Philipp Kaß Foto: privat

Philipp Kaß, mittlerweile wohnhaft in Talheim, hat in dieser Woche ein neues Buch auf den Markt gebracht. Mit unserer Redaktion hat er über sein Werk „Die Nachwuchslüge“ gesprochen.

Bis zum 31. Oktober vergangenen Jahres leitete Philipp Kaß das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des FC Ingolstadt. In seiner Vita stehen unter anderem auch Stationen bei Alemannia Aachen, dem 1. FC Köln, SC Paderborn und Arminia Bielefeld. Mit seiner Familie wohnt er mittlerweile in Talheim und war auch kurzzeitig Jugendkoordinator bei der SGM Vöhringen.

 

Nun ist Kaß wieder einmal als Autor tätig gewesen, es ist bereits seine siebte Publikation. Das aktuelle Werk „Die Nachwuchslüge“ ist aber anders. Der Untertitel lautet „Wie die deutschen Profifußballclubs ihre Talente vernichten“. Kaß, der momentan die Uefa Pro Lizenz in Litauen erwirbt, sagt im Gespräch mit unserer Redaktion: „Es ist keine Generalabrechnung, aber es sind 209 Seiten voller Sprengstoff. Ich wollte aufgreifen, was in dem System gut läuft und was nicht.“

Konkrete Lösungsansätze

So hat der promovierte Sportwissenschaftler seine eigenen Erfahrungen zu Papier gebracht und auch jede Menge Stimmen gesammelt. In jedem Kapitel gibt es einen anonymen O-Ton eines Spielers, Trainer, Mitarbeiters oder Elternteils mit NLZ-Bezug. Was Kaß wichtig ist: „In jedem Kapitel formuliere ich auch einen konkreten Lösungsansatz. Ich möchte nicht nur mit dem Finger darauf zeigen, sondern einen Lösungsweg anbieten.“

Zu wenig Veränderung

Auf die Frage, was aus seiner Sicht die Quintessenz des Buches sei, antwortet er wie folgt: „Bei Nachwuchsleistungszentren und Talentförderung auf Top-Level in Deutschland dreht es sich um ein geschlossenes System, welches sich von sich selbst ernährt. Es gibt wenig Drang zur Veränderung, weil diese immer denen schaden, die vorher Vorteile hatten.“

Einfach gesagt: Kaß sieht die Nachwuchsförderung in den deutschen Top-Clubs als deutlich verbesserungswürdig an. So geht der Blick auch über die Ländergrenzen hinaus – andere Nationen machen mit anderen Ansätzen durchaus mehr aus ihren Möglichkeiten. „Oft wird ja gesagt, wir hätten zu wenige Talente in Deutschland. Das stimmt nicht, wir machen nur zu wenig daraus“, so seine These.

Gerne im Jugendbereich

Trotz aller Kritik ist für den 40-Jährigen klar, dass er selber wieder gerne in diesem Bereich arbeiten würde. „Ich habe das seit Jahren unglaublich gerne gemacht. Ob mir das Buch eher Türen öffnet oder verschließt, weiß ich nicht. Die Rückmeldungen bisher waren aber sehr positiv, es gab nur ganz wenig kritische Stimmen.“

In Summe hat er circa einen Monat Vollzeit durchgeschrieben, die Struktur sei ihm dabei recht schnell klar gewesen. Und Kaß merkt auch an: „Das Schreiben macht mir Spaß. Ich bin mit dem Endresultat sehr zufrieden.“ Dieses bietet einen Blick in das Innenleben der NLZ’s, den es in dieser Form bisher noch nicht gab.