So sieht der Plan des Regierungspräsidiums für den sechsspurigen Ausbau der A 8 aus: Am Enzberg sollen ein kurzer Tunnel und hohe Lärmschutzmauern gebaut werden. Anwohnern und Kommunen reicht diese Lösung aber nicht. Die Einhausung, die an der Kurve am Enzberg beginnt, soll viel länger werden, fordert die Region. Foto: SB

Bund lehnt Vorschlag der Region ab: Kein langer Tunnel im Enztal. Kommunen reagieren enttäuscht.

Enzkreis/Pforzheim - Beim Bundesverkehrsministerium beißen die Abgeordneten und Kommunalpolitiker aus der Region auf Granit. Beim geplanten sechsspurigen Ausbau der Autobahn im Enztal sieht der Bund keinen Grund, den Lärmschutz noch mehr zu verbessern.

Das Verkehrsministerium lehnt die Kompromisslösung ab, den bisher vorgesehenen kurzen Tunnel am Enzberg zu verlängern. Seit sieben Jahren fordern Anwohner und Kommunen an der A 8 die Planer auf, bessere Lösungen für eine moderne Autobahn vorzulegen. Nachdem der Bund aber selbst einen Mittelweg verworfen hat, auf den sich die ganze Region geeinigt hatte, droht ein jahrelanger Streit darüber, wie ein guter Schutz für die Bürger in Pforzheim, Kieselbronn und Niefern-Öschelbronn aussehen soll.

Die Absage aus Berlin hat die Rathauschefs im Mark getroffen. "Ich bin sehr enttäuscht über den Kanzleitrost aus Berlin. Nach den bisher geführten Gesprächen ist die jüngste Antwort absolut unverständlich", sagt Pforzheims OB Gert Hager. Vermutlich werden eines Tages die Gerichte über die Pläne für die A 8 entscheiden müssen – "das Bundesverkehrsministerium riskiert hier sehenden Auges Klagen aus der Region", so Hager.

Anwohner vor dem Schall schützen

Was hatten die Kommunalpolitiker der Region nicht alles versucht, den Bund und die Planer des Landes umzustimmen. Im Mai waren sie nach Berlin gefahren, um den Verkehrsstaatssekretär Andreas Scheuer in einem Gespräch zu überzeugen, dass eine nur 380 Meter lange Einhausung der Bundesfernstraße nicht reicht, die Anwohner vor dem Schall zu schützen, der sich von der A 8 in die Wohngebiete ausbreitet. Damals schien Scheuer nachdenklich geworden zu sein, berichteten die Teilnehmer der Diskussionsrunde.

Umso überraschter ist Niefern-Öschelbronns Bürgermeister Jürgen Kurz, dass Scheuer in seiner Antwort auf den regionalen Kompromiss nun den längeren Tunnel kurzerhand verworfen hat: "Ohne größere Prüfung verweist er auf Mehrkosten, doch die neun Millionen Euro für eine 800 Meter lange Lösung müssten dem Sparpotenzial gegenübergestellt werden, das durch einen schnellen Baubeginn möglich wäre." Verzögere sich aber die Sanierung, stiegen die Baupreise beträchtlich an.

Außerdem können laut Kurz die bei dieser Variante vorgeschrieben Sicherheitseinrichtungen günstiger gebaut werden, als Scheuer meine. "Die Rettungswege sollten direkt in die Straße am Enzberg münden", so Kurz. Dieselbe Lösung sei auch auf Eutinger Seite machbar.

Der Niefern-Öschelbronner Rathauschef rechnet damit, dass in seiner Gemeinde "jetzt wieder die Diskussionen über eine Talbrücke als Alternative aufflackern werden". Auch Pforzheim ist für eine Überbrückung des Enztals. Dieses Bauwerk wäre zwar teurer als ein Tunnel, aber nötig, um die Trinkwasserquellen im Tal zu schützen, argumentiert die Führung der Stadtwerke. Niefern-Öschelbronner Gemeinderäte erhoffen sich darüber hinaus einen guten Lärmschutz von einer Brücke, die den Verkehr über den Wohngebieten durchs Tal führt. Kieselbronns Schultes Heiko Faber befürchtet jedoch, dass in diesem Fall wieder mehr Lärm die Gemeinde belastet.

Kurz hatte erwartet, dass die Bundestagsabgeordneten es schaffen, den Staatssekretär für ein Gespräch an der A 8 zu gewinnen. Doch Scheuer wird nicht kommen. Auf ihn sind die Abgeordneten Katja Mast (SPD), Gunther Krichbaum (CDU) und Erik Schweickert (FDP), die den Kompromiss mitgetragen haben, nicht gut zu sprechen – sie seien "tief enttäuscht von ihm". Das letzte Wort sei aber noch nicht gesprochen. Sie wollen bei Scheuer "noch nachsetzen" und in einer Stellungnahme an ihn "den Druck erhöhen".