig von Corona auch für Menschen, die an Heuschnupfen oder anderen Allergien leiden. Zudem geht der Schulleiter mit Blick auf die wohl bald wegfallende Maskenpflicht davon aus, dass die Geräte eine gute Lösung darstellen, die "ein Stück Sicherheit geben".

"Saubere Luft nach dem Vorbild der Natur", lautet das Credo des im November gegründeten Start-ups aus dem Gäu. Doch aller Anfang ist schwer, macht Geschäftsführer Marcel Zahlen deutlich, dass man zwar in der Lage wäre, sämtliche Krankenhäuser umzurüsten – aber dass er nie gedacht hätte, "dass wir auf so viele verschlossene Ohren treffen". Am Beispiel Holland erläutert Zahlen, dass man dort bereits weiter sei bei der Bekämpfung multiresistenter Keime, die man beispielsweise auch mit den von seinem Unternehmen entwickelten Luftbehandlern erfolgreich bekämpfen könnte.

Zwischenzeitlich sei das Unternehmen bereits an 1000 Standorten vertreten, und nach anfänglichem Zögern seien nun auch das Fraunhofer-Institut und der TÜV begeistert von dem neuen Ansatz.

"Wir freuen uns schon auf die Ergebnisse der dortigen Tests", ist der Geschäftsführer überzeugt, dass mit den Geräten besonders die Schüler geschützt werden können. Mit dem Pilotprojekt sei man nun nicht umsonst beim "modernsten und digitalsten Rektor Baden-Württembergs" – denn hier könnten in der Pilotphase wichtige Werte gemessen werden. Für die Gemeinde Jettingen als Träger der Schulen und Kindergärten sei das Projekt komplett kostenfrei. "Wir wollen den Nutzen und die Wirksamkeit in der Realanwendung live beweisen", erklärt der Geschäftsführer mit Blick auf die Wirkkombination aus Ionisierung und aktiviertem Sauerstoff – mit der nach Unternehmensangaben sämtliche Aerosole, Partikel, Viren und Bakterien zu 99,9 Prozent sofort aus der Raumluft entfernt werden sollen.

Luftbehandler werden noch in Shanghai produziert

Derzeit werden die Luftbehandler noch in der chinesischen Millionenmetropole Shanghai produziert. Dank der Zusammenarbeit mit einem "tollen Familienbetrieb" war es dem Gültsteiner Startup gelungen, in unter 60 Tagen die ersten Geräte an den Markt zu bringen. Weltweit wurde das Gerät zwischenzeitlich zum Patent angemeldet – und in Zukunft wolle man auch in Deutschland produzieren. Denn Marcel Zahlen weiß: "Made in Germany zählt immer noch".

"Ich finde das hochspannend und es ist eine hochplausible Angelegenheit", sprach Thomas Poreski von einer "ausgesprochen tollen Erfindung made in Baden-Württemberg". Die große Herausforderung sei jetzt das Thema Nachhaltigkeit – und es müsse sich natürlich politisch vertreten lassen. Ganz wichtig für den sozialpolitischen Sprecher der Grünen im Stuttgarter Landtag: "Die Geräte müssen wirklich wirken und sich auch ohne Corona rechnen". Wie Peter Seimer ergänzte, sei es notwendig, dass ein TÜV-Siegel draufkomme und die Entscheidungsträger die Geräte kennenlernen.