Bei den SKS-„Meisterkonzerten“ hat Philippe Herreweghe Beethovens Neunte mit einem Antikriegsstück von Hanns Eisler zusammengebracht.
Wann gab’s das zuletzt? Bevor das Publikum am Dienstagabend zu klatschen beginnt, tönt ein entschiedenes „Buh!“ durch den Stuttgarter Beethovensaal. Ein Buh nach dem großen Fest-Stück der klassischen Musik, nach Götterfunken und umschlungenen Millionen? Philippe Herreweghe hat Beethovens neunte Sinfonie mit einer Vertonung von Bertolt Brechts Gedicht „Gegen den Krieg“ kombiniert, die Hanns Eisler 1936 für einen unbegleiteten Chor komponierte, und Brechts Aufforderung an das auf beiden Seiten der Front leidende „gemeine Volk“, sich mit einem „Dieser Krieg ist nicht unser Krieg!“ aufzulehnen gegen die Kriegs-Profiteure, bringt Schillers lautes Elysium in Beethovens letztem Satz mächtig ins Wackeln. Das muss, wer sich zurücklehnen und die „Ode an die Freude“ ungestört erleben will, nicht gut finden. Man kann es aber tun, denn die Spannung zwischen „Gegen den Krieg“ und Beethovens Neunter erhellt ganz neue Aspekte auch des Altbekannten.