Die Wanderausstellung "1250 Jahre Kraichgau" im Landratsamt Enzkreis kann bis Dienstag, 14. April, besucht werden. Fotos: Schabert Foto: Schwarzwälder Bote

Ausstellung: 769 tauchte in einer Schenkung an das Kloster Lorsch der Name erstmals auf / Ellmendingen nächste Station

Bis Dienstag, 14. April, ist die Wanderausstellung "1250 Jahre Kraichgau" in der Eingangshalle des Landratsamtes Enzkreis zu sehen. Eröffnet wurde diese nach einem Musikstück des den musikalischen Rahmen gebenden Brass-Ensembles vom Musikverein Freudenstein durch Landrat Bastian Rosenau und Kurator Thomas Adam aus Bruchsal.

Pforzheim. Rosenau hatte in seinen Begrüßungsworten unterstrichen, der Kraichgau sei eine der vier den Enzkreis prägenden Landschaften. Aufgrund seiner Vielfalt werde er selten als Ganzes wahrgenommen. Als besonderes Highlight nannte Rosenau das Weltkulturerbe Kloster Maulbronn. Dank zollte er Kreisarchivar Konstantin Huber als Organisator vor Ort und Mitgestalter der Präsentation, die im Enzkreis an sieben Plätzen Station macht. Von Pforzheim geht es nach Ellmendingen.

Kurzweilig schlug Adam mit dem Eröffnungsvortrag, "Der Kraichgau – Vielfalt in Geschichte und Gegenwart", ein Bilderbuch der wichtigsten Stationen, bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in und Persönlichkeiten aus der Landschaft auf. Der Bruchsaler Stadtarchivar und Autor des Buches, "Kleine Geschichte des Kraichgau", zeigte sich als eingefleischter und schwärmerischer Kraichgauer. Natürlich sei ein Ziel, Geschichte aufzuzeigen. Aufhänger ist die Erstnennung als Landschaft in einer Urkunde des Klosters Lorsch am 11. Juni 769, in der eine Schenkung den Namen "Creichgouue" dokumentiert. Auch wenn man sich vielleicht mit den bekannten Kraichgau-Attributen wie "Kleinitalien" oder "badische Toskana" im Blick auf den Corona-Virus – so meinte Adam scherzhaft – vielleicht etwas zurückhalten sollte, wolle man die Landschaft der Hügel, Burgen und kleinen Städte den Menschen näher bringen.

Nie eine politische Einheit

Das Gebiet war nie eine politische Einheit, sondern eine vom Adel kleinräumig aufgeteilte Landschaft. Dies mache die Abgrenzung schwer. Treffend sei es in alten Zeiten einmal als "Land zwischen Rhein und Neckar und zwischen Schwarzwald und Odenwald" beschrieben worden. Überregional wahrgenommen werde der Kraichgau wohl erst, seit Hoffenheim in der Fußball-Bundesliga mitmische. Es sei eben nur am Rand von Großstädten berührt.

Ins Bewusstsein der Einheimischen wie von Besuchern rücken soll der Kraichgau durch die gemeinsame Ausstellung der vier Landkreise Enzkreis, Heilbronn, Karlsruhe und Rhein-Neckar-Kreis. Neben den federführenden Kreisarchiven sind daran auch die Touristiker beteiligt. Schließlich gebe die Vielfalt, die den Kraichgau ausmache, lohnende Ziele. Wie zerstückelt das Gebiet unter den verschiedensten kleinen und größeren Adelshäusern einst war, zeige besonders die an den Enzkreis angrenzende Karlsruher Kreisgemeinde Kürnbach. Diese habe von zwei Bürgermeistern und zwei Gemeinderäten verwaltet – bis sie erst nach 1904 vollständig badisch wurde – teils zu Hessen und teils zu Baden gehört. Zwei hessischen Häusern sei jeweils ein badisches Anwesen gefolgt.

Sogar die Kirche habe einen badischen und württembergischen Eingang gehabt. Von Römern, Alemannen, Minnesängern, Hecker, Melanchthon und Faust, der von "Schutzjuden" in Deutschland am stärksten besiedelten Landschaft mit ihren fruchtbaren Lössböden und Hohlwegen berichtete Thomas Adam. An den bebilderten 26 Ausstellungstafeln vertieften die Besucher anschließend das Gehörte. In Vitrinen stellt der Enzkreis seine Umfangreiche Kraichgau-Literatur aus, die im Archiv zum Studium bereitsteht.

Die Einladung von Landrat Bastian Rosenau zu einem Imbiss mit Spezialitäten aus der Landschaft oder einem Stück Kraichgautorte nahmen die Besucher teils vor dem Rundgang, teils danach gerne an.