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Im Achtelfinale prüfte Joachim Löw kurzzeitig schon seinen „Notfall“-Plan mit Lahm rechts hinten. Noch aber sieht er eine Rückversetzung des Kapitäns in die Abwehr nur als Option für Notsituationen. Weiter gesetzt bleibt der „extrem wichtige“ Özil.

Im Achtelfinale prüfte Joachim Löw kurzzeitig schon seinen „Notfall“-Plan mit Lahm rechts hinten. Noch aber sieht er eine Rückversetzung des Kapitäns in die Abwehr nur als Option für Notsituationen. Weiter gesetzt bleibt der „extrem wichtige“ Özil.

Santo André - Joachim Löw hält vor dem Viertelfinale gegen Frankreich wie erwartet an seinem WM-Plan fest - mit Philipp Lahm und Mesut Özil im Mittelfeld der Startformation. Nur in einem „Notfall“ würde der Bundestrainer wie schon im Achtelfinale gegen Algerien Kapitän Lahm auf dessen langjährige Verteidigerposition beordern. „Wir müssen verhindern, dass der Notfall eintritt. Ich habe meine Entscheidungen getroffen - auch was die Rolle von Philipp Lahm betrifft. Und dazu stehe ich bis zum Schluss“, sagte der Bundestrainer in einem Interview in der Wochenzeitung „Die Zeit“, die am Donnerstag erscheint.

Die Kritik an seinem Kapitän, der „seit zehn Jahren auf höchstem Niveau“ spiele, ist für Löw „unbegreiflich“: Da werde einiges eilig publiziert, „da fehlt es manchmal am richtigen Maß“, sagte der Bundestrainer. Nur in Notsituationen wie einem Rückstand oder personellen Engpässen könnte Lahm in Brasilien nochmals in der Abwehrkette agieren. „Falls wir auf der rechten Seite ein akutes Problem im Spiel bekommen sollten und ich sage: Okay, jetzt ist Philipp Lahm gefordert, der viel Druck nach vorne entfalten kann“, beschrieb Löw diesen Notfall. Extrem wichtig bleibe Mesut Özil für den Erfolg der deutschen WM-Auswahl. „Weil ich weiß, dass er Spiele mit einer einzigen Aktion entscheiden und beeinflussen kann.“

Gegen Algerien nur eine "Notfall-Situation"

Schon gegen Algerien war die „Notfall“-Situation mit Lahm eingetreten, als der Kapitän nach der Verletzung von Shkodran Mustafi rechts hinten aushalf. Nach diesem 2:1 im Achtelfinale hatte Löw dann auch erstmals in Brasilien eine Rückversetzung des Bayern-Leistungsträgers in die Abwehr nicht mehr kategorisch ausgeschlossen.

„Es war naheliegend, Philipp Lahm dann wieder rechts spielen zu lassen, weil wir auch im Mittelfeld frische Kräfte brauchten“, hatte Löw in der Pressekonferenz erklärt und wollte erst nach Regenerationstagen weitere „personelle Entscheidung treffen“. Man müsse das Spiel erst einmal sacken lassen, hatte Löw-Assistent Hansi Flick nach der Partie gegen Algerien auf Nachfrage zur Lahm-Position erklärt. Am Freitag tritt die DFB-Elf im WM-Viertelfinale gegen Frankreich an.

Özil hat "Fortschritte gemacht"

Angst, bei Entscheidungen wie im Fall Özil als „stur und unflexibel zu gelten“, hat Löw offenbar nicht. „Mesut Özil war 2010 und 2012 der überragende Spieler des Turniers. Das kann ich doch nicht einfach vergessen! Das wäre völlig unangebracht. Zumal ich grundsätzlich meinen Spielern immer großes Vertrauen entgegenbringe, auch wenn es mal nicht so gut bei ihnen läuft“, erklärte der Bundestrainer. „Er hat Fortschritte gemacht. Ich weiß, dass er keine einfache Saison hinter sich hat, aber jetzt das Beste will und auch alles dafür tut. Wenn wir es schaffen, ihn in den nächsten Tagen in Topform zu bringen, dann ist er für die Mannschaft unersetzlich.“

Irritiert nahm er die Einschätzung der Leistung seines Kapitäns zur Kenntnis. „Als Trainer muss ich doch anerkennen, dass Philipp Lahm in den vergangenen Jahren unser Leistungsträger gewesen ist! Philipp spielt seit zehn Jahren auf höchstem Niveau. Für mich ist unbegreiflich, dass er nach einem Spiel, in dem nicht alles gelungen ist, dermaßen in die Kritik gerät“, führte der Bundestrainer aus.