Die verschiedene Bau- und Architekturphasen in sich bergende Pforzheimer Schlosskirche verrät dem Fachmann, dass ihre und der neuen Stadt Anfänge in die Salierzeit zu datieren sind. Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Die neue Stadt und spätere badische Residenz nahm schon um 1150 ihre Anfänge

Referent Jeff Klotz berichtete über die Geschichte des Pforzheimer Schlosses, der ehemaligen Burg und der badischen Residenz Pforzheim. Besonders durch seine Herangehensweise als Bauarchäologe zeige die Historie oftmals überraschende Ergebnisse.

Pforzheim. Als Archivleiterin Klara Deecke im Rahmen der Serie "Montagabend im Archiv" den Referenten Jeff Klotz und die Gäste zum Vortrag begrüßte, platzte der Veranstaltungssaal in der Kronprinzenstraße fast aus den Nähten.

Trotz herbeigetragener Stühle konnten einige Zuhörer nur stehend die spannend und kurzweilig präsentierte Geschichte um Burg, Schloss und die badische Residenz Pforzheim verfolgen.

Von der Leinwand leuchtete eine Rekonstruktion der ehemaligen Schlossanlagen in den Saal. Der renommierte Forscher Jeff Klotz erläuterte eingangs, wie seine Herangehensweise an die Historie vor allem als Bauarchäologe oftmals überraschende Ergebnisse zeigt.

Das neue Pforzheim – dies belegten die Funde um die Schlosskirche – sei älter als bislang nach urkundlichen Belegen angenommen.

Mit einer Vorgänger-Kirche aus der Salierzeit habe wohl schon vor der zunächst der Zeit entsprechend temporär genutzten und später dauerhaften badischen Residenz auf dem Schlossberg eine Burg und die neue Siedlung Pforzheim ihren Platz gehabt. Nicht erst im 13. Jahrhundert, wie lange angenommen, sei das der Altstadt um Altstadtkirche und Kappelhof, wo schon die Römer siedelten, folgende neue Pforzheim aus der Geschichte aufgetaucht.

Schon um 1150 habe die Siedlung mehrfach als Siegelort Heinrichs IV. gedient. Ab dem 13. Jahrhundert ist dann eine verstärkte Entwicklung in die badische Zeit hinein erfolgt. So zeigt dem Referenten das Schlosskirchenportal Bezüge zu Hirsau und Aurelius, die in die Zeit um 1190/1200 zu datieren sind.

Als "Klammer zwischen den Zeiten" ist vom Fachmann an dem Gotteshaus die Fertigstellung des Langhauses um 1250 abzulesen. Ohne den Chor ist das Bauwerk um 1310/20 vollendet worden. Vom Haus Baden wird die, etwa seit Beginn des 15. Jahrhunderts der Altstadtkirche gleichgestellte, Schlosskirche 1460 von einer Pfarrkirche zu einer Kollegiatsstiftskirche erhoben, erweitert und dient dem Haus Baden als Grablege. Innerhalb von zwei Jahrzehnten wird der Chor durch einen größeren Neubau des badischen Hofbaumeisters Hans Spryss ersetzt.

In bunten Farben rekonstruiert, konnten die Besucher die Entwicklung der Schlossanlage und Siedlung der bedeutenden und immer wichtiger werdenden badischen Stadt zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert auf der Leinwand verfolgen.

Ein Ausbau der Anlagen erfolgte wohl auf das Jahr 1447 hin, wo Markgraf Jakob in Pforzheim groß die Hochzeit seines Sohnes Karl mit Katharina von Österreich ausrichtete. Nur zwei Gebäude neben der im letzten Krieg beschädigten und wieder aufgebauten Schlosskirche sind aus alten Zeiten noch vorhanden: die rekonstruierte Einnehmerei und der 1553, "einige Jahre früher als dort auf dem Schild steht", errichtete Archivturm.

Vorläufer des Landtags

Dieses Gebäude beherbergte, anders als der Name vermuten lässt, einst vor allem die Ständekammer Badens, so etwas wie einen Vorläufer des Landtags. Das Schloss wurde nach einer teilweisen Erneuerung wegen Schäden durch den Pfälzischen Erbfolgekrieg aber nicht etwa mit der Stadt im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Nach Verlagerung der Residenz nach Durlach und später Karlsruhe verfiel es nach 1700. Ab 1768 wurde es abgetragen, zuletzt das noch als Finanzamt genutzte Neue Schloss, das 1907 dem Hotel Ruf weichen musste.