Einlegung der Induktionsspule in der Fahrbahn in Karlsruhe. Foto: Jordan

Pilotprojekt in Balingen: Zum ersten Mal wird in Deutschland eine drahtlose Ladetechnologie für Elektrofahrzeuge auf der Straße getestet. Dafür wird der Shuttlebus für die Gartenschau verwendet, der während der Fahrt seine Batterie lädt.

Balingen - Das induktive Laden ist keine Neuheit, denn schon lange wird es bei elektrischen Zahnbürste genutzt. Bei dem Pilotprojekt kommt der Dynamic Wiresless Power Transfer (DWPT) zum Einsatz. Dabei werden Induktionsspulen in der Fahrbahn verlegt, Empfängerspulen unter dem Fahrzeug angebracht und Schaltschränke am Fahrbahnrand installiert.

In Balingen soll die DWPT-Technologie unter realen Bedingungen eingesetzt werden und zeigen, dass es praxistauglich ist. "Das ist der Zukunftsgedanke", betonte Oberbürgermeister Helmut Reitemann. "Zur Elektromobilität gehört die notwendige Ladeinfrastruktur. Wir freuen uns, dass wir mit den Partnern in Balingen zeigen werden, wie die Zukunft aussehen kann."

Balingen wurde ausgewählt, weil die Stadt großes Engagement in der Bewerbungsphase zeigte, die Stadtwerke das Ganze unterstützen, und das Projekt durch die Gartenschau öffentlichkeitswirksam wird.

Premiere bei der Gartenschau

Die erste Stufe des Pilotprojekts wird der Gartenschau-Shuttle sein, der vom Parkplatz auf dem Messegelände zur Haltestelle Stadthalle fahren soll. Der dynamische Ladevorgang erfolgt dabei auf einem etwa 400 Meter langen Teilstück in der Wilhelmstraße. Induktive Haltestellen werden an der Stadthalle und auf dem Messegelände installiert.

In einer zweiten Stufe nach der Gartenschau soll der Bus auf verschiedenen Linien im Stadtbereich zum Einsatz kommen. Dazu muss die Ladeinfrastruktur erweitert werden.

Die Firma electreon liefert für das Pilotvorhaben die Ladeinfrastruktur sowie die benötigte Technik für den Elektrobus, um dessen Betrieb sich die Stadtwerke kümmern. Das Karlsruher Institut für Technologie entwickelt ein Planungstool, das dazu dient, ein DWPT-Netze für den Öffentlichen Nahverkehr zu planen und zu optimieren.

Die EnBW übernimmt die Projektsteuerung sowie den Aufbau und Betrieb der Ladeinfrastruktur. Das gesamte Vorhaben steht unter der Trägerschaft des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und trägt den Namen ELINA (Einsatz dynamischer Ladeinfrastruktur im ÖPNV).

Vorteile der kabellosen Ladetechnik

Die DWPT-Technik bringt einige Vorteile mit sich. Zum einen wird das Ladeintervall verlängert, es werden weniger Ladepausen benötigt, wodurch das Laden der Batterie besser in den Betriebsablauf integriert werden kann. Wenn der Bus über die Induktionsspulen fährt, werden Magnetfelder erzeugt. So wird elektrischer Strom in die Empfängerspulen gebracht und die Batterie des Busses geladen. Die Technik unterliegt den gleichen Grenzwerten, die auch für einen Induktionsherd vorgeschrieben sind.

Zum anderen wird nur ein geringer Teil der benötigten Komponenten sichtbar sein, wie beispielsweise die Schaltschränke. Auch die erforderlichen Batterien könnten durch diese Technologie in Zukunft kleiner ausfallen. Das würde Kosten sparen und Ressourcen schonen. Zudem könnten in ferner Zukunft auch Privatautos mit dieser Technik geladen werden.

Erkenntnisse für weitere Forschung

Seit Anfang 2022 gibt es eine Induktionsstrecke auf dem EnBW-Gelände in Karlsruhe. Das Pilotprojekt in Balingen soll diese Technologie im normalen Straßenverkehr testen. Die Erkenntnisse daraus werden genutzt, um die Forschung voranzutreiben.