Hälfte der Mitarbeiter des neuen Amtes verdient weniger als früher. Stellen bleiben unbesetzt.
Pforzheim - Für die klamme Haushaltslage der Stadt Pforzheim und die hohe Zahl von mehr als 10 000 Langzeitarbeitslosen ist das Funktionieren des Jobcenters immens wichtig. Doch es läuft nicht rund.
»Die ehemaligen Mitarbeiter der Bundesagentur verdienten etwa 20 bis 30 Prozent weniger Gehalt beim kommunalen Jobcenter im Vergleich zu früher«, sagt Sebastian Kretzmann, Vorsitzender des Personalrats. Die Hälfte der 156 Mitarbeiter seien bei der Umstellung der Verträge zu schlechteren Konditionen ins neue Jobcenter übernommen worden. »Wir sind enttäuscht.« Man habe über die Köpfe der Mitarbeiter hinweg entschieden.
Dem widerspricht Holger Holzwart, stellvertretender Leiter beim Personal- und Organisationsamt der Stadt. Über Besitzstandszulage seien die tariflichen Verwerfungen in den meisten Fällen ausgeglichen worden. Der andere Teil der Jobcenter-Mitarbeiter hatte zuvor schon bei der Stadt gearbeitet und wurde von Anfang an nach dem Tarif für den öffentlichen Dienst bezahlt.
Amely Poll, bei der Gewerkschaft verdi zuständig für den Fachbereich Gemeinden in Mittelbaden und Nordschwarzwald, spricht von einem »schlampig geschriebenen Gesetz«, das diese Ungleichbehandlung möglich mache. Sie verhandelt mit der Stadt, um eine bessere Bezahlung zu erwirken. Es werde rechtlich geprüft. Im Schnitt kündigten zwei Jobcenter-Mitarbeiter pro Monat, erklärt Holzwart. Das seien aber in der Regel die studierten Berufseinsteiger. Denn die schwierigen Arbeitsbedingungen und die mangelnde Anerkennung sorgten oftmals für eine Umorientierung. Die Stadt bemühe sich aber ständig darum, gute Leute im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben zu gewinnen.
»Mit den Neueinstellungen stopfen wir nur die Löcher«, erklärt Kretzmann. Seiner Einschätzung nach sind bis zu 20 Stellen unbesetzt. Dazu kommt die räumliche Enge und die Arbeit an verschiedenen Standorten. Oftmals teilt sich ein Mitarbeiter ein Büro mit anderen. Gespräche mit Kunden gestalteten sich deshalb schwierig. Der Enzkreis habe die Eingruppierung der Mitarbeiter besser hinbekommen.
Pforzheim ist ihres Wissens die einzige der in diesem Jahr dazugekommenen Optionskommunen, die negativ bei der Vergütung ihrer Mitarbeiter auffalle. Eine angemessene Bezahlung sei aber die Voraussetzung für ein gut funktionierendes Jobcenter. »Das ist eine politische Entscheidung.« Dazu gehört auch die Zahl der zu bearbeitenden Fälle.
Bei der Gewährung von Hartz IV kommen 180 Fälle auf einen der Mitarbeiter (Enzkreis: 140 Fälle). Im Schnitt betreut ein Fallmanager laut Kretzmann 300 Jobsuchende in der Stadt, im Enzkreis liegt der Wert bei weniger als der Hälfte.
Die Kunden haben in der Regel Probleme wie Schulden, Krankheit oder anderes zu bewältigen und bedürfen einer intensiven Betreuung, damit sie wieder einer Arbeit nachgehen können. Dafür bleibt aber zu wenig Zeit.