Heiko Thimm (erste Reihe von links), Karsten Boye Rasmussen und Milan Tanik forschen gemeinsam mit den Studenten (Hintergrund) rund um das Thema Unternehmen und Umweltaktivitäten. In Zukunft sollen neben dem amerikanischen auch der asiatische und europäische Raum in den Fokus gerückt werden. Foto: Hochschule Pforzheim Foto: Schwarzwälder Bote

Forschung: Firmenwebsites von Studenten analysiert

Pforzheim. Ob CO2-Footprint, Verbrauchertipps zur ressourcenschonenden Verwendung von Produkten oder Umweltjahresbericht – die Bereitstellung von unternehmensbezogenen Umweltinformationen gewinnt in Zeiten von Klimaschutzinitiativen wie "Fridays for Future" eine wachsende Bedeutung im Rahmen des Compliance Managements, also der Sicherstellung von rechtlicher und ethischer Regelkonformität, von Unternehmen.

Vor diesem Hintergrund beteiligt sich die Hochschule Pforzheim seit Februar 2019 an einer internationalen Langzeitstudie in Kooperation mit der University of Southern Denmark, um Firmenwebsites bezüglich ihrer Aussagefähigkeit zu Umweltaktivitäten zu analysieren. Lag im vergangenen Semester der Fokus auf Websites in Europa, nehmen die Studenten des Bachelor-Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen aktuell die USA unter die Lupe: Insgesamt 80 Jungforscher der Fakultät für Technik untersuchen über den Zeitraum von drei Monaten 80 amerikanische Websites. Dabei verfolgen sie auch die Frage, ob zwischen unternehmerischem Umweltbewusstsein und politischer Ausrichtung des jeweiligen Bundesstaats Zusammenhänge bestehen könnten.

"Für mehr und mehr Unternehmen sind die von der UNO entwickelten ›Sustainable Development Goals‹ in den letzten Jahren ein fester Bestandteil der Unternehmensstrategie geworden. Deshalb bieten viele Großunternehmen bereits seit einiger Zeit Auszüge oder vollständige Versionen von Umweltberichten oder Nachhaltigkeitsberichten zum Download auf ihren Websites an", so Heiko Thimm, Experte für Quantitative Methoden und Informationstechnik an der Fakultät für Technik.

Gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Milan Tanik betreut er die Studenten der Bachelor-Studiengänge "Wirtschaftsingenieurwesen" und "Wirtschaftsingenieurwesen International" im Rahmen ihrer Evaluationsaufgabe. Veröffentlichen große Unternehmen tatsächlich mehr über ihr betriebliches Compliance Management als kleinere Unternehmen? Werden auch Umweltverstöße, wie etwa Grenzwertüberschreitungen, preisgegeben? Informieren Unternehmen mit Umweltsiegeln umfassender als Unternehmen, die über keine Zertifikate verfügen? "Datenmanagement und Datenbankkenntnisse zählen zu den Herausforderungen, denen unsere Absolventen später auch im Job begegnen. Im Rahmen unseres Beitrags zur Studie konnten die Studenten Theorie und Praxis hier ideal verbinden und anwenden", sagt Thimm. Die Studenten erfassten und verwalteten die Daten nicht nur, sie entwickelten darüber hinaus eine Datenbank zur Auswertung ihrer Erhebungen.

Bei Insitut angefragt

Unter anderem fragten Dennis Schreiber und Manuel Rothfuß beim renommierten Political Economy Research Institute (PERI) der University of Massachusetts Amherst unternehmensbezogene Luftverschmutzungsdaten an. Positiver Nebeneffekt dieser Recherche: "Unsere Studie stieß beim PERI-Institut auf große Beachtung. Wir stehen nun in Kontakt mit der Institutsleitung, die insbesondere auf unsere Ergebnisse der vergleichenden Datenanalysen auf Regionenebene wartet", meint der Professor.

Das PERI-Institut veröffentlicht jährlich eine Unternehmensliste mit den größten Luftverschmutzern der USA. Hierzu werden offizielle Daten des seit 1985 laufenden Toxic Release Inventory (TRI) Programs der amerikanischen Bundesbehörde Environmental Protection Agency (EPA) verwendet.

Nach dem Blick auf Europa und die USA wird die Studie sich noch auf den asiatischen Raum ausweiten.

Bis Juni 2020 sollen insgesamt rund 320 Unternehmenswebsites großer Produktionsunternehmen dieser drei verschiedenen geografischen Regionen untersucht worden sein – um dann verglichen zu werden. "Wir erhoffen uns unter anderem aussagekräftige Ergebnisse im Hinblick auf das Phänomen ›Greenwashing‹ zu erhalten", sagt Thimm.

Die Kooperation zwischen der Hochschule Pforzheim und der University of Southern Denmark erfolgt unter dem Dach des von Thimm und Boye Rasmussen 2014 gemeinsam gegründeten Deutsch-Dänischen Virtuellen Forschungs- und Ausbildungslabors für interdisziplinäre Unternehmens- und Websitestudien.

Der Soziologe Rasmussen ist langjähriger Experte für Datenanalysen. Während eines Besuchs in Pforzheim Mitte Dezember informierte er sich über den jeweiligen aktuellen Status der Projekte. "In der Vergangenheit haben Rasmussen und ich bereits zahlreiche studentische Projekte und Abschlussarbeiten im Rahmen der Aktivitäten des Labors erfolgreich durchgeführt", so Thimm.