Klatschnasse Blüten auf leeren Bänken: Im Biergarten des Enzauenparks bringt Ralf Heidt das kühle Blonde derzeit weder an die Frau noch an den Mann. Foto: sb

Bei vielen Gastronomen und Einzelhändlern herrscht Frust. Nur Regenjacken sind im Mai ein Kassenschlager.

Pforzheim - Seit Wochen nervt das schlechte Wetter. Doch während bei den meisten Pforzheimern nur die Laune im Keller ist, wirkt sich der gar nicht wonnige Mai bei Gastronomie und Einzelhandel negativ auf die Umsätze aus.

"Es läuft ganz schlecht. Die Terrasse wurde seit März vielleicht fünfmal genutzt", berichtet Erdem Yurttas, Inhaber des Cafés "Troc" in der Fußgängerzone. "Wir machen pro Tag etwa 500 bis 800 Euro Verlust. Es läuft so schlecht wie noch nie."

Auch bei anderen Gastronomen sieht es nicht besser aus. "Ich betreibe seit 1993 den Biergarten und hatte noch nie so einen schlechten Start wie dieses Jahr", klagt Frank Daudert, Betreiber des Biergartens im Enzauenpark. "Die Saison ist wegen der Sommerferien und der Messe schon fast gelaufen. Außerdem fehlen die ganzen Feiertage, da Ostern und Pfingsten so kalt waren. Events müssen abgesagt werden." Der Kindertag wurde gestrichen. Daudert verzichtete auch auf eine Live-Übertragung des Champions-League-Finals. Somit ging auch deutlich weniger Brauhaus-Bier über den Tresen.

Auch bei der weiteren großen Pforzheimer Brauerei sorgt die Wetter-Tristesse für Kummer. "Die Biergärten werden durch das schlechte Wetter nicht mehr besucht, da unter 20 Grad Celsius der Bierdurst nicht so groß ist", sagt Peter Ketterer, Inhaber der Ketterer-Brauerei.

Kaum einen lockt es dieser Tage vor die Tür. Das bekommt auch der Wildpark zu spüren. "Das schlechte Wetter bedeutet für uns etwa 30 Prozent Verlust. So ein schlechtes Frühjahr hatten wir noch nie, aber dafür hatten wir auch schon gute Jahre", sagt Wildpark-Förster Carsten Schwarz.

"Die Umsätze sind nicht so, wie sie sein sollte"

Zum Gärtnern haben bei Kälte und Regen nur die besonders Unerschrockenen Lust. "Die Umsätze sind nicht so, wie sie sein sollten, man spürt schon eine starke Zurückhaltung", sagt Joachim Streb, Geschäftsführer des gleichnamigen Gartencenters: "Aber hoffentlich wird das Wetter im Juni noch besser, dann können wir die Verluste einigermaßen ausgleichen."

Die Landwirte sehen die Sache gelassener. Die Niederschläge wären nicht schlecht für Getreide oder Gras. Zumindest, solange man Gras nicht als Futter für Kühe schneiden muss. Auch bei der Aussaat etwa von Mais macht das Wetter Probleme, sagen Ulrich Hauser, der Vorsitzende des Kreisbauernverbands, und Bernhard Staer vom Landwirtschaftsamt. Aufgeweichte Böden machen schon das Befahren der Felder und Wiesen kompliziert.

T-Shirts, Tops und Bikinis sind derzeit nicht wirklich ein Kassenschlager. Dafür verkauft sich Regenschutz besser denn je, wie man bei "Intersport Elsässer" in der Schlössle-Galerie feststellt. "Bei uns ist es zum Glück nur eine Umverlagerung auf andere Teilbereiche: Anstatt der Badebekleidung und der Ausrüstung für den Radsport verkaufen wir viele Regenjacken. Allerdings gehen sie uns langsam aus", sagt Inhaber Karl Elsässer schmunzelnd.

Bestimmt haben sich auch "Waldwichtl" aus dem Waldkindergarten mit Regenjacken eingedeckt, da sie ja fast den ganzen Tag über draußen sind. "Besonders beliebt ist jetzt das Backen von Matschkuchen", berichtet Anne Dylla, die Mutter eines Kindergartenkinds – "auch wenn sie danach wie Wildschweine aussehen."