Auf Initiative des Inka (Internationaler Arbeitskreis Altensteig) fand in Altensteig wieder die „Faire und interkulturelle Woche“ statt. Sie endete im Bürgerhaus mit einem bewegenden Klavierabend mit dem Pianisten Nima Farahmand Bafi.
Seit seiner Gründung am 1. Oktober 1997 setzt sich Inka sehr aktiv für die Konsolidierung der lokalen Gesellschaft ein und wirbt mit mehreren Veranstaltungen für seine humanitäre Grundidee: Förderung des verständnisvollen und toleranten Zusammenlebens der Menschen der Stadt – ohne Rücksicht auf Herkunft, Nationalität oder Religion.
Am Konzertabend schilderte Jutta Herzog-Brake vom Inka-Vorstand die politischen Verflechtungen der islamischen Republik Iran im Kontext des Krieges in dem Nahen Osten und ging näher auf die Hauptursachen der Protestbewegung in diesem Staat ein: brutale Gewalt gegen Frauen, Aushebelung der freiheitlichen Menschenrechte und religiöser Terror bis hin zu Folter und Hinrichtungen.
Hunderte von deutschen Künstlern und Wissenschaftler protestierten in einem offenen Brief gegen die Brutalität des Regimes in Teheran. Auch Bafi steht mit seiner Musik zu seinen demokratisch gesinnten Landsleuten.
Er kam 2009 nach Deutschland als 25-jähriger Jungphysiker, setze hier das Studium fort und promovierte bald. Seine Vorliebe für Musik machte er zum zweiten Beruf, und nach dem Musikstudium bei namhaften Fachkapazitäten konzertiert nun Bafi erfolgreich als Solist und Kammermusiker in Europa und Iran – auch in Rahmen interkultureller Projekte.
Interpretationen klassischer Klavierwerke
In den Fokus seiner künstlerischen Tätigkeit stellt der Pianist Interpretationen klassischer Klavierwerke, Transkriptionen der Orchestermusik sowie eigene Kompositionen, die dem Wesen der persischen Musik direkt entspringen. Allerdings sei es nicht einfach, die Vielfalt und Charakter der unzähligen Modi (typischen Grundbausteine der persisch-iranischen Musik) aufs Klavier zu „übersetzen“ – so der Komponist.
Neben dem „Persian Fantasy“ spielte Bafi in Altensteig das „Jin-Jiyan-Azadi“ (Frau-Leben-Freiheit) – den von ihm vertonten Ruf des Protest aus dem iranisch-kurdischen Kulturraum sowie eine Klaviersonate von Leoš Janáček und die berühmte Polonaise As-Dur von Frédéric Chopin.
Frappierend wirkte die anfangs seltsame und weit von typisch orientalischen Klangmustern entfernte Musik. Mit festem Anschlag, in breiter dynamischer Spanne und mit mannigfaltiger Artikulation ahmte der Pianist sowohl den melismatischen Gesang als auch Klänge der Zupf- und Schlaginstrumente nach.
Mehrfach auf Bühne zurückgerufen
Bevor Bafi mit der famos gespielten Polonaise seinen Erfolg in Altensteig besiegelte, erschütterte die Zuhörer bis ins Mark die stürmische und enorm suggestive Aussagekraft der Sonate.
Von Anfang an begleitete den Pianisten ein begeisterter Publikumsempfang mit Applaus und lauten Rufen. Der überaus sympathische und zugängliche Friedensbotschafter wurde mehrmals auf die Bühne zurückgerufen und revanchierte sich mit zwei atemberaubenden Zugaben.