Prozess um einen passionierten Kinderschützer: Günter Nakath und Neli Heiliger vom Anti-Pädobär-Team vor dem Amtsgericht in Pforzheim. Foto: Jähne

Dass Anti-Pädo-Aktivist Günter Nakath aus Pforzheim nicht auffallen würde, darüber kann er sich sicher nicht beschweren: Mit Plüschherzchen, die er als Wackeltitten ans Shirt geheftet hat, rotem Zylinder und pinkem Tüllröckchen ging er ins Pforzheimer Amtsgericht.

Pforzheim - "Wenn die Kinder vor mir als Frau Angst haben, dann kann ich auch als solche bei meiner Verhandlung auftreten", so der 68-Jährige, dem Ruhestörungen und Hausfriedensbrüche vorgeworfen werden.

Nur die Sado-Maso-Handschellen müssen weg, entschied Richter Marc-Robin Rastätter spontan. Es ist schon ein wenig grotesk: Im kleinen Ort Würm bei Pforzheim, wo Nakath einst als Grundschullehrer fungierte, gilt der ambitionierte Kinderschützer als Kinderschreck. Die schrillen Kostüme würden den Kleinen Angst machen, heißt es. Am Montag musste sich der 68-Jährige in seinem Auftaktprozess einer ganzen Reihe von Anschuldigungen stellen, wobei Nakath großteils ziemlich beherzt und souverän die Rolle des Selbstanwaltes übernahm: Mehrere Hausfriedensbrüche und Ruhestörungen wie etwa an der alten Wirkungsstätte in Würm, dem dortigen Neujahrsempfang von 2019, dem lokalen Ortschaftsrat oder dem Pforzheimer Stadtrat werden ihm zur Last gelegt. Bei Letzterem wollte Nakath lediglich diverse öffentliche Fragen an den Oberbürgermeister Peter Boch stellen, was die Kinderschutzkonzepte an den kommunalen Lehranstalten anbelangt. Während Boch die Fragen nicht sofort zu beantworten vermochte, drohte ein Stadtrat von den Grünen Nakath sogar "einen gebrochenen Unterkiefer" an, sollte der dieser die Versammlung nicht unverzüglich verlassen. Der Grund: Nakath wäre auf der Empore mehrfach auf störende Weise herumgestiefelt und hätte unerlaubte Smartphone-Aufnahmen von der Sitzung gemacht.

Kamera am Körper

In einem vorgegangenen Verhandlungspunkt soll ein besorgter Bürger sogar seinen Hund auf Nakath gehetzt haben. Hier steht Aussage gegen Aussage, wobei der 68-jährige ein Video vorweisen kann, das er mit einer Sicherheitskamera am eigenen Körper (eine sogenannte Bodycam) gefertigt hatte. In dem tonlosen Film ist anscheinend zu sehen, wie der Mann eindeutige Signale an seinen Vierbeiner entsendet. Allerdings soll Nakath die unsanften Avancen mit einem Pfefferspray beantwortet haben, was zu heftigen Hautreizungen bei dem Tierhalter führte. Der 68-jährige Aktivist musste sich unterdessen in einen privaten Garten flüchten, wo er sich zuerst mit einer Schubkarre und dann mit einem Besen bewaffnete. Die Aussagen anderer Zeugen, was Nakaths angebliche Störaktionen an der Würmer Grundschule betreffen, sind mitunter ziemlich vage und voller Erinnerungslücken. Im Ortschaftsrat der besagten Gemeinde wurde das Papier mit den Fragen nach den Kinderschutzkonzepten ziemlich harsch zu Boden geworfen.

Psychische Probleme

Bereits 2007 wurde der auffällige Kinderschützer zum Opfer einer ganzen Reihe von schicksalhaften Unliebsamkeiten: Angeblich wollte sich eine Schülerin wegen ihm umbringen, angeblich soll er selbst Minderjährige sexuell missbraucht haben und angeblich hatte er nach seiner Suspendierung mit einem Amoklauf an der Schule in Würm gedroht. Alles Vorwürfe, die Nakath bis zum heutigen Tage mit äußerster Vehemenz von sich weist, um stattdessen für seine Rehabilitierung zu kämpfen. So verlor Nakath nicht nur seinen Job und sein soziales Ansehen, er leidet seitdem auch unter psychischen Problemen.

Der Folgeprozess ist für Montag, 29. November, um 8.30 Uhr im Pforzheimer Amtsgericht angesetzt.