Corona: Geschäftsführerin Heike Herb sitzt derzeit allein im Haus der Familie in Straubenhardt und arbeitet an neuen Terminen

"Corona war wie eine Narkose – die uns alle erstarren ließ", berichtet Heike Herb, Geschäftsführerin vom Haus der Familie in Straubenhardt. Derzeit sitzt sie alleine in ihrem Büro in der romantisch gelegenen Villa Kling und arbeitet eifrig an neuen Veranstaltungen.

Straubenhardt. Seit 2017 ist die "Frau für alle Fälle" in Straubenhardt als treibende Kraft für Seminare und Fortbildungen im Haus der Familie bekannt und konnte in den vergangenen Jahren die Besucheranzahl sogar verdreifachen. Ein gelungener Erfolg, der nun durch die Coronakrise eine große Delle bekommen hat.

"Nichts geht mehr. Wir mussten alle Veranstaltungen absagen", berichtet Herb am Telefon, die als Kindheitspädagogin und studierte Waldorf-Klassenlehrerin für die Familien- und Weiterbildungsstätte im Westlichen Enzkreis verantwortlich zeichnet. Träger des Hauses ist zwar der Verein Familienbildung Westlicher Enzkreis, doch zur Finanzierung des 1948 gebauten Hauses sowie der zahlreichen Mitarbeiter bedarf es eines florierenden Betriebes. "Unsere fest angestellten Mitarbeiterinnen sind nun in Kurzarbeit, aber die Aushilfskräfte bekommen ebenso wie die vielen Referenten keine Entschädigungen", berichtet Herb, die nun alle Hebel in Bewegung setzt, um dem Haus der Familie erneut "Leben einzuhauchen".

Gut gefüllte Seminarräume sind derzeit passé – also wird digital aufgerüstet. "Wir haben die vergangenen vier Wochen genutzt, um unsere Homepage auf Vordermann zu bringen und neue Themen anzubieten". Herb, die über ein großes Netzwerk an Referenten in der pädagogischen Bildungsszenerie verfügt, hat daher viele Gespräche geführt, um die Corona-Ausfälle abzufedern. "Wir haben noch Rücklagen – aber wenn die Kontaktsperren länger anhalten, machen wir uns wirklich große Sorgen."

Das Haus der Familie habe sich für Vater, Mutter und Kind etabliert. "Neben dem klassischen Familienbild existieren heute viele weitere Modelle des Zusammenlebens. Ob Großfamilie oder alleinerziehend, ob verheiratet, in gleichgeschlechtlicher Partnerschaft lebend, als Patchwork zusammengewürfelt, alleinstehend, ob als Großeltern oder Onkel und Tanten – wir unterstützen alle Familien", argumentiert Herb. Sie erzählt sichtlich stolz von besonderen Aktionen wie dem 48-Stunden-Stricken und dem Stricktreff "Flinke Masche". Auch das groß gefeierte Jubiläum zum 25-jährigen Bestehen des Hauses im Vorjahr lässt ihre Stimme freudig erklingen.

Ein bisschen Wehmut klingt mit

"Wir fördern mit unseren Bildungs- und Beratungsangeboten die individuelle Weiterentwicklung und unterstützen Menschen und Kinder darin, zu einer Persönlichkeit zu reifen und in den unterschiedlichen Lebensphasen Verantwortung für sich und seine Umwelt zu übernehmen." Bei diesen Worten klingt ein bisschen Wehmut mit. Denn Clownereien und Kinderfeste sind in Corona-Zeiten nicht zu organisieren. Vielmehr fokussiert Herb die Zusammenarbeit mit Kindergärten und Pädagogen. "Bei unseren Face-to-Face-Seminaren haben wir nicht nur Teilnehmer aus dem Nördlichen Schwarzwald, auch aus Heidelberg, Schwetzingen aus dem Badischen, sowie Stuttgart und Esslingen aus Württemberg reisen Interessenten an."

Die Seminare bieten qualifizierte und zertifizierte Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte.

Grundsätzlich gelte, dass das Berufsbild der Pädagogischen Fachkraft gesetzlich nicht geschützt sei. Die gestiegenen Anforderungen an die Qualität der Bildung, Betreuung und Erziehung in Kindertageseinrichtungen habe jedoch in den vergangenen Jahren zu einer dynamischen Entwicklung geführt. Denn gute Qualität in der Kinderbetreuung bedürfe einer kontinuierlichen Qualifizierung aller pädagogischen Fachkräfte. Qualifizierungen zu bestimmten Themen wie Inklusion, Sprachförderung, Frühpädagogik, Praxisanleitung oder Tagesseminare zu unterschiedlichen Fragestellungen helfen den Fachkräften, sich zu professionalisieren und die Qualität ihrer Einrichtungen zu sichern.

Während die Aufgaben dieser Fachkräfte nur unzureichend durch fortschreitende Technologie ersetzt werden könnten, bestehe die Möglichkeit, mittels neuer technischer Werkzeuge die Fachkräfte zu schulen. "Wir veranstalten nun erstmals Webinare für Erzieher", verkündet Herb nicht ohne Stolz. "Zwar verzichten wir damit auf unser allgemein bekanntes ›Rundum-Wohlfühl-Paket‹ mit lichtdurchfluteten Räumen, bester Verpflegung und geselligem Beisammensein", so die Managerin, die lachend hinzufügt: "Aber wir präsentieren uns online nach außen und sind das Bindeglied zwischen Pädagogen und Referenten." Wer die neuen Angebote auf der Webseite aufmerksam studiert, kann Themen wie "Zurück in den Alltag – Wieder ankommen nach der Krise" und "Was tun – Herausforderungen für pädagogische Fachkräfte in der Coronakrise" entdecken.

Doch das alleine genügt Heike Herb nicht. "Wir sind ein offenes Haus und sind darauf angewiesen, dass uns Menschen besuchen." Was derzeit für Schulklassen, Kindergärten und Familien bis auf unbestimmte Zeiten geschlossen bleibt, schmerzt die eloquente Geschäftsführerin sehr – wobei sie aber auch über neue Erfahrungen berichtet: "Nachdem unsere beliebte Tanz-Up-Party ausfallen musste, haben wir die Playlist der 70-er-Jahre-Songs an alle tanzbegeisterten Interessenten versendet und mit großer Freude festgestellt, dass die Musik auch über Corona-Barrieren hinaus verbindet. Denn viele Foto-Zusendungen per Mail haben uns gezeigt, wie wichtig gemeinsame Aktionen sind. Bislang mussten zwar alle zu Hause alleine tanzen, aber für den Herbst planen wir wieder einen gemeinsamen Tanzabend."

Zuversichtlich geht Herb daher auch Ihr Herbst/Winter-Programm an, das sie mittlerweile gemeinsam mit den vielen freiberuflich tätigen Referenten erstellt.

Weitere Informationen: Aktuelle Informationen gibt es im Internet unter https://hdf-straubenhardt.de.