Marco Limm, Absolvent des Bachelor-Studiengangs Industrial Design (links) und Kevin German, Absolvent des Bachelor-Studiengangs Technische Informatik, schrieben gemeinsam die interdisziplinäre Abschlussarbeit "ARTificial Intelligence. Automatisierung des künstlerischen Designprozesses durch künstliche neuronale Netze und genetische Algorithmen". Foto: Hochschule Foto: Schwarzwälder Bote

Wissenschaft: Interdisziplinäre Abschlussarbeit zwischen Design und Technik: ARTificial Intelligence bringt neue Erkenntnisse

Pforzheim. Ein Designer und ein Ingenieur beenden gemeinsam ihr Studium, oder besser: ihre unterschiedlichen Studien. Kunst trifft Technik, kann das gutgehen? Kevin German, Absolvent der Technischen Informatik, und Marco Limm, Absolvent des Industrial Designs, gingen das Wagnis ein und besiegelten ihren Abschluss an der Hochschule Pforzheim mit der interdisziplinären Bachelor-Thesis "ARTificial Intelligence. Automatisierung des künstlerischen Design-Prozesses durch künstliche neuronale Netze und genetische Algorithmen".

Am Beispiel von Flaschen, die mittels künstlicher Intelligenz (KI) designt und im 3D-Druck-Verfahren realisiert wurden, bewiesen German und Limm: Teile des Designprozesses sind grundsätzlich automatisierbar.

Computer stellenweise besser als der Mensch

"Evolutionäres Design, also die einfache und stetige Weiterentwicklung eines einfachen Entwurfs, kann der Computer sogar besser und schneller als der Mensch", so das Duo unisono. Die gemeinsame These treffe einen Nerv und sei umstritten, meinen die Absolventen. Jüngst präsentierten sie die gemeinsame Arbeit sogar auf der internationalen Möbelmesse "Salone Internazionale del Mobile" in Mailand. "Wir haben den Designprozess in fünf Schritte von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt heruntergebrochen – Briefing, Analyse, Konzept, Gestaltung, Prototypentwicklung – und festgestellt: Der Mittelteil des Designprozesses, von Analyse bis Gestaltung, kann mithilfe Künstlicher Intelligenz und genetischen Algorithmen erfolgen."

Skizzen auf Papier haben mit Verfahren ausgedient

Ein Beispiel der entwickelten Algorithmen: Der Designer zeichnet nicht unzählige Skizzen auf Papier. Stattdessen wird eine Evolution simuliert, die im Wesentlichen unserer biologischen Evolution entspricht. Der Unterschied ist hierbei, dass die Individuen keine Lebewesen, sondern digitale Objekte, mit den dazu passenden Genen sind. Durch Selektion, Paarung und Mutationen entsteht nach und nach eine Population, die sich perfekt an das Selektionskriterium, in diesem Fall der Geschmack des Nutzers, angepasst hat. Der Computer schafft es auf diese Weise, den Geschmack des Nutzers zu erlernen. Die vom Menschen getroffene Auswahl wird abgespeichert und für spätere Designvorschläge mit bedacht.

"Wir haben wirklich viel voneinander gelernt. In der Gestaltung gibt es so viele innovative Ideen, bei uns Ingenieuren das nötige technische Know-How. Diese beiden Stärken miteinander zu kombinieren, birgt großes Potenzial", freut sich Kevin German.

Beide Studenten bleiben der Hochschule erhalten

Beide Bacheloranden bleiben der Hochschule Pforzheim treu: Kevin German startet zum Wintersemester das Master-Studium "Embedded Systems" an der Fakultät für Technik, Marco Limm das Master-Studium "Design and Future Making" an der Fakultät für Gestaltung. Eine gemeinsame Master-Arbeit 2021? Nicht ausgeschlossen.

 Inhalt

Studierende des Bachelor-Studiengangs "Industrial Design" erlernen unternehmerische Zusammenhänge, entwickeln ein Verständnis von Marken und Marketing sowie der notwendigen Rechtsgrundlagen, darüber hinaus sind Technologie und ingenieurwissenschaftliche Gesichtspunkte von Produktentwicklung, Ergonomie und Mensch-Maschine-Schnittstelle Bestandteil der Lehre.

  Zukunftsperspektiven

Industrial Designer sind Produktgestalter, sie gestalten das ganze Spektrum an Waren im Bereich Konsumgüter (Güter zum privaten Gebrauch, Möbel oder Elektro-Geräte) und Investitionsgüter (Produkte für Unternehmen, z.B. Produktionsmaschinen).